"Sir Torero"

Einziger britischer Stierkämpfer feiert Comeback

Viral
31.08.2009 10:14
Normalerweise sind Stierkämpfer jung, durchtrainiert und spanisch. Nicht so am vergangenen Sonntag im andalusischen Benalmadena: Dort schritt "El Inglés" in die Arena, der mit bürgerlichem Namen Frank Evans heißt und aus dem nordenglischen Manchester stammt. Evans ist 67 Jahre alt und hat eine vierfache Bypass-Operation hinter sich. 2005 hatte der weltweit einzige britische Torero seine Abschiedsvorstellung in der Stierkampfarena gegeben, eine alte Knieverletzung machte ihm damals zu schaffen. Nun feierte er - nach erfolgreicher Knie- und Herzchirurgie - in Benalmadena sein offizielles Comeback.

"Innerlich bin ich 25", witzelt "El Inglés" - der Engländer, wie er in Spanien genannt wird. "Ich halte mich sehr fit, und solange ich es schaffe, werde ich weitermachen." Evans lebt in Marbella. Dass er als Engländer in der urspanischen Stierkampfkultur ein Außenseiter ist, stört den Matador wenig. "Der Stier fragt nicht nach meiner Geburtsurkunde", sagte er bei einem Besuch in London. Die Herkunft hat ihm sogar bei seiner Karriere geholfen, wie er glaubt: "Die Leute gehen vielleicht nur zum Stierkampf, um zu sehen, wie ich mich schlage, weil sie sich nicht vorstellen können, was ein Engländer mit einem roten Tuch machen kann."

"The Last British Bullfighter"
Seine Leidenschaft für den Stierkampf entdeckte Evans auf einer Spanien-Reise 1963. Doch erst die Autobiografie des ersten britischen Toreros Vincent Hitchcock aus dem Jahr 1950 inspirierte ihn, es selbst zu versuchen. "Ich habe plötzlich erkannt, dass es für einen Engländer möglich ist, Stierkämpfer zu werden. Langsam begriff ich, dass ich das vielleicht auch kann", schreibt er in seiner neu erschienenen Autobiografie "The Last British Bullfighter" (Der letzte britische Stierkämpfer).

Mit 22 Jahren ließ Evans seine Heimatstadt und den Job in der Fleischerei seines Vaters hinter sich. Zunächst besuchte er eine Stierkampf-Schule im ostspanischen Valencia. Sein Debüt gab er 1966 im südfranzösischen Montpellier. "Das war ein Erfolg. Ich habe den Stier schnell getötet", erzählt er. Zermürbt von Geldsorgen und unzuverlässigen Promotern gab er Ende der 60er-Jahre jedoch auf und kehrte nach England zurück. Nach einigen Jahren als Geschäftsmann zog es ihn 1979 wieder nach Spanien in die Stierkampfarena.

Mit 49 als Matador geadelt
"Ich bin nicht aus finanziellen Gründen Stierkämpfer", betont Evans. "Ich tue es, weil ich mich dazu berufen fühle. Ich liebe den Stierkampf, die Leute, mit denen man zu tun hat, die ganzen Reisen, das Training, ich liebe einfach alles daran." 1991 wurde Evans im Alter von 49 Jahren in einer besonderen Zeremonie, der "Alternativa", in den Rang eines Matadors erhoben, der es mit ausgewachsenen Kampfstieren aufnehmen darf.

Die nächsten zehn Jahre versuchte er, sich in Spaniens Arenen einen Namen zu machen. Als ihm mit Ende 50 ein Vertrag für den Stierkampfring von Benalmadena angeboten wurde, hatte er es geschafft. Von nun an wurde er bei Kämpfen in Spanien, Frankreich und Mexiko gefeiert. "Ich bekam plötzlich meine Chance, nach 40 Jahren wurde ich über Nacht berühmt. Die meisten hätten da schon lange aufgehört."

"Besucht mal einen Schlachthof"
Während ihm spanische Zuschauer Respekt und Bewunderung entgegen bringen, haben seine britischen Landsleute oft nur "kindische Vorstellungen vom Stierkampf", wie Evans schimpft. Viele kritisierten es als Tierquälerei. Denen empfiehlt der frühere Fleischhauerlehrling, mal einen Schlachthof zu besuchen. Das sei viel schlimmer.

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