700-Seiten-Werk

Schwarzenegger-Bio: Erfolge, Affären und Niederlagen

Adabei
06.10.2012 14:18
Seit 1. Oktober liegt Arnold Schwarzeneggers Autobiografie "Total Recall - Die wahre Geschichte meines Lebens" vor: Auf rund 700 Seiten schildert der Bodybuilder, Schauspieler und Ex-Gouverneur von Kalifornien seine Erfolge, Affären und Niederlagen - darunter die bodenständige Skepsis seines Vaters gegenüber dem Drang zum Gewichtestemmen und zur Auswanderung in die USA: "Warum tust du nichts Nützliches? Geh lieber Holz hacken." Schwarzenegger wird "Total Recall" am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren.

Österreich nimmt in dem Buch mit drei von 30 Kapiteln eher wenig Platz ein. Neben der Beschreibung der Beschwerlichkeit des Lebens nach dem Krieg, aber auch der fröhlichen Unbeschwertheit einer Kindheit am Lande, geht es relativ bald ums Geldverdienen: Eisverkaufen am Thalersee, auch Passanten in Graz anschnorren, bis dem vom Vater mit einer Tracht Prügel ein Ende gesetzt wird.

Fröhlich-sorgloser Rebell in der Jugend
Schwarzenegger gefällt es auch ganz gut, sich in der Rolle des fröhlich-sorglosen Rebellen in seiner Jugendzeit zu schildern. Auch die ersten Erfahrungen mit Gewichtestemmen und die Bewunderung für die Erfolge des damaligen Grazer Bodybuilding-Stars Kurt Marnul bei Wettbewerben und bei Frauen kommen nicht zu kurz. In seiner Dienstzeit beim Bundesheer hat man bisweilen den Eindruck, einen charmanten, aber - zum Leidwesen der Vorgesetzten - mit einem Panzer daherkommenden Hooligan kennenzulernen.

Österreichs Politik wird nicht sehr viel Platz eingeräumt - lediglich einmal kommt der frühere steirische ÖVP-Landeshauptmann, Josef Krainer jun. vor, genauso oft wie die verstorbenen Bundespräsidenten Thomas Klestil und Kurt Waldheim.

Mutter und Vater wird viel Platz eingeräumt
Naturgemäß räumt Schwarzenegger der Familie viel Platz ein, vor allem seiner Mutter und deren herzlich-geradlinigem Verhältnis zu seiner US-Familie - aber auch seinem Vater. Hier schildert Schwarzenegger vor allem seinen Zustand, als er wegen einer Verletzung vom Arzt Flugverbot bekam und nicht zum Begräbnis des Vaters nach Österreich reisen konnte. Und ein zentraler Punkt ist natürlich Alfred Gerstl, der väterliche Freund, von ihm als "politischer Mentor" bezeichnet.

Durchaus Selbstkritisches in Sachen Politik
Politik beschreibt Schwarzenegger mitunter mit Metaphern bewaffneter Auseinandersetzung - Kriegsbemalung anlegen, auf einen Krieg zusteuern etc. Der "Governator" bricht allerdings auch eine Lanze für die Bereitschaft zum Kompromiss gegenüber den Demokraten, dem politischen Gegenüber allgemein, auch gegen die Ratschläge des Umfeldes. Einigen Raum nehmen durchaus selbstkritisch die Konsequenzen von Schwarzeneggers losem Mundwerk ein, von Aussagen wie "Girlie men" für Kaliforniens Parlamentarier oder Verallgemeinerungen über Latinos - locker-witzig gemeint, aber bei seinem Polit-Team gefürchtet, und immer mit einer endlosen Reihe von Erklärungs-Aktivitäten und -telefonaten verbunden.

Ein kleiner Schwachpunkt der Bio: Wenn Schwarzenegger spricht, kommt er in einer unnachahmlichen Mischung aus Englisch und österreichischem Dialekt daher. Im Buch bzw. der Übersetzung schleichen sich jedoch viele Germanismen wie "Junge" statt "Bub" oder "Bursche" ein - darunter leidet die Stimmung der Schilderung. Köstlich hingegen lesen sich bisweilen die Schilderungen vom Set an Schwarzeneggers zahlreichen Filmen.

Eine von zehn Regeln: "Denk nicht zu viel nach"
Den Schlusspunkt bilden "Arnolds Regeln", zehn an der Zahl, wobei Nummer zwei in näherer Ausführung nicht ganz so seltsam lautet, wie es erst den Anschein hat: "Denk nicht zu viel nach." Und die letzte Regel lautet: "Bleib hungrig."

"Total Recall. Die wahre Geschichte meines Lebens". Von Arnold Schwarzenegger mit Peter Petre. Verlag Hofmann und Campe, 672 Seiten, 28,80 Euro.

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(Bild: kmm)



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