Erstes TV-Interview

Starker Samuel Koch: “Ich bin noch weich gelandet”

Adabei
26.06.2011 14:18
Mit schwacher Stimme, aber starken Worten hat Samuel Koch, der seit seinem Unfall bei "Wetten, dass ..?" Anfang Dezember letzten Jahres teilweise gelähmt ist, in der Reha-Klinik im schweizerischen Nottwil sein erstes TV-Interview gegeben. Mit ZDF-Moderator Peter Hahne sprach der 23-Jährige über sich, den schrecklichen Unfall und seine große Hoffnung: eines Tages wieder gehen zu können. Und er sagt: "Ich bin noch weich gelandet, auch wenn es nicht so aussah." Er atme schließlich, und sein Hirn sei klar.

Es sei ein langwieriger Prozess, den er gerade durchmache, erzählte Koch im Rahmen des Interviews, doch es gehe voran, wenn auch langsam. "Es gibt ein Bergauf und Bergab. Aber der Heilungsverlauf hat zu keinem Zeitpunkt stagniert." Es gehe zwar so langsam voran, wie er es sich nie hätte vorstellen können, "aber vor allem im sensorischen Bereich kommt ständig irgendetwas zurück", schilderte der 23-Jährige. Erst am Pfingstmontag habe sein kleiner Bruder entdeckt, dass er eine kleine Zehe bewusst ansteuern habe können. "Er hat dann getanzt um mein Bett", erzählte Koch.

Überhaupt seien seine Geschwister und seine Eltern immer für ihn da. Auf die Frage Hahnkes, ob die Familie durch die Tragödie zusammengeschweißt wurde, sagte Koch: "Lokal auf jeden Fall, ich habe vorher ja 700 Kilometer weg gewohnt. Aber auch so. Es wurde wesentlich emotionaler." Man habe viel miteinander geweint und in der Bibel gelesen, lache aber auch wieder. "Es gibt lustige Tage und traurige Tage", so Koch, der aber anfügte: "Man kann auf jedem Niveau klagen und auch auf jedem Niveau glücklich sein." Sich "die ganze Zeit einheulen und Selbstmitleid", das sei nicht sein Ding.

Woher er die Kraft für das alles nehme, wollte Hahne wissen. "Einmal ist es diese ehrliche Anteilnahme der Menschen, das baut immer wieder auf", antwortete Koch, "dann ist es wirklich schön hier, ich könnte definitiv schlechter untergebracht sein, und auf jeden Fall meine Familie, meine Geschwister und meine Eltern, die sich da einbringen, die Gebete, das gemeinsame Bibellesen, die Ärzte, die Pfleger."

"Zu keinem Zeitpunkt die Hoffnung aufgegeben"
Die Hoffnung aufgegeben habe er "nie – zu keinem Zeitpunkt". "Ich bin noch weich gelandet, auch wenn es nicht so aussah", so Koch. Er atme selbstständig und sein Hirn sei klar – es gebe in der Reha-Klinik Patienten mit ähnlichen Lähmungen, wie er sie habe, denen es wesentlich schlechter gehe. Auch denke er, dass es jetzt nur noch aufwärts gehen könne - "viel tiefer geht's auch nicht mehr". Und dann könne er eines Tages vielleicht im Rahmen des Biologie-Unterrichtes mit Kindern über Querschnittslähmung sprechen.

Seine Wette, bei der er so schwer gestürzt war, würde er "unter den gleichen Voraussetzungen" wieder machen. "Im Prinzip gab es keinen Grund, der mich davon abgehalten hätte, denn so viel habe ich für keinen Wettkampf trainiert. Ich habe den Stunt mindestens 500- bis 600-mal trainiert." Jeder seiner Wettkämpfe sei riskanter gewesen, "jeder Skiurlaub, den ich gemacht habe, war riskanter als das ganze Autogehüpfe". Als er dann in der Klinik aufgewacht sei und die Tage danach, daran könne er sich nur mehr verschwommen erinnern. "Da hatte ich die ganze Situation noch nicht realisiert."

"Über Wunder spricht man nicht, da hofft man drauf"
Verzweifelte, harte Momente gebe es trotz aller Hoffnung und Zuversicht des Öfteren. Wenn er zum Beispiel den See vor der Klinik sehe, in den er gerne springen würde, oder er sich an der Nase kratzen wolle oder wenn er die Fliege nicht verscheuchen könne, die ihn die ganze Nacht wach halte. Ob er das eines Tages wieder schaffen wird, wird sich zeigen. Noch steuert er seinen Rollstuhl mit den Schultern, in seinen Händen habe er ein bisschen Tiefensensibilität.

Er hoffe, dass es die neun weiteren Zehen der einen, die er seit zwei Wochen wieder bewusst ansteuern könne, gleichtun werden, dass seine Füße und seine Beine folgen und er die Klinik gehend verlassen könne. Ob er an Wunder glaube, fragte Hahne. "Ich glaube, dass es auf jeden Fall Dinge gibt, die nicht durch Wissenschaft und Medizin erklärbar sind", so Koch. "Und wie gesagt, mein Gehirn funktioniert. Und über Wunder spricht man nicht, da hofft man drauf."

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(Bild: kmm)



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