Hoffman, gut gelaunt und entspannt in kariertem Hemd und mit Bart, streute sowohl dem Filmmuseum als auch seinem Regisseur Charlie Kaufman Rosen. Dieser habe ihm das verwirrende Skript des Films bei einem Abendessen so schmackhaft gemacht, dass er erst beim anschließenden Lesen des Drehbuchs gemerkt habe, wie realistisch und nahe an seinem eigenen Leben sich der Film bewege. "Ich bin 41, übergewichtig, werde alt, habe drei Kinder. Habe ich etwas verpasst? Kriege ich auch alles mit? Das ist schon ein recht emotionales Ding. Und irgendwann merkt man einfach: Der Moment zählt - mehr alles andere in diesem Film."
In seinem Regiedebüt "Synecdoche, New York" erzählt der Drehbuchautor Kaufman ("Being John Malkovich", "Adaptation") mit zahlreichen Zeitsprüngen und auf mehrfachen Ebenen von einem alternden Regisseur, dessen sich auflösende Familie und Angst vor dem Tod zu einem wahnwitzigen Theaterprojekt führen, in dem sich alle Figuren des realen Lebens auf der Bühne wiederfinden. Die Hauptfigur sei "ein Ehemann, ein Freund, ein Vater, ein mittelmäßiger Künstler - da vergleicht man sich und merkt, dass einem der Charakter zu nahe ist, als dass es noch angenehm wäre. Und ich tue mir sowieso schwer, Leben und Arbeit immer gut zu trennen."
Hoffman spielte in annähernd 50 Filmen mit, den Oscar erhielt er für seine Hauptrolle als Truman Capote in "Capote". Es sei ein sehr anstrengender Dreh gewesen, erzählte Hoffman, die neunwöchige Drehzeit habe zumeist aus 15- bis 16-stündigen Drehtagen bestanden. Aber Kaufman liebe Schauspieler - und auch wenn er sich schließlich viele Freiheiten im Schnitt genommen habe, sei die Arbeit mit ihm toll gewesen. Um einen Tipp für junge Schauspieler gebeten, meinte Hoffman, er rate jedem dazu, Leute zu finden, mit denen man arbeiten wolle. "Die einzige Befriedigung, die man kriegt, ist die, wenn man etwas gut gemacht hat."
"Synecdoche, New York" wird am Mittwoch noch einmal im Filmmuseum zu sehen sein. Ein regulärer Filmstart in Österreich ist nicht vorgesehen. Hoffman feiert mit "Othello" unter der Regie von Peter Sellars am 14. Juni Premiere im Wiener Theater Akzent.
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