An Schweinen

"Vier Pfoten" fordern Ende schmerzhafter Eingriffe

Tierecke
18.07.2017 10:01

Noch immer sind diese Praktiken gängig in Europa: Millionen Ferkel werden pro Jahr ohne Betäubung kastriert, ihre Zähne abgeschliffen, ihre Schwänze abgeschnitten oder mit heißem Draht gekürzt. Auch in Österreich sind viele dieser Eingriffe noch immer gesetzlich zugelassen. Die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" will gemeinsam mit dem europäischen Tierschutz-Dachverband, der "Eurogroup for Animals", ein Ende dieser grausamen Methoden.

Mit der Kampagne "EndPigPain" fordern die Tierschützer die zuständigen Minister auf, die notwendigen gesetzlichen Änderungen für die Haltung von Schweinen durchzusetzen. Dafür haben sie eine Petition gestartet, die sich an Pamela Rendi-Wagner (Gesundheit bzw. Tierschutz) und Andrä Rupprechter (Landwirtschaft) richtet. Konkret verlangen die "Vier Pfoten" einen Ausstiegsplan, der ein schrittweises Vorgehen mit verbindlichen Fristen umfasst.

"Schweine leiden für Fleischproduktion"
"Es ist einfach unerträglich, dass Schweine Qualen erleiden, nur damit die Fleischproduktion noch effizienter gestaltet werden kann", sagt Martina Pluda, Kampagnenleiterin der "Vier Pfoten". "Die Produktionsbedingungen müssen endlich an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden. Jetzt ist das Gegenteil der Fall - und das, obwohl gerade das Tierschutzgesetz novelliert wurde. Hier wurde schlicht eine große Chance verpasst, das Gesetz zeitgemäßer zu machen."

Kastration, Zähneschleifen und Schwanzkupieren
Die Argumente der Landwirtschaft für die Eingriffe: Männliche Ferkel werden ohne Betäubung kastriert, um das Risiko des sogenannten Ebergeruchs beim Schweinefleisch zu vermeiden. Die Zähne der Ferkel werden abgekniffen und abgeschliffen, um Verletzungen der Wurfgeschwister und der Zitzen der Sau zu verhindern. Das so genannte Schwanzkupieren, also das Abschneiden der Schwänze, soll dem Schwanzbeißen, einer sehr häufigen Verhaltensstörung bei der nicht artgemäßen Haltung von Schweinen, zuvorkommen.

"Wer soll dafür Verständnis haben?"
Martina Pluda: "Es ist absurd: Anstatt Haltungen zu schaffen, in denen Schweine nicht so verstört werden, dass sie sich gegenseitig verletzen, schneidet man einfach die kritischen Stellen am Tier weg. Wer soll dafür im 21. Jahrhundert noch Verständnis haben?"

Zähneschleifen und Schwanzkupieren sind übrigens per EU-Verordnung längst verboten, aber immer noch verbreitet in Österreich. "Hier muss die Politik konkrete Schritte setzen", fordert Pluda. Die betäubungslose Ferkelkastration ist sogar gesetzlich ausdrücklich noch erlaubt. "Das ist schlicht eine Schande", so Pluda. "In der Schweiz und in Norwegen ist diese Grausamkeit längst verboten.

Deutschland mit Verbot ab 2019
In Deutschland tritt das Verbot 2019 in Kraft. Es geht also durchaus auch ohne Tierqual." Die österreichische Landwirtschaft und der Handel haben bislang stets argumentiert, dass Alternativen zur betäubungslosen Kastration zu teuer wären.

Kampagne soll für Schweineleid sensibilisieren
Die Kampagne "EndPigPain", an der sich verschiedene europäische Tierschutzorganisationen beteiligen, will die Öffentlichkeit für die Eingriffe am Schwein und das damit verbundene Leid der Tiere sensibilisieren. "Man kann sehr wohl auf die Kastration ohne Betäubung verzichten, wie die Beispiele der anderen Länder zeigen", sagt Pluda. "Die drei Alternativen Ebermast, Impfung gegen Ebergeruch und Kastration mit Schmerzausschaltung/Anästhesie stehen als tierschutzkonforme und praktikable Methoden zur Verfügung."

Verbesserungen sind nicht gratis
Gemeinsam ist allen genannten Alternativen, dass sie nicht ohne Kosten umzusetzen sind, was sich in einer Erhöhung des Preises für Schweinefleisch um einige wenige Cent pro Kilo niederschlagen würde. Die "Vier Pfoten" sehen in diesem Zusammenhang besonders den Lebensmitteleinzelhandel gefordert, diese Kosten über seine Preispolitik abzufedern. "Ein Preis-Dumping bei Fleisch ist ohnehin abzulehnen. Der Kampf um Marktanteile darf nicht auf dem Rücken der Landwirte und Nutztiere ausgetragen werden" so Martina Pluda.

Mehr Informationen über die Kampagne finden Sie HIER.

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