"Perversen-Hatz"

So macht Südkorea Jagd auf High-Tech-Spanner

Web
19.10.2016 10:05

Ob auf der Rolltreppe, im Gedränge der U-Bahn oder auf öffentlichen Toiletten: Südkoreas Frauen laufen überall Gefahr, Opfer perverser Spanner zu werden, die mit Smartphones und anderen Spionage-Gadgets heimlich unter Röcke und in Dekolletés schielen. "Molka" nennt sich diese Versteckte-Kamera-Pornographie, gegen die das Land nun mit speziellen Such-Trupps vorgeht.

Sie sind in der Regel zwischen 20 und 30 Jahre alt, gebildet, haben einen guten Job und sind - wenig überraschend - männlich: Die Zahl der südkoreanischen Molka-Filmer hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen. Verzeichnete die Polizei 2010 noch 1110 Verbrechen wegen heimlicher Spannerei, so waren es 2014 bereits mehr als 6600 - ungeachtet der Tatsache, dass Erwischten im Falle einer Verurteilung Geldstrafen in Höhe von umgerechnet bis zu 8300 Euro sowie bis zu fünf Jahre Haft drohen, wie AFP berichtet.

Spanner profitieren von technologischen Innovationen
Die Täter profitieren in dem von Technologie besessenen Land von immer neuen Errungenschaften wie Spionage-Brillen, Armbanduhren oder Kugelschreibern mit versteckten Kameras sowie speziellen Smartphone-Apps, die verschleiern, dass mit dem Gerät gerade gefilmt wird, indem auf dem Display etwas anderes angezeigt wird. Auch das verräterische Geräusch des Kameraauslösers - seit einigen Jahren für die Smartphone-Hersteller verpflichtend - lassen die Molka-Spanner mithilfe von Apps verstummen.

Mit Detektoren auf Spanner-Jagd
In der Hauptstadt Seoul versucht man den Spannern daher nun mit eigenen Such-Trupps beizukommen. Ausgerüstet mit speziellen Detektoren, machen sich Frauen in öffentlichen WCs unter Klobrillen, Spülkästen und Rauchmeldern auf die Suche nach versteckten Kameras. Eine von ihnen ist die 49-jährige Park Kwang-Mi: "Ich stelle sicher, dass keine Frau von einer Kamera gefilmt wird, während sie sich erleichtert", erklärt sie gegenüber AFP und ergänzt: "Es ist seltsam, dass es Leute gibt, die so etwas sehen wollen, aber unser Job ist notwendig, damit Frauen sich sicher fühlen."

"Frauen sind für viele Männer nicht mehr als Sex-Objekte"
Denn im stark patriarchalisch geprägten Südkorea spielen Frauen laut Lee Na-Young, Soziologie-Professorin an der Hanyang University in Seoul, nach wie vor lediglich eine untergeordnete Rolle. Ihr Gehalt sei im Schnitt rund ein Drittel niedriger als das von Männern und nur elf Prozent von ihnen bekleideten Führungspositionen, so Na-Young. In einem solchen Umfeld seien Frauen für viele Männer nicht mehr als Sex-Objekte, erläutert die Soziologin und kritisiert den Trend zum Spannertum als "falsche Ehe zwischen sich schnell entwickelnden Technologien und langsam entwickelnder patriarchalischer Kultur." Das Molka-Problem lasse sich nur durch Bildung zu Hause und in der Schule lösen.

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