"Wild? Ich?"

EU will Streuner als Wildtiere klassifizieren

Tierecke
03.02.2015 10:22
Die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" protestiert mit ihrer neuen Kampagne "Wild? Ich?" gegen einen Gesetzesentwurf der EU-Kommission, die im Zuge der Erarbeitung des neuen EU-Tiergesundheitsgesetzes plant, streunende Heimtiere der Kategorie "Wildtiere" zuzuordnen.

Die Befürchtung der Tierschützer: Diese Neuerung würde den rechtlichen Schutz dieser Tiere im Vergleich zu gehaltenen Heimtieren reduzieren und in einigen Fällen eine erleichterte rechtliche Grundlage liefern, sie zum Beispiel bei der Jagd zu erschießen.

Neue Kampagne ruft EU-Bürger zum Protest auf
Die "Vier Pfoten" haben daher die "Wild? Ich?"-Kampagne gestartet und rufen EU-Bürger auf, sich an ihre zuständigen Ministerien zu wenden, um die Kategorisierung streunender Heimtiere als Wildtiere zu stoppen. Tierfreunde können über eine Online-Petition und digitale Protest-Postkarten mithelfen, eine "fatale Formulierung und frei erfundene Kategorisierung in dem Gesetzesvorhaben zu verhindern", so die Tierschützer in einer Aussendung.

Positive Grundidee, mangelhafte Umsetzung
Dabei sei die Grundidee des neuen Tiergesundheitsgesetzes prinzipiell positiv, so die "Vier Pfoten": Es soll künftig den Großteil der derzeit gültigen über 200 EU-Gesetzgebungen zum Thema Tiergesundheit zusammenfassen und ersetzen. Ziel ist, die gesetzliche Lage zu vereinfachen und eine größere Einheitlichkeit in diesem Bereich zu erreichen. Außerdem eröffnet es die Möglichkeit einer verpflichtenden Identifizierung und Registrierung aller Hunde in Europa.

Werden Fortschritte im Tierschutz untergraben?
Die Tierschützer befürchten jedoch, dass ein Gesetz, das Streunerkatzen und -hunde als "Wildtiere" definiert und damit deren gesetzliche Position schwächt, diejenigen Fortschritte untergraben würde, die im Bereich des Tierschutzes in den letzten Jahren errungen wurden. Wenn zum Beispiel nur die in privaten Familien befindlichen Heimtiere gekennzeichnet und registriert werden sollen, wird das Prinzip der verantwortlichen Haltung nicht um- und durchsetzbar sein.

Tierschützer fordern überlegtere Definition
"Katzen und Hunde werden oft als vollwertiges Familienmitglied angesehen. EU-Bürger werden niemals akzeptieren, dass in unserem Europa des 21. Jahrhunderts eine gesetzliche Grundlage geschaffen wird, die es erlaubt, dass auf ihre Hunde und Katzen geschossen wird", warnt Pierre Sultana, Leiter des Europabüros der "Vier Pfoten" in Brüssel. Ziel der Tierschützer ist es, die Europäische Kommission davon zu überzeugen, eine überlegtere Definition zu wählen.

Neue Definition wirft rechtliche Fragen auf
Die Domestizierung bewirkt in Tieren gravierende Verhaltensveränderungen: Streuner teilen ihren Lebensraum mit den Menschen und suchen deren Nähe. Neben Tierschutzproblematiken wirft die neue Definition auch rechtliche Fragen auf: "Wie soll ein Jäger unterscheiden können, ob er es mit einem 'wilden' oder gehaltenen Tier zu tun hat? Wann genau wird ein Heimtier zu einem 'Wildtier'? Wie kann ein Richter entscheiden, in welche Kategorie ein bestimmtes Tier fällt? Wird es die Jagd auf Hunde und Katzen attraktiv machen?", fragt sich Sultana besorgt.

Petition unterzeichnen und Stimme einbringen
Die abschließende Diskussion über den Gesetzentwurf beginnt am 5. Februar mit der EU-Kommission, dem Europäischen Rat, der die Mitgliedsländer repräsentiert, und dem Europäischen Parlament. EU-Bürger, die ihre Stimme einbringen wollen, können den Online-Protest unterstützen und HIER eine digitale Postkarte an ihre EU-Vertreter senden.

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