Unesco-Kulturerbe

Großer Trommelwirbel für den Ausseer Fasching

Steiermark
28.02.2017 11:44

G’standene Mannsbilder im Nachthemd und mit Kopftuch, Bienenkörbe auf jugendlichen Köpfen, prächtig-bunte Flinserl: Der Ausseer Fasching ist etwas ganz Besonderes - und gilt nun offiziell als immaterielles Kulturerbe Österreichs. Am Rosenmontag wurden die Urkunden der Unesco verliehen. Es war ein doppelter Feiertag für die Region. (Klicken Sie sich auch durch die Bildergalerie.)

Bum, bum, bum-bum-bum! Der Rhythmus der Trommelweiber ist zu hören, schon lange bevor sie um die Ecke biegen. Mehr als 100 Männer in Frauenkleidern, darunter (Rekord) elf "Novizinnen", ziehen durch die Hauptstraße von Bad Aussee in Richtung Kurhausplatz. Trommelnd, trompetend, eine heuer genau 250 Jahre alte Tradition hochhaltend.

Sie stoppen bei der Volksbank. "Wir sind ein Viertel Jahrtausend alt. Bei euch müssen wir schon froh sein, wenn wir ein Viertel Prozent Zinsen bekommen", wird dem Direktor spöttisch unter die Nase gerieben. Kräftiger Trommelapplaus. Eilig bringen die Mitarbeiter Bier, die Trommelweiber sind für ihren Durst bekannt - und ihr Stehvermögen. "Unser Tag dauert etwa zwölf Stunden", erzählt Obertrommelweib Andreas Winkler.

"Unser Tag", das ist für die bürgerlichen Trommelweiber der Faschingsmontag. Kaum wo wird die fünfte Jahreszeit so zelebriert wie im Ausseerland. Die lokalen Traditionen zählen laut der Unesco daher offiziell zum Kulturerbe Österreichs.

"Gründungsmitglieder haben sich entschuldigt..."
Bis zum großen Festakt ist aber noch etwas Zeit. Die Trommelweiber gehen weiter durch die enge Kammerhofgasse zum Rehazentrum. Die dortigen Gäste holen ihre Smartphones, sind entzückt vom lauten Spektakel. "Unsere Gründungsmitglieder haben sich entschuldigen lassen", scherzt Winkler auf das Jubiläum bezogen.

Der geballte Ausseer Fasching tritt auf
Aus dem kühlen Vormittag wird langsam warmer Mittag. Halb eins, jetzt treffen auch andere Abordnungen ein: die elegant-bunten und mehrheitlich weiblichen Flinserl, die wilden Pleß mit Bienenkörben auf den Köpfen, die Maschkera-Fischer, die Fleckerl, die Knopferl, weitere Trommelweiber.

Es ist der geballte Ausseer Fasching, der mit Getöse ins Kurhaus einzieht, um die Unesco-Urkunden entgegen zu nehmen. Launiger Moderator ist Stefan Pehringer, seit kurzem Botschafter in Kanada. An diesem Tag ist er weniger diplomatisch. Ein "Opfer": Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.

Verlust von BA schmerzt noch immer
"Dass man von unserer Kutsche riss die Tafel BA, das stellt einen Frevel dar", wird der Kennzeichen-Streit aufgewärmt, der Franz Voves einst den Ausschluss von den Arbeiter-Trommelweibern brachte. Augenzwinkernd wird mit einem Wechsel nach Oberösterreich gedroht. Schützenhöfer kontert lachend, dass Aussees Verbleib für das Land Steiermark eh nicht billig sei.

Die Stimmung bleibt aber stets feierlich und ausgelassen. Es ist ja ein doppelter Festtag für die Region, der bis tief in die Nacht dauert. Bum, bum, bum-bum-bum!

Jakob Traby, Kronen Zeitung

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