Martiniganslzeit

Ex-Boxerin Regina Halmich kämpft gegen Tierleid

Tierecke
03.11.2015 08:48
Die deutsche Ex-Profi-Boxerin Regina Halmich hat - rechtzeitig zur Martiniganslzeit - mit der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" einen viralen Spot produziert, in dem sie hinter die Kulissen der Foie Gras- und Daunenindustrie blickt. Denn weltweit leiden immer noch Millionen von Gänsen und Enten in Großzuchtbetrieben schlimmste Qualen.

Die Fettleber der Gänse gilt bei vielen Feinschmeckern als Delikatesse, ihre Daunen sollen Winterjacken, Bettdecken und Schlafsäcke kuschelig warm machen. Hierfür werden viele Vögel in ihrem kurzen Leben grausam ausgebeutet. Die zwölffache Weltmeisterin im Fliegengewicht macht mit dem Spot darauf aufmerksam, welch immenses Tierleid hinter Daunen und Stopfleber steckt.

Undercover-Aufnahmen zeigen grausame Realität
Im Spot beschreibt Regina Halmich die grausame Prozedur des Lebendrupfs: "Gänse werden bei lebendigem Leib gerupft, ein Mal, zwei Mal, bis zu 16 Mal, damit sie mehr Geld einbringen. Dabei reißt natürlich oft die Haut ein. Die wird dann einfach mit Nadel und Faden zugenäht - ohne Betäubung." Im Spot eingeblendete Undercover-Aufnahmen aus Großzuchtbetrieben, die den "Vier Pfoten" zugespielt wurden, zeigen die brutale Realität hinter der Produktion von Daunen und Fettleber. "Schon mal was von Stopfleber gehört?", fährt Regina Halmich fort. "Gänsen und Enten wird ein Stahlrohr in den Hals gerammt, und sie werden mit einem Futterbrei vollgepumpt. Dadurch werden sie krank und ersticken beinahe. Die Leber wächst auf das Zehnfache an."

"Brutal, was Gänse und Enten durchmachen müssen"
Die "Vier Pfoten" führen seit Jahren eine Kampagne gegen die Ausbeutung von Gänsen und Enten und veröffentlichte mehrfach schockierendes Videomaterial über Lebendrupf- und Stopfmastpraktiken. Die Tierschutzorganisation freut sich nun über die prominente Unterstützung durch Regina Halmich. Der tierlieben Boxerin ist es ein Anliegen, sich für Schwache stark zu machen. "Ich finde es dermaßen brutal, was Gänse und Enten durchmachen müssen, dass ich dafür kaum Worte finde", betont Regina Halmich. "Das ist eine Qual, die einfach so grausam ist, dass man das öffentlich machen muss. Tiere haben leider kein Stimmrecht und können sich nicht äußern. Man sollte jedes Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier, respektvoll behandeln."

Martinigansl: Verbraucher sind gefragt
Wenn zu Martini die Verbraucher wieder verstärkt Gänse einkaufen, ist Vorsicht angebracht. Denn auch wenn in Österreich und in 13 weiteren europäischen Ländern die Stopfmast verboten ist und in den meisten EU Ländern Lebendrupf nicht praktiziert wird, darf Fleisch von gestopften und lebend gerupften Tieren sehr wohl importiert und gekauft werden. Eine verpflichtende Kennzeichnung von Gänse- oder Entenprodukten gibt es nicht. Somit wird Stopfleber als Delikatesse in Österreich und vielen weiteren europäischen Ländern verkauft, die restlichen Einzelteile des Tieres landen ohne Kennzeichnung der Herkunft auf dem Teller.

Positivliste hilft beim Gansl-Kauf
Die tierfreundlichste Variante, Martini zu feiern, ist selbstverständlich die fleischlose Alternative. Jenen Konsumenten, die jedoch nicht auf das Martinigansl verzichten wollen, empfehlen die "Vier Pfoten" das Label "Österreichische Weidegans", das  garantiert, dass es sich um österreichische Tiere handelt, die nicht gestopft und gerupft wurden. Bei Tiefkühl-Produkten aus dem Ausland - die österreichische Produktion deckt leider nur rund ein  Viertel des gesamten Bedarfs an Gänsefleisch - ermöglicht die "Vier Pfoten"-Positivliste den Verbrauchern eine rasche Kontrolle.

Unternehmen müssen viele Kriterien erfüllen
"Mithilfe der so genannten EWG-Nummer des Produkts kann man abgleichen, ob das Fleisch von einem Betrieb stammt, der auf unserer Liste steht", erklärt Indra Kley, Leiterin von der "Vier Pfoten" Österreich. Firmen können nur dann auf dieser Liste eingetragen werden, wenn sie nachweisbar auf Stopfleberproduktion und den Lebendrupf sowie auch auf Käfighaltung verzichten. Zudem haben alle aufgelisteten Unternehmen umfangreichen, unangemeldeten und unabhängigen Kontrollen zugestimmt.

Geflügelindustrie nutzt oft Schlupflöcher
Beim Lebendrupf, in der EU eigentlich verboten, nutzt die Geflügelindustrie ein Schlupfloch: Erlaubt ist weiterhin das Ausbürsten von losen Federn während der Mauser. Daher gebrauchen Betriebe Bezeichnungen wie "Mauserrupf" oder "Harvesting" - dahinter verbirgt sich meistens Lebendrupf. Bei Produkten wie Jacken, Schlafsäcken und Bettdecken, die Daunen enthalten,  gibt es nur selten eine Rückverfolgbarkeit der Daunen. Denn die Daunen von verschiedenen Farmen werden im Laufe der Produktionskette oft vermischt.

Neue Kontrollsysteme seit 2014
Seit letztem Jahr gibt es zwei unabhängige Kontroll-Systeme, die Transparenz schaffen sollen.  Die Daunenverarbeiter müssen ihre Lieferkette komplett offenlegen. Unabhängige Kontrolleure prüfen sämtliche Produktionsschritte vom Zuchtbetrieb bis zum Endprodukt. Diese Systeme werden bisher aber nur von einigen Herstellern der Outdoor-Industrie genutzt. Die Bettwaren-Industrie, die weit mehr Daunen abnimmt und wesentlich größer ist als die Outdoor-Industrie, implementiert bisher keine vollständige Rückverfolgbarkeit.

"Verantwortung für Tiere übernehmen"
"Wir fordern alle Firmen auf, die Daunen oder Fleisch von Gänsen und Enten verkaufen,  die Verantwortung für die Tiere zu übernehmen und Lebendrupf und Stopfmast auszuschließen", sagt Indra Kley. "Es muss streng kontrolliert werden, wo und wie die Tiere gezüchtet und gemästet werden. Die Konsumenten sollten genaue Informationen vom Verkäufer erhalten. Können die Verkäufer nicht garantieren, dass die Daunenprodukte tierleidfrei sind, dann raten wir den Konsumenten davon ab, die  jeweiligen Produkte zu kaufen."

Halmich: "Genau informieren!"
Regina Halmich bringt es am Ende des Spots auf den Punkt: "Stopfleber ist keine Delikatesse - sondern Tierquälerei. Deshalb: Finger weg von Stopfleber und Daunen aus Lebendrupf! Am besten kein Bettzeug und keine Jacken aus Daunen kaufen. Es gibt super Alternativen. Ansonsten: genau informieren, woher die Daunen kommen."

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