Viele Tiere tot

Täter verwendeten in Zistersdorf verbotenes Gift

Tierecke
17.06.2016 09:29

Das in der EU seit vielen Jahren verbotene Gift Carbamat hat zu den Todesfällen zahlreicher Tiere im Gebiet rund um Gösting in Zisterdorf Mitte März dieses Jahres geführt: Das ist die Erkenntnis der vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) durchgeführten Tests. Damals hatten die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" und die Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (EGS) Alarm geschlagen.

EGS-Leiter Hans Frey war gemeinsam mit dem örtlichen Jagdleiter, der Polizei, einem Vertreter des Landesjagdverbandes,  der zuständigen Amtstierärztin, einem Vertreter der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf sowie der Organisation "Bird Life" unterwegs gewesen, um nach Giftopfern und den mit Carbamaten (Handelsname Carbofuran) versetzten Fleischködern zu suchen.

"Es handelt sich um ein regelrechtes Massaker"
"Es handelt sich leider um ein regelrechtes Massaker", so Indra Kley, Leiterin des Österreich-Büros von "Vier Pfoten". "Der oder die Täter haben teils streng geschützte Wildtiere getötet, aber auch Heimtiere sind der Vernichtungswut zum Opfer gefallen."

Ermittlungen gehen voran - Verdacht gegen drei Personen
Das Landeskriminalamt Niederösterreich ermittelt derzeit konkret gegen drei Personen. Die Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf unterstützt diese Ermittlungen und hat auch schon die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

"Giftleger sind Kriminelle"
Für Indra Kley steht fest: "Giftleger sind grausame Tierquäler und Kriminelle. Solche Vergehen müssen entsprechend geahndet werden, wie es der §222 des österreichischen Strafrechts vorsieht. Wir hoffen, dass das ganze Strafausmaß ausgeschöpft wird, sollte der oder die Täter identifiziert werden."

"Schwarze Schafe" in der Jägerschaft?
Von Anfang an richtete sich der Verdacht gegen "schwarze Schafe" unter den Jägern. Dabei geht es möglicherweise um die Vernichtung von "Jagdkonkurrenz", also um das Töten von Tieren, die wiederum eine potenzielle Gefahr für andere Tiere im Revier der Jäger sind. Diese Einstellung, so Frey, ist sehr weit verbreitet in der Jägerschaft und wird durch Niederwildreferenten und Artikel in Jagdzeitschriften geschürt: "Fast alle Jäger betrachten Wild als ihr Eigentum, denn sie zahlen teure Jagdpacht".

Große Verluste bei seltenen Arten möglich
Wie Frey erklärt, hat diese wahllose Vergiftung über die akuten Todesfälle hinaus ungeheure Auswirkung auf die ganze Lebensgemeinschaft des Gebietes. Denn Ausschaltung von Kolkraben, Krähen und Elstern zieht auch den Verlust von allen Eulen und Falken nach sich, da sie keine Nester vorfinden und selbst keine bauen können. "Bei seltenen Arten wie, zum Beispiel dem Rotmilan, kann der Verlust von Individuen zum Ende des Brutvorkommens in Österreich führen. Das macht dieses sinnlose Töten noch trauriger."

Carbamat: Qualvoller Erstickungstod
Er betont, dass Vergiftungen mit Carbamaten  einen überaus qualvollen und langsamen Erstickungstod zur Folge haben: "Nicht nur das Ende ist schrecklich, schon vorher kommt es über Stunden zu überaus schmerzhaften Krämpfen der Darmmuskulatur und auch zu einer Verkrampfung der Skelettmuskulatur."

Die traurige Bilanz der Suche im Gebiet, wobei die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher liegt:

  • 1 Seeadler
  • 3 Rotmilane
  • 15 Mäusebussarde
  • 3 Kolkraben
  • 4 Mader
  • 3 Hauskatzen, eine davon als Köder mit Gift präpariert
  • 5 Füchse
  • 1 Stockente, als Köder mit Gift versetzt
  • 2 Rohrweihen

Tierschützer richten Appell an die Jäger
Indra Kley appelliert nun an die Jäger selbst: "Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, hoffen wir auf ein strenges Urteil des Ehrensenats der Jägerschaft. Die Jäger sollten größtes Interesse daran haben, solche Menschen aus ihren Reihen zu verbannen, denn sie haben massiv gegen das Jagdgesetz verstoßen." Die Organisation wünscht sich "mehr ökologisches Basiswissen bei der Jagdausbildung und auch strengere Kriterien für die Erlangung der Jagdkarte". Man darf ihrer Ansicht nach keinesfalls vergessen, dass jederzeit auch Heimtiere oder im schlimmsten Fall Kinder, die im Wald spielen, dem tödlichen Gift zum Opfer fallen können.

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