Goldjungen erhalten

Waltz und Haneke wurden mit Oscars ausgezeichnet

Kino
25.02.2013 06:41
Österreicher-Triumph bei den Oscars: Christoph Waltz und Michael Haneke sind mit jeweils einer der Goldstatuetten ausgezeichnet worden – Waltz schon zum zweiten Mal als bester Nebendarsteller, Hanekes auf Französisch gedrehtes Liebesdrama "Amour" als bester nicht-englischsprachiger Film. In den Königskategorien "Bester Film" und "Beste Regie" ging Haneke jedoch ebenso leer aus wie seine Darstellerin Emanuelle Riva, die sich an ihrem Geburtstag Jennifer Lawrence als beste Hauptdarstellerin geschlagen geben musste. Bester Film wurde "Argo", bester Regisseur ist Ang Lee für "Life of Pi".

Die 85. Oscar-Verleihung in der Nacht auf Montag in Los Angeles startete aus österreichischer Sicht mit einem Knalleffekt: Der erste Preis des Abends ging an Christoph Waltz. Er wurde für den Oscar als bester Nebendarsteller für seine Rolle des Dr. King Schultz in "Django Unchained" ausgezeichnet und konnte sich gegen Robert DeNiro, Alan Arkin, Philip Seymor Hoffman und Tommy Lee Jones durchsetzen.

Für den 56-jährigen Schauspieler ist es nach seinem Nebenrollen-Oscar für "Inglourious Basterds" 2010 bereits der zweite Oscar für seine Mitwirkung in einem Film von Quentin Tarantino. Am roten Teppich hatte Waltz zuvor gesagt: "Es ist schon anders, es ist ja das zweite Mal und die Aufregung verändert sich. Es ist nicht unbekannt, aber das heißt nicht, dass es weniger aufregend ist."

Die Kategorie der Nebendarsteller galt an diesem Abend als eine der stärksten. Umso größer die Ehre für den Österreicher, der in seiner Dankesrede seinen Mitnominierten Respekt zollte. "Grenzenlosen Dank" sprach Waltz seiner Rolle Dr. King Schultz und damit "dem Erschaffer dieser inspirierenden Welt" aus: Quentin Tarantino. "Wir haben an einer Heldenreise teilgenommen, und dieser Held war Quentin", so Waltz in Richtung seines Regisseurs, auf die Wagner-Referenz in "Django Unchained" Bezug nehmend. "Du hast den Berg erklommen, weil du keine Angst vor ihm hast, du hast den Drachen bezwungen, weil du keine Angst vor ihm hast. Und du hast den Feuerkreis durchschritten, weil du es wert warst." Tarantino wurde auch mit dem Oscar für das beste Originaldrehbuch belohnt.

Erster Oscar für Michael Haneke
Michael Haneke gewann mit seinem Film "Amour - Liebe" seinen ersten Oscar. Der bereits vielfach international ausgezeichnete Film mit Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant schlug in der Kategorie "Bester ausländischer Film" Konkurrenz aus Norwegen ("Kon-Tiki"), Chile ("No"), Dänemark ("A Royal Affair") und Kanada ("War Witch") aus dem Feld.

Überreicht wurde dem 70-jährigen Haneke sein Goldjunge von zwei glamourösen Hollywood-Stars: Jessica Chastain und Jennifer Garner. Seine Aufmerksamkeit auf der Bühne galt jedoch nur seiner Ehefrau im Saal des Dolby Theatre. Nach dem obligatorischen Dank an Vertrieb, Produzenten und Crew dankte er "meiner Frau, die auch Teil der Crew war". "Sie unterstützt mich seit 30 Jahren", so Haneke, "du bist das Zentrum meines Lebens." Erwähnung fanden auch seine beiden Hauptdarsteller, Jean-Louis Trintignant und die an diesem Abend nominierte Emmanuelle Riva, "denn ohne sie würde ich nicht hier stehen".

Haneke musste sich Ang Lee und "Argo" geschlagen geben
In vier weiteren Kategorien war Haneke nominiert, diese Statuetten musste er jedoch abtreten. Zuerst stach Tarantino den Österreicher für "Django Unchained" in der Kategorie "Bestes Originaldrehbuch" aus, anschließend wurde der Oscar in der Kategorie "Beste Regie" an Ang Lee ("Life of Pi") vergeben - Lees zweiter Regie-Oscar nach "Brokeback Mountain" (2006).

Auch in der Kategorie "Bester Film" ging Michael Haneke schlussendlich leer aus. Als Sieger in der Königskategorie der Oscars ging Ben Afflecks "Argo" hervor. Das Siegerkuvert wurde von First Lady Michelle Obama in einer Live-Zuspielung aus dem Weißen Haus geöffnet. Regisseur Ben Affleck war bei den Regie-Nominierungen nicht berücksichtigt worden - was im Vorfeld für Unmut gesorgt hatte.

Jennifer Lawrence schlägt Emanuelle Riva
Aus einem Oscar zum 86. Geburtstag wurde für Emanuelle Riva leider nichts. Die Französin, die für die Hauptrolle in Hanekes "Amour" nominiert war, musste den Goldjungen in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" Jennifer Lawrence überlassen. Die 22-jährige US-Amerikanerin gewann den Oscar für ihre Rolle der exzentrischen Tiffany der in der romantischen Komödie "Silver Linings Playbook".

