Im Dialog mit Politik

Entenfellner: “Das fordern wir für den Tierschutz!”

Tierecke
23.03.2012 11:32
Der illegale Gebrauch von Reizstromgeräten, Handel mit "Billigwelpen" aus Osteuropa, Missstände in der Hundezucht und die Schutzhundeausbildung für Private sind nur vier von vielen brisanten Themen, die unter Hundefreunden für Diskussionsstoff sorgen. "Um im Tierschutz etwas zu ändern, müssen von politischer Seite Maßnahmen ergriffen werden", so "Krone"-Tierlady Maggie Entenfellner. Sie wandte sich daher gemeinsam mit Tierschutzombudsmann Hermann Gsandtner und Alexander Willer vom Verein "pro-tier" direkt an die Politik und besuchte das Büro von Gesundheitsminister Alois Stöger, um ihre Ideen für einen besseren Tierschutz in Österreich vorzustellen.

Maggie Entenfellner und ihr Team von der "Krone Tierecke" befinden sich seit vielen Jahren im unermüdlichen Kampf gegen Tierleid, mit dem sie tagtäglich konfrontiert werden. Doch da zur nachhaltigen Änderung der Missstände im Tierschutz vor allem der Gesetzgeber gefragt ist, ersuchte die "Krone"-Tierlady kurzerhand um ein Gespräch mit dem Bundesministerium für Gesundheit, das auch für den Tierschutz verantwortlich ist. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern Hermann Gsandtner und Alexander Willer diskutierte sie mit Fabian Fußeis vom Gesundheitsministerium über vier große Baustellen im österreichischen Tierschutz.

Österreich braucht eine "Task Force Hundehandel"
In der "Krone Tierecke" sind sie Alltag: Verzweifelte Anfragen von Hundefreunden aus ganz Österreich, die sich einen Vierbeiner aus dubioser Quelle – oft via Internet - gekauft haben. Die Tiere sind meist schwer krank, viele sterben binnen Tagen. "Der Hundehandel boomt – und dagegen muss etwas unternommen werden", so Entenfellner. Ihre Forderung an den Minister: Eine "Task Force Hundehandel" muss ins Leben gerufen werden. "Das bedeutet: Den Inseraten und dubiosen Verkäufern nachgehen. Die Verkäufer kontrollieren, zumindest in Stichproben. Und: In den einzelnen Ländern muss mit denVeterinärbehörden kooperiert werden."

Hermann Gsandtner gab zu bedenken, dass Hundehandel teils auch unter dem Deckmantel des Tierschutzes passiere. Dubiose Vereine würden laufend Hunde aus dem Osten importieren und von den Schutzgebühren, die für die Vierbeiner verlangt werden, gut leben. "Diese Vereine müssen von einer Zentralstelle geprüft werden", so Gsandtner. "Sie haben zum Teil gar keine Unterbringungsmöglichkeiten. Die Hunde harren in Kellnern oder im Auto aus, bis sie auf irgendwelche Pflegestellen verteilt werden können. Private Pflegeplätze sollten zudem von der Behörde kontrolliert werden!" Die Tierschützer fordern zudem, dass nur noch zugelassene Tierschutzorganisation im Internet Hunde zur Vermittlung inserieren dürfen.

Fabian Fußeis, Pressesprecher von Gesundheitsminister Stöger, spricht sich gegen die Kriminalisierung der Menschen aus, die einen Hund über das Internet erwerben. Stattdessen sollen die Hundehändler härter bestraft werden. Diesem Ansatz kann sich auch Hermann Gsandtner anschließen: "Die Verwaltungsstrafen müssen erhöht werden. Jetzt bekommen die Händler 250 Euro Strafe. Bis das durch ist, haben die schon wieder 20 Hunde verkauft." Privatpersonen sollen weiterhin ihre Vierbeiner über das Internet vermitteln dürfen – beispielsweise in einer persönlichen Notlage. Wer Hunde aber gewerblich (also regelmäßig) verkauft, muss behördlich registriert und kontrolliert werden, so der Wunsch der Tierschützer.

