Der Arzt spricht

“Michael hat gelebt, als ich ihn gefunden habe”

Adabei
30.06.2009 11:55
Als Michael Jacksons Leibarzt den Sänger am späten Donnerstagvormittag in seinem Bett fand, habe der "King of Pop" noch gelebt. Jackson habe einen schwachen Puls in der Oberschenkel-Arterie gehabt, sagte der Anwalt von Conrad Murray, Edward Chernoff, in einem Interview. Murray sei eigentlich zufällig in Jacksons Schlafzimmer gegangen und habe bemerkt, dass Jackson nicht geatmet habe, so Chernoff weiter. Der Kardiologe habe sofort mit einer Herz-Lungen-Reanimation begonnen - vergebens. Michael Jackson starb am Donnerstag in seinem Haus in Los Angeles an einem Herzstillstand.

Wie Chernoff weiter sagte, sei es Murray gewesen, der Jacksons Familie vorgeschlagen habe, eine Autopsie zu machen, um die Todesursache zu klären. Die Ergebnisse des toxikologischen Befunds werden nach Angaben der Gerichtsmedizin aber erst in bis zu sechs Wochen feststehen.

Murray wurde inzwischen auch schon eingehend von der Polizei befragt. Dabei sei es aber nur darum gegangen, "einige Ungereimtheiten zu klären", sagte eine Sprecherin des Arztes. Die Polizei gehe davon aus, "dass der Doktor in keiner Weise ein Verdächtiger ist und als Zeuge gilt", sagte sie. Die Polizei bestätigte das Gespräch mit Murray und bezeichnete ihn als kooperativ. Auf der Suche nach Beweismitteln für einen möglichen Medikamentenmissbrauch hat die Polizei auch Murrays Auto beschlagnahmt.

Am Sonntag hatte Murray über seinen Anwalt versichern lassen, er habe dem "King of Pop" keine morphiumähnlichen Schmerzmittel verabreicht. Entsprechende Berichte seien "absolut falsch", so Chernoff nach Angaben der "Los Angeles Times". Murray habe Jackson nie die Mittel Demerol oder OxyContin verschrieben. "Nie. Und auch nicht an diesem Tag." Kurz vor seinem Tod soll der angeblich medikamentensüchtige Star nach Angaben des Internetdienstes TMZ.com eine Spritze mit dem starken Schmerzmittel Demerol bekommen haben.

Damit ließ der Arzt Berichte zurückweisen, wonach die übermäßige Abgabe von Schmerzmitteln eine Ursache für den Tod des "King of Pop" gewesen sein könnte. Die Familie des Popstars hat wegen Zweifeln bezüglich der Rolle des Arztes auch eine zweite Autopsie beantragt, wie Bürgerrechtler und Pfarrer Jesse Jackson zuvor erklärt hatte.

Jacksons Freunde misstrauen dem Kardiologen
Murray betreute den Sänger während seiner Proben, er sollte ihn auch zu den Comeback-Konzerten nach London begleiten. Freunden von Jackson ist der Mediziner höchst suspekt. "Wann ist der Arzt gekommen? Was hat er gemacht? Hat er ihm eine Spritze gegeben und wenn ja, was für eine?", fragte der mit der Jackson-Familie vertraute Bürgerrechtler Jesse Jackson öffentlich. Der außerhalb der Bühne stets zerbrechlich wirkende Sänger hatte den 51 Jahre alten Murray Medienberichten zufolge erst vor wenigen Wochen zu seinem Leibarzt gemacht. Der Mediziner sollte ihm demnach helfen, für seine anstrengenden Comeback-Konzerte fit zu sein.

Nun ist Murray offenbar der Mann, der Jackson als letzter lebend sah. Zudem kursieren Berichte, wonach Murray schon lange finanzielle Probleme hatte. Rechtsschwierigkeiten allein im vergangenen Jahr hätten zu Schulden in Höhe von 400.000 Dollar geführt, heißt es.

Eigene Praxis für Jackson geschlossen
Als Arzt hat der Herzspezialist einen tadellosen Ruf. Er verfügt über die ärztliche Zulassung für drei US-Bundesstaaten: Kalifornien, Texas und Nevada. In der größten Stadt des Wüstenstaats, Las Vegas, betrieb er bis vor kurzem eine eigene Praxis mit dem Namen "Global Cardiovascular Associates". Diese schloss er aber, offenbar um sich voll und ganz Michael Jackson widmen zu können. Am 15. Juni schrieb er nach Informationen der Webseite TMZ an Patienten und Freunde, er werde "wegen einer Gelegenheit, die man nur einmal im Leben bekomme" vorerst nicht mehr öffentlich praktizieren.

Murray genoss nach anderen Berichten das volle Vertrauen Jacksons. Der Sänger habe "mit Nachdruck darauf bestanden", Murray einzustellen, sagte der Chef von Jacksons Konzertagentur AEG Live, Randy Phillips, der "Los Angeles Times". "Michael selbst hat mir gesagt, dass er dem Mann vertraut", fügte er hinzu und berichtete, dass Murray bei den Konzertproben in Los Angeles stets dabei war. "Es sah so aus, als wäre ihm Michael sehr wichtig. Er war sehr professionell."

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(Bild: kmm)



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