Medienphänomen 2014

Larissa Marolt: Schrillste Pflanze des Dschungels

Adabei
14.12.2014 15:00
"Ich hab' mich immer durchkämpfen müssen, mir ist nie was geschenkt geworden." Wer ist Larissa Marolt (22)? Der Aufstieg von der Hotelierstochter aus Kärnten zum gefragten Medienstar.

Sie möchte Wasser, es gibt kein Glas. "Egal, dann trink' ich aus der Flasche. Ich hab' heute schon so viel reden müssen." Sie nimmt einen großen Schluck, die Kohlensäure schießt ihr in die Augen, dann verschwindet sie zur Maske. Eine Assistentin kommt: "Larissa will wissen, ob sie jetzt essen kann!" "Also erstens muss sie mich nicht fragen, ob sie essen kann. Und zweitens sind wir mitten in einem Interview", sagt der Papa, dem Gesicht nach ein Freundlicher mit einer Frisur wie Falco.

Zehn Minuten später ist sie wieder da, ein hübsches Mädchen mit blauen Augen, Milchhaut, Löwenmähne. Nun hat sie dick Make-up im Gesicht. Bräuchte sie gar nicht. "Papa, ich glaub', das wird heut nichts mit dem Fotografieren!", schaut drein wie ein erschöpfter Blitz. "Sie hat bis zehn gedreht", entschuldigt er. "Nein bis 3 Uhr früh!" Wir probieren es trotzdem, Blitzlicht direkt in die müden Augen, zwei weitere Fotografen warten schon. Ich sage: "Bitte stellen Sie sich neben den Christbaum, und könnte man die Haare aufmachen?" "Da müssen sie frisch gewaschen sein!", argumentiert der Papa. "Die sind frisch!", sagt die Tochter. Bis zu 17 Interviewanfragen hat sie pro Tag. "Wir können nur die Wichtigsten drannehmen."

Larissa Marolt, die Medienentdeckung des Jahres
Larissa Marolt, 22 Jahre alt, die Medienentdeckung des Jahres: Hotelierstochter aus St. Kanzian, "Top Model"-Anwärterin bei Heidi Klum und danach der große Star im "Dschungelcamp". Der gesamte deutsche Boulevard ist seither verrückt nach ihr. Sogar Formel-1-Interviews aus der Boxengasse holte sie für RTL ein, für den ORF saß sie in der Jury der "Großen Chance".

Wir treffen uns im Fernsehstudio von "Austria's Next Topmodel", dort, wo ("Vor ewigen Zeiten, da war ich noch in der Schule!") alles begann. Meine Güte, das ist fünf Jahre her! Zarte 16 war sie damals, ein Kinderstar eigentlich, der Papa managt sie, obwohl er das Wort Manager nicht mag. Wer trifft die Entscheidungen in diesem Team? Nach einer kurzen kontemplativen Pause kommt die Antwort: "Ich mach' immer, was ich will, es gab viele Entscheidungen in meinem Leben, wo alle gesagt haben, mach das nicht! Ich hab' es trotzdem getan. Ich glaube, es ist wichtig, dass man nicht auf die Masse hört. Ich will lieber, dass die Masse auf mich hört", fröhlich blinkt sie mich an, die Nervensäge aus dem "Dschungelcamp", die von sich sagt: "Ich muss mich selbst erst an mich gewöhnen."

Die einen lieben sie, die anderen hassen sie
Schöne Models gibt es viele, das ist sozusagen eine Berufskrankheit. Dass Models reden können, ist auch nichts Ungewöhnliches. Aber nur wenige haben etwas zu sagen. Larissa Marolt ist schön und hat eine große Klappe. Nur so räumt man Topplatzierungen in sämtlichen Castingshows ab, nur so wird man zur Quotenqueen. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie, dazwischen gibt es wenig. Wie geht sie mit Kritik um? "Ich höre mir gern die Meinungen der Kritiker an. Das ist für mich schon was ziemlich Wichtiges. Einige haben ja auch mit der einen oder anderen Sache manchmal Recht." Sehr diplomatisch, aber wie fühlt sich das an? "Ich muss nicht von allen geliebt werden!" Ein Selbstbewusstsein wie ein Düsenjet, das will ich auch! Und schon donnert die Anleitung daher: "Ich hab' halt Mut zur Blamage! Es macht mir auch nichts aus. Ich kann gut lachen über mich." Nur wenn sie dreht, also richtig schauspielert, dann ist sie wie ein Kind, dann zittert sie vor Nervosität. "Wahrscheinlich, weil es mir so wichtig ist."

