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Schluss mit lästigen Dienst-Mails in der Freizeit?

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19.12.2017 09:06

Aus Sorge vor zu hoher Arbeitsbelastung fordert der deutsche Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück die Löschung dienstlicher E-Mails während der Freizeit. Mailkonten von Mitarbeitern sollten im Zeitraum zwischen 19 Uhr und 6 Uhr sowie am Wochenende und im Urlaub gesperrt werden, sagte Hück der Deutschen Presse-Agentur. Würde eine derartige Regelung auch in Österreich Zuspruch finden? Diskutieren Sie in unserem Forum mit!

"Abends noch Mails vom Chef lesen und beantworten, ist unbezahlte Arbeitszeit, die den Stress erhöht - das geht gar nicht", kritisierte Hück. Mails, die in dieser Zeit eintreffen, sollten seiner Ansicht nach automatisch an den Absender zurückgeschickt werden und nicht mehr in der Mailbox des Mitarbeiters vorhanden sein, also automatisch gelöscht werden.

Hück peilt eine entsprechende Betriebsvereinbarung an, die eine solche Mailsperre vorsieht. Das Vorhaben wäre eine Verschärfung von Regeln des Porsche-Mutterkonzerns VW. Bei dem Wolfsburger Autohersteller können Tarifbeschäftigte unter der Woche zwischen 18 und 6 Uhr sowie an Wochenenden keine Dienst-Mails mehr bekommen oder versenden. Gelöscht werden diese aber nicht - in der Früh ist die elektronische Post dann zu lesen. Das sei "vergleichbar mit einem Funkloch", sagt ein VW-Betriebsratssprecher.

Ausnahmeregeln für Spätschicht oder Auslandsmitarbeiter
So eine Regel geht Hück nicht weit genug. "Was nützt dir eine Mailsperre, wenn du ins Büro kommst und erst einmal Unmengen an Mails abarbeiten musst?" Wichtige Mails müsste der Absender eben tagsüber noch einmal schicken, so der Betriebsrat. Allerdings soll es Ausnahmeregeln geben, etwa für die Spätschicht oder für Kollegen, zu deren Jobs die Kommunikation mit China oder den USA gehört, also Märkten in anderen Zeitzonen.

BMW: "Recht auf Nichterreichbarkeit nach Feierabend"
Ein in Ansätzen ähnliches System gibt es beim Autoriesen Daimler. Dort können Mitarbeiter ihr Mailkonto so einstellen, dass die elektronische Post im Urlaub automatisch gelöscht und der Absender informiert wird. Das beruht aber auf Freiwilligkeit - eine Pflichtvorgabe gibt es nicht. Das Lösch-Angebot werde durchaus genutzt, so ein Daimler-Sprecher, eine Statistik über die Nutzung gebe es aber nicht. Das sei eine individuelle Entscheidung des einzelnen Mitarbeiters, die "gefördert und respektiert" werde. Bei BMW wiederum gibt es ein "Recht auf Nichterreichbarkeit nach Feierabend, im Urlaub und am Wochenende". Zwischendurch blockiert werden die Mailserver bei den Münchnern aber nicht.

"Forderung ist Populismus pur"
Kritik an Hücks Forderung kommt von der Arbeitgeberseite. "So eine generelle Forderung ist Populismus pur", sagte der Sprecher des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Leutz, am Dienstag gegenüber der "Passauer Neuen Presse".

Arbeitgeberverbände: "Keiner muss rund um die Uhr erreichbar sein"
89 Prozent aller Arbeitnehmer würden maximal einmal im Monat auch wirklich vom Vorgesetzten kontaktiert. "Wenn es ein Problem gibt, dann doch wohl nicht, dass eine Mail geschrieben wird, sondern dass das Gefühl besteht, sie müsse sofort bearbeitet werden", sagte Leutz. Das müsse auf Betriebsebene geklärt werden. Widerspruch kam auch von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA): Wegen der geltenden Arbeitszeit- und Arbeitsschutzgesetze müsse "kein Arbeitnehmer rund um die Uhr erreichbar sein". Das gelte auch für die Beantwortung von E-Mails.

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