In der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" war schließlich der große Favorit siegreich: Daniel Day-Lewis wurde für seine Performance als US-Präsident Abraham Lincoln in Steven Spielbergs "Lincoln" ausgezeichnet. Der 55-jährige Brite ist der erste Schauspieler in der Geschichte der Academy Awards, der mit drei Hauptdarsteller-Oscars ausgezeichnet wurde. Er schlug als Konkurrenten Bradley Cooper in "Silver Linings", Hugh Jackman in "Les Misérables", Joaquin Phoenix in "The Master" und Denzel Washington in "Flight" aus dem Feld.

Anne Hathaway beste Nebendarstellerin
Den Oscar für die beste Nebendarstellerin holte sich Anne Hathaway für ihre Rolle der Fantine in "Les Misérables". Sie setzte sich gegen Amy Adams in "The Master", Sally Field in "Lincoln", Helen Hunt in "The Sessions" und Jacki Weaver in "Silver Linings" durch. Hathaway war bereits einmal für den Oscar nominiert - 2008 für die Rolle einer labilen Alkoholikerin in "Rachels Hochzeit" -, ging damals allerdings leer aus.

"Er wurde wahr", so die ersten Worte einer überwältigten Hathaway auf der Bühne mit sehnsüchtigem Blick auf die Oscar-Statuette. Bei ihrer Dankesrede kämpfte die 30-Jährige nur kurz mit Tränen, ehe sie souverän und charmant dem Ensemble, Freunden, Familie und ihrem frischgebackenen Ehemann dankte.

Vier Oscars für "Life of Pi", drei für "Argo" und "Les Misérables"
"Les Misérables" gewann damit - und den Preisen für das beste Make-up und den besten Ton - drei Oscars, ebenso wie "Argo", der als bester Film, für das beste adaptierte Drehbuch und für den besten Schnitt ausgezeichnet wurde. Ang Lees Drama "Life of Pi" erhielt vier Oscars: neben den für die beste Regie jenen für die beste Kamera, die beste Filmmusik und die besten visuellen Effekte. "Lincoln", "Django Unchained" und "Skyfall" wurden je zweimal ausgezeichnet.

Bei Letzteren darf sich auch Adele über einen Oscar freuen. Die britische Sängerin bekam die kleine goldene Statuette für ihren James-Bond-Song "Skyfall", den sie bei der Verleihung auch zum Besten gegeben hatte. In der Sparte Tonschnitt gab es eine Kuriosität: Hier mussten sich "Skyfall" und "Zero Dark Thirty" die Auszeichnung teilen.

Standing Ovations für Auftritt von Barbra Streisand
Zuweilen hatte man den Eindruck, an diesem Abend stünden mehr Stars singend als Preise annehmend oder vergebend auf der Bühne: Das Ensemble von "Les Miserables" rund um Hathaway und Jackman zollte dem Musical auf der Kinoleinwand mit einem Medley aus ihrem Film ebenso Tribut wie Catherine Zeta-Jones mit ihrer "All that Jazz"-Interpretation aus "Chicago" und Jennifer Hudson mit einer reduzierten Version der "Drreamgirls". Eine Legende überstrahlte sie alle an diesem Abend: Barbra Streisand erhielt für ihr Tribut an den im Vorjahr verstorbenen Marvin Hamlisch mit dem von ihm komponierten "Memories" aus "So wie wir waren" Standing Ovations vom Publikum.

MacFarlane "schlechtester Oscar-Moderator"
Begonnen hatte die Gala mit einer Stand-up-Einlage von Neo-Moderator Seth MacFarlane. MacFarlane, der heuer das erste Mal durch die Preisverleihung im Dolby Theatre führte, begrüßte zunächst die Nominierten der wichtigsten Filme und erklärte die Verleihung in seiner Eröffnungsrede direkt zu einer "großen Nacht für den ausländischen Film". Viel Applaus gab es für die Erwähnung von Hanekes Film: "'Amour' ist nominiert. Oder wie ich es nenne: 'This is 90'", so MacFarlane in Referenz zur kürzlich erschienenen Hollywoodkomödie "This is 40" ("Immer Ärger mit 40") von Judd Apatow.

Doch dann wurde MacFarlane vom hereinschwebenden Raumschiff-Enterprise-Captain James Kirk alias William Shatner unterbrochen, der ihn mit der Schlagzeile von morgen konfrontierte "Der schlechteste Oscar-Moderator aller Zeiten". Das bot dem Neuling die Gelegenheit, verschiedene Moderationsvarianten durchzutesten - vom Tanz mit Joseph Gordon-Levitt und Daniel Radcliffe bis zum Nachspielen des Denzel-Washington-Katastrophenfilms "The Flight" mit Socken. Die prognostizierten Schlagzeilen besserten sich jedoch nur langsam. Laut dem Moderator ist das Dolby Theatre sowieso spaßfreie Zone: "Es ist Sonntagp>

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