"Krone"-Interview

Schwarzenegger: “Pension ist reine Verschwendung”

Adabei
07.01.2013 16:53
Arnold Schwarzenegger gehört zu den Menschen, die einem Eskimo eine Klimaanlage verkaufen können. Oder Eulen nach Athen tragen und dafür auch noch bezahlt werden. In seinem 65-jährigen Leben verkaufte er Muskeln, Filme, politische Agenden und vor allem immer sich selbst.

Daran hat sich auch nach Privataffären und dem Ende seiner Ehe – was er als "mein größtes Versagen" bezeichnet – nichts geändert. Sein Leben samt Erfolg und Scheitern machte er zum Bestseller. Sein neuer Film "The Last Stand", eine Blutoper, wie viele seiner Hits, wird wohl trotz Amerikas derzeitiger Abneigung von Gewalt nach dem Massaker in Connecticut ein weiterer werden.

Bei Interviews ist er ein Meister des Zuckerbrots, der ausländischen Hollywood-Journalisten mit der Bemerkung, dass wir ja alle Einwanderer sind, Honig ums Maul schmiert, um nur nette Fragen zu garantieren: "Ich habe euch schon vor 35 Jahren den Hintern geküsst, weil ich gute Presse von euch wollte", sagt er zur Hollwood Foreign Press, die ihm damals den Golden Globe als vielversprechendster Newcomer verlieh. Eine Kategorie, die inzwischen zum Glück abgeschafft wurde. Und dennoch hat man das Gefühl, was ihm am meisten am Herzen liegt, ist die Umsetzung seiner Umweltpolitik, die ihm sogar zu seinen Gouverneurszeiten Lob und Achtung der gegnerischen demokratischen Partei eintrug.

In wenigen Wochen kommt Schwarzenegger zur R20-Umweltkonferenz nach Österreich, wo er auch mit Studenten diskutieren wird (Bewerbung dafür in der Infobox). Im Interview spricht er über seine Pläne, das Ende seiner Politkarriere, über weitere Filmprojekte und über sein Privatleben.

"Krone": Eine Autobiografie, ein neuer Film, eine Umwelt-Tournee. In Pension gehen ist was für Weicheier, wie Sie mal meinten?
Arnold Schwarzenegger: Genau. Ich entspanne mich am besten bei der Arbeit. Nach sechs Stunden Schlaf wache ich auf und habe Schuldgefühle, dass ich noch immer im Bett bin. Das Wort Pension kommt in meinem Vokabular nicht vor, denn Pension ist reine Verschwendung. Warum sollte ich in Pension gehen, wenn ich meinen Job liebe?

"Krone": Was vermissen Sie aus Ihrer Zeit als Gouverneur?
Schwarzenegger: Die Freude, die ich daraus schöpfte, jede halbe Stunde ein anderes Meeting zu einem anderen Thema zu haben, und wie mein Hirn alles wie ein Schwamm aufsaugen musste. Aber da gibt's auch die Kehrseite der Medaille – du bist an allem schuld. Du wirst nur gehaut, besonders, wenn du ein Zentrist bist wie ich. Ich stecke ideologisch weder rechts noch links fest. Ich wollte immer nur die Arbeit erledigen und was weiterbringen, die Arbeit der Wähler machen, nicht die der Partei. Die meisten Politiker arbeiten für die Partei, nicht für die Menschen. Lasst uns nicht darüber streiten, ob das eine demokratische oder republikanische Idee ist, sondern setzen wir sie durch! Diese Grabenkämpfe gehen mir wirklich nicht ab. In Hollywood bringt man viel mehr weiter ohne diesen ganzen Unsinn.

"Krone": Sie halten nichts von Pension, aber muss man ab einem gewissen Alter nicht ein wenig zurückschrauben? Sie spielen weiter in Actionfilmen, haben Sie keine Angst vor Verletzungen?
Schwarzenegger: Ach, verletzen tut man sich immer. Man hat Schulter-, Ellbogen- und Knieverletzungen, aber Schmerz vergeht, Film ist ewig.

"Krone": In den USA gibt es Gruppen, die brutalen Hollywoodfilmen die Schuld an der Gewalt in der Gesellschaft zuschieben. In Europa sieht man dieselben Filme, aber die Kriminalität ist nicht mal annähernd so hoch. Wie stehen Sie – der immerhin mit "The Last Stand" wieder einen sehr brutalen Film machte – dazu?
Schwarzenegger: Diese Gruppen in Amerika haben eine interessante Betrachtungsweise, aber ich sage: Die irren sich. Filme sind eindeutig Unterhaltung, sie verkaufen keine Message, besonders nicht die Actionfilme. Ein "James Bond" oder auch "The Last Stand" ist zu nichts anderem da, als das Publikum zwei Stunden zu unterhalten. Man sagt ja auch über Bücher, sogar über die Bibel, dass sie Brutalität enthalten, was Gewalt propagiert. Aber das ist Schwachsinn. Wir als Gesellschaft müssen bessere Arbeit leisten, was Kindererziehung, Geisteskrankheiten und Waffengesetze angeht.

"Krone": In ein paar Wochen fahren Sie nach Wien zur Umweltkonferenz. Warum Wien? Aus altem Patriotismus oder spielt Österreich eine große Rolle, was Umweltpolitik betrifft?
Schwarzenegger: Ich habe Bundeskanzler Faymann gesagt, dass Österreich in der Umweltpolitik führend sein sollte, denn es war immer ein sehr umweltbewusstes Land mit fast 30 Prozent erneuerbarer Energie und fortschrittlich im Kampf gegen Umweltverschmutzung. Bei der Konferenz sind viele Nobelpreisträger und UNO-Experten. Generalsekretär Ban Ki Moon ist einer meiner Unterstützer. Wir sollten nicht auf Kyoto 2 warten.

"Krone": Würden Sie als Umweltberater nach Washington gehen, würde die Regierung Sie fragen?
Schwarzenegger: Ich war immer der Meinung, dass man das Angebot eines Präsidenten nicht ablehnt. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Obama. Er hat gute Ideen, was Umweltschutz betrifft, aber er bekommt keine Unterstützung von den Kongressabgeordneten. Der Punkt ist: Wir müssen vom Erdöl weg und hin zu Biobenzin sowie Wind- und Sonnenenergie.

"Krone": Sie hatten im Leben viele Erfolge. Wie geht es jemandem, der so erfolgsverwöhnt ist, nach einer privaten Misere wie Ihrer im letzten Jahr?
Schwarzenegger: Ich würde sagen, ich hatte eine Riesenmenge an Misserfolgen. Mein erster "Mister Universum"-Bewerb. Ich wurde nur Zweiter.

"Krone": Na, wie schrecklich.
Schwarzenegger: Es war deprimierend. Dasselbe bei "Mister Olympia". Wieder nur Zweiter. Ich hatte Filme, die direkt im Klo landeten. Aber die letzte Niederlage war mein größtes Scheitern auf persönlicher Ebene. Ich bin immer wieder aufgestanden, und so muss es auch diesmal sein.

"Krone": Wie ist jetzt Ihr Verhältnis zu Ihrer Familie?
Schwarzenegger: Ich habe vier wunderbare Kinder – nein, eigentlich fünf. Und obwohl ich in Scheidung lebe, habe ich eine sehr gute Beziehung zu meiner Frau. Es gibt keinen Streit. Wir sind verantwortungsvolle Eltern und wissen, dass es nur so funktionieren kann.

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(Bild: kmm)



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