Umstrittener Schutzhundesport
Maggie Entenfellner forderte zudem, dass die Missstände in der Hundezucht endlich vom Gesetzgeber in Angriff genommen werden: "In Österreich müssen zahlreiche Hunderassen eine Schutzhundeprüfung ablegen, um Papiere zu erhalten. Und das sehen wir nicht ein, da die meisten Hundekäufer nicht am Schutzhundesport interessiert sind, sondern an Hunden, die Begleiter sind und Freude machen." Auch Hermann Gsandtner sieht Schutzhunde ausschließlich bei Bundesheer und Polizei. Kritisch betrachtet er den Graubereich der Wachgesellschaften mit "Diensthunden", deren Ausbildung meist privat erfolgt. Alexander Willer vom Verband "pro-tier" sieht ebenfalls großen Handlungsbedarf: "Unsere Forderung ist, dass nur die Behörden und die Polizei den Zivilschutz anbieten dürfen. Es macht keinen Sinn, dass Private ihre Wachhunde selbst ausbilden."

Qualzucht verhindern
"Die Hundezucht liegt im Verantwortungsbereich der einzelnen Organisationen und Rassevereine. Hier muss man als Gesetzgeber etwas überordnen, denn direkt in die Vereine kann man nicht eingreifen", meint Entenfellner. Gsandtner schlägt eine Lösung ähnlich der Gesetze zur landwirtschaftlichen Nutztierzucht vor: "Die Hundezucht könnte länderweise dahingehend geregelt werden, dass gewisse Zuchtleistungsprüfungen verlangt oder zum Beispiel Qualzucht und Inzuchtverpaarungen verboten werden." Wer regelmäßig züchtet, soll dies zudem den Behörden melden müssen, so der Tierschutzombudsmann. Die Zucht solle dann überprüft werden.

Züchter sollen stärker überwacht werden
Die Tierschützer brachten zudem die Problematik zur Sprache, dass beim österreichischen Dachverband der Hundezüchter, dem ÖKV, Zuchtwarte zur Überprüfung von Züchtern eingesetzt werden. Viele Züchter fungieren allerdings selbst als Zuchtwarte und werden demnach nie selbst überprüft – darunter etwa eine Dame aus Wien, die ihre Chihuahuas in Verschlägen hielt, aber nicht belangt werden konnte. Gsandtner setzt sich für eine jährliche Überprüfung aller Zuchteinrichtungen ein. Er hält es für sinnvoll, dass die Züchter sich für die Auswahl der Elterntiere, die Häufigkeit der Würfe und die Vermittlung der Welpen verantworten müssen.

Elektroreizgeräte als großes Problem
Maggie Entenfellner prangerte auch die Werbung für gesetzlich verbotene Erziehungshilfen wie das Elektroreizgerät an: "Es darf nicht sein, dass auf österreichischen Webseiten Ausbildungen angeboten werden, die laut Tierschutzgesetzt verboten sind! Uns ist ein Fall von einem Züchter am Rande von Wien bekannt, der auf seiner Homepage das Teletakt anpreist und Kurse dazu anbietet – die er in Ungarn abhält."

Und Willer ergänzt: "Im Prinzip sind diese tierquälerischen Erziehungshilfen schon alle verboten, nur eines ist noch nicht passiert: das Werbeverbot. Wenn man keine Verkaufshandlungen nachweisen kann, ist man machtlos, auch wenn offen für die Geräte geworben wird." Das Argument vieler Jäger, dass seit dem Verbot des Stromhalsbandes während der Jagd viele Hunde von Autos oder Zügen überfahren werden würden, erkennt er nicht an: "Da frage ich mich schon, wo fahren denn so viele Züge durch den Wald?"

Lob für Hundetrainer-Zertifizierung
Die Tierschützer begrüßen die neu umgesetzte Zertifizierung für Hundetrainer. Maggie Entenfellner wünscht sich eine zentrale Prüfungsstelle für alle: "Damit gäbe es immer die gleichen Voraussetzungen und Kriterien für alle." Fabian Fußeis vom Gesundheitsministerium merkte an, dass die Nachfrage bereits jetzt sehr groß sei und wahrscheinlich ab Herbst die ersten Prüfungen stattfinden könnten. Die Vorschläge der Tierschützer hat er sich notiert und wird sie zur Prüfung an die zuständigen Juristen weiterleiten. Maggie Entenfellner und ihre Mitstreiter sind zufrieden: Sie haben die Politik erfolgreich für ihre Anliegen sensibilisiert.

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