Debatten auf Twitter

Amoklauf: “Psychose” oder “islamistische Tat”?

Ausland
10.05.2016 17:34

Der Amoklauf in der Nähe von München mit einem Toten und drei teils schwer Verletzten wirft einige Fragen auf. Bei dem 27-Jährigen, der unmittelbar nach der Tat festgenommen wurde, handelt es sich um einen deutschen Staatsbürger ohne Migrationshintergrund. Während seines Messerangriffs auf Passagiere der S-Bahn und Passanten am Bahnhof der Stadt Grafing rief der Verdächtige "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Nun schlägt den Behörden in sozialen Netzwerken teils heftige Kritik entgegen - denn offiziell geht man von keinem islamistischen Hintergrund aus.

Der 27-Jährige aus Hessen hat die Tat bei seiner Einvernahme gestanden. Deutschlands Innenminister Thomas de Maiziere sprach von einer "abscheulichen, feigen Messerattacke". Der Minister fügte hinzu: "Das Motiv dieser Tat ist noch nicht abschließend geklärt." Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes und Mordversuchs. Derzeit deuten laut Behörden viele Indizien auf eine "Psychose" und eine "Drogensucht" hin.

"Seelischer Ausnahmezustand"
Ob der 27-Jährige auch zur Tatzeit unter Drogeneinfluss stand, ist nicht bekannt. Die Online-Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung" berichtete allerdings, dass in der Nähe des Tatorts ein "Behältnis mit Spuren von Rauschgift" sichergestellt worden sei. Das würde gut ins Bild passen, denn auch bild.de schreibt über einen auffälligen Drogenkonsum des Täters. Erst vor einigen Tagen sei der Mann "in einem seelischen Ausnahmezustand" von der Polizei aufgegriffen worden. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann erklärte, dass womöglich Drogen eine wesentliche Rolle bei der Tat gespielt hätten.

Debatte in sozialen Netzwerken
Psychose und Rauschgift, das können Teile der deutschen - und auch der österreichischen - Bevölkerung einfach nicht glauben. In sozialen Netzwerken wird der Verdacht geäußert, dass das "wieder nur ein Ablenkungsmanöver" der Behörden sei. So schrieb etwa eine Userin auf Twitter: "Gläubiger Muslim zu sein und im Namen des Islam Menschen zu töten, wird in Grafing gerade als 'psychische Störung' dargestellt..." Eine andere Twitter-Userin meinte: "An blutverschmierte öffentliche Orte müssen wir uns wohl gewöhnen. Der nächste Anschlag ist nur eine Frage der Zeit."

Hier noch ein paar Diskussionsbeiträge auf Twitter:

Tragödie erinnert an Amokfahrt in Graz
Die Diskussion um die Tragödie in Bayern erinnert User auch an die Amokfahrt in Graz am 20. Juni des Vorjahres. Damals war Alen R. mit seinem Geländewagen durch die Grazer Innenstadt gerast und hatte dabei insgesamt vier Menschen getötet und zahlreiche weitere Fußgänger zum Teil schwer verletzt. Mehr als 50 Menschen konnten sich teilweise nur durch Sprünge zur Seite retten.

Terrorexperten machte damals vor allem stutzig, dass R. nach der Amokfahrt auch noch mehrere Passanten mit einem Messer angegriffen hatte. Bisher gibt es zwei sich zum Teil widersprechende psychiatrische Gutachten zum Amokfahrer, ein drittes wird demnächst erwartet. In diesem soll entschieden werden, ob R. zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war oder nicht. Der Prozess wird wohl nicht mehr vor dem Sommer beginnen können.

Deutsche Bahn übergab Polizei Videomaterial
Von dem Amoklauf in Grafing existiert möglicherweise eine Videoaufzeichnung. Die Deutsche Bahn hat den Sicherheitsbehörden Videomaterial aus dem S-Bahn-Zug und vom Bahnhof übergeben. Demnach gelang es dem Triebfahrzeugführer der S-Bahn und einem Sicherheitsmann, den Angreifer unmittelbar nach der Tat zu vertreiben. Der Mitarbeiter führte nach dpa-Informationen die Polizei auch zu dem Versteck, wo sich der 27 Jahre alte Täter verborgen hielt.

Bahn-Chef: "Wir sind bestürzt und betroffen"
Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube sprach wenig später von "Mitarbeitern, die beherzt eingegriffen haben und den Täter von weiteren Angriffen abgehalten haben", wie die Bahn in Berlin mitteilte. "Wir sind bestürzt und betroffen über die Gewaltattacke im Bahnhof Grafing", sagte Grube. "Den Angehörigen der Opfer und den Verletzten des Angriffs gehört unser tiefes Mitgefühl."

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