Einmal eine tiefsinnige, emotionale Rolle zu verkörpern, das wäre ihr absolutes Traumziel. Dafür hat sie auch in New York bei "Lee Strasberg" (Robert De Niro, Al Pacino und sogar Marilyn Monroe haben dort gelernt) studiert. "Ich bin eine Künstlerin, für die Schauspiel ein Handwerk ist. Ich nehme das sehr ernst." Talent hat sie, das haben die Professoren aus den USA schon öffentlich bestätigt: "Larissa ist eine hochintelligente Schauspielerin", warum dann der ganze Reality-Wahnsinn? "Es gibt so viele Schauspieler und so wenig Filme, ich hab' keine Lust, am Hungertuch zu nagen." Hat sie nicht Angst, sich damit gute Rollen zu verbauen? "Natürlich ist das möglich. Aber ich bin halt so ein krasser Freigeist. Ich denke mir, wenn ein Regisseur sich denkt, die nehm ich jetzt nicht, weil sie im Dschungel war, dann denk ich mir: Leute, wo lebt ihr? Wo lebt ihr wirklich! Ich bin eine Künstlerin, ich mache, was ich will!"

Sie macht, sie träumt, sie kämpft
Auf dem Papier klingen ihre Worte ein wenig trotzig, sitzt man vor ihr, spürt man etwas ganz anderes: einen kindlichen Eifer, sie macht, sie träumt, sie kämpft. Sie war schon immer anders, hat nicht reingepasst in die Mädchen-Cliquen im Gymnasium. "Ich bin ein Hotelkind, war immer umgeben von älteren Menschen. Ich hab' schon früh gespürt, dass ich raus will, in die weite Welt." Es gibt keine Fußstapfen, in die sie treten kann, zumindest nicht in St. Kanzian. "Meine Eltern haben mir immer viel Freiheit gelassen und mich auch Fehler machen lassen. Das hat dazu beigetragen, ein mutiger Mensch zu werden, das hat mir die Kraft gegeben, Risiken einzugehen."

Denkt sie manchmal an ihre Geschwister, die sie zurückgelassen hat im kleinen St. Kanzian? "Ich hab mir oft Sorgen um meine kleinen Brüder gemacht. Wie ist das wohl für sie, so eine Schwester zu haben? Ich hatte ja nicht immer das beste Image. Kinder können böse sein, das hab' ich selbst erlebt. Ich hatte Angst, die anderen könnten sie wegen mir verarschen. Aber meine Brüder, sie sind zehn und 17, die sind so stark, die würden mir nie ein schlechtes Gewissen machen. Die unterstützen mich nur! Das ist für mich unglaublich, ich hab' wirklich Glück. Ich würde definitiv sterben für jeden von ihnen."

"Ich wäre für viele die totale Enttäuschung"
Übers Privatleben mag sie nicht sprechen, da gibt es auch nicht viel zu sagen, privat ist sie der langweiligste Mensch der Welt, sagt sie. "Wirklich! Ich glaube, ich wäre für viele die totale Enttäuschung. Wenn ich nicht arbeite, dann nehme ich ein Bad oder bin mit Hunden zusammen und streichle sie. Ja, so könnte man mein Privatleben am ehesten beschreiben."

Sie erhebt sich, das Interview ist zu Ende. Sie richtet sich ihre Socken, die ein bisschen aus den Stiefeletten rausschauen. Es sind weiße Erstkommunionssöