Zoo Schönbrunn:

Giraffen-Tötung auch in Wien theoretisch möglich

Tierecke
11.02.2014 08:43
Die Tötung und öffentliche Verfütterung des gesunden Giraffenkalbs "Marius" im Kopenhagener Zoo hat für Proteste gesorgt. Eine solche Vorgehensweise wäre laut Thomas Voracek, Fachtierarzt im Tiergarten Schönbrunn, allerdings auch im Wiener Zoo möglich. Tierschützer lassen die Argumente der Zoos nicht gelten und fordern Konsequenzen.

Wie der Kopenhagener Zoo ist auch der Tiergarten Schönbrunn Mitglied in der Europäischen Zoo- und Aquarienvereinigung (EAZA). Diese sieht ein strenges Zuchtprogramm für Giraffen vor. Weil Marius ein ähnliches Genmaterial wie die Giraffen in den anderen 300 EAZA-Zoos aufwies, konnte er in keinem von ihnen aufgenommen werden.

Tierschützer lassen Zoo-Argumente nicht gelten
Dieses Argument will die deutsche Tierschutzorganisation "animal public" nicht gelten lassen. Lediglich acht Prozent der Zoos und Tierparks in Europa würden der EAZA angehören, es hätte also viele andere Möglichkeiten gegeben, gibt "animal public" an. Einige Angebote sollen dem Zoo sogar vorgelegen haben und nicht berücksichtigt worden sein. Zudem könne man Giraffen problemlos in Bullengruppen halten, so die Tierschützer.

Verfütterung für Tierarzt "emotionslos"
Für Tierarzt Thomas Voracek ist es dennoch vorstellbar, dass es in Schönbrunn zu einer ähnlichen Vorgehensweise wie in Kopenhagen kommen könnte. Nämlich dann, wenn im Zoo ebenfalls ein Giraffenbaby geboren werden würde, das aufgrund von Inzuchtgefahr nirgendwo Aufnahme fände. Auch die Verfütterung eines Zootieres an andere Zootiere sei erlaubt, betonte Voracek. Er sehe die öffentliche Verfütterung von Marius an Raubtiere im Kopenhagener Zoo daher "emotionslos".

Auch gesunde Tiere in anderen Zoos getötet
Laut der Tierschutzorganisation "EndZoo" sollen auch deutsche Zoos immer wieder "erhebliche Probleme" mit überschüssigen Tieren haben. Sie fordert daher härtere Strafen für die Tötung von gesunden Tieren, die Zoos in Folge von unkontrollierter Zucht nicht behalten wollen. 2010 musste sich etwa der Direktor des Magdeburger Zoos wegen der Tötung dreier Tigerbabys vor Gericht verantworten. Die Begründung: Der Vater sei kein reinrassiger Sibirischer Tiger gewesen. Der Zoodirektor wurde für die Einschläferung verwarnt.

Überreste werden in Wien untersucht
Die Überreste des jungen Bullen aus Kopenhagen sollen schon bald nach Wien überstellt und hier untersucht werden. Der Zoo überlässt einer fünfköpfigen Forschungsgruppe des Departments für Kognitionsbiologie Zunge, Zungenbein, Kehlkopf und zwei bis drei Trachealringe der Giraffe. "Wenn ein Tier getötet werden muss, wäre es schade, wenn es nicht für die Wissenschaft verwertet wird. Solche Präparate sind nicht so oft zu bekommen", sagte die Leiterin des Forschungsprojekts.

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