Literasee-Festival

Wellness-Kur mit Wortakrobaten

Steiermark
25.04.2017 09:06

Die Literatur ist im Hotel "Die Wasnerin" in Bad Aussee ein Hauptbestandteil des Wellness-Angebots. Und das obwohl man mit Aktionen wie dem "Literasee-Wortfestival" alles andere als Wohlfühlliteratur bietet. Ein Besuch im wohl spannendsten Ort der Entspannung.

Wenn Hugo von Hofmannsthal einst im Ausseerland weilte, ärgerte ihn nichts mehr, als das Geläut der Kuhglocken. Um den berühmten Gast, der gerne und oft kam, zu beruhigen, pflegten die Bauern eben diese mit Heu zu stopfen, wenn er vor Ort war. So scheint es nur ein logischer Akt, eine Referenz an die große literarische Tradition der Region, dass auch Petra Barta, die Hausherrin des Hotels "Die Wasnerin", eine Kuhglocke stopfte, um das Literasee-Festival zu eröffnen.

Skurrile Details des Lebens
Dabei hätte dem Lyriker Jan Wagner das rustikale Gebimmel vielleicht ganz gut gefallen. In seinen Gedichten und kurzen Prosatexten wirft er den Blick nämlich gerne auf die kleinen, skurrilen Details des Lebens. So erzählt er im Ausseerland etwa von der Schönheit von Unkraut - und von einem Bibliotheksmitarbeiter, der ganz buchstäblich Bücher frisst.

Literatur und Wellness
Eher symbolische Bücherfresser, sind die Besucher, die es für dieses Festival nach Bad Aussee verschlagen hat. Ihnen wird hier, vor spektakulärer Kulisse, die Möglichkeit geboten, die gastierenden Autoren nicht nur bei Lesungen zu erleben, sondern mit ihnen bei einem Spaziergang, beim Frühstück, oder in der Sauna ins Gespräch zu kommen. Denn in der "Wasnerin" ist die Literatur ein Hauptbestandteil des Wellness-Angebots - auch wenn die gelesenen Texte oft alles andere als Wohlsfühlliteratur sind.

Ausgestoßen in den Salzwelten
So tauchte man mit Clemens Meyer beim Literasee etwa tief in die vergessenen Vorstädte Ostdeutschlands ein. In seinen Nocturnes erzählt er furios und mit poetischer Macht von gebrochenen Gestalten und deren heruntergekommenen Hoffnungen. Ein Tauchgang war auch die Lesung von Franzobel in den Altausseer Salzwelten. Denn nach einem 20-minütigen Gang tief in den Berg hinein, fühlt man sich ähnlich aus der Welt, wie die Ausgestoßenen auf dem "Floß der Medusa", seinem aktuellen Roman.

Jagd nach dem Jetzt
Auf die Jagd nach dem Jetzt konnte man indes mit Alissa Walser gehen, in deren "Eindeutiger Versuch einer Verführung" eine Mottenfalle schon mal zum Kunstwerk werden kann. Und Walter Grond las nicht nur aus seinem aktuellen Roman "Drei Lieben", sondern erzählte auch von einem persönlichen Schicksalsschlag, der ihn auf ewig mit Bad Aussee verbinden wird - und demnächst vielleicht zu einem Buchprojekt werden könnte. Ein Wiedersehen bei Literasee ist also nicht ausgeschlossen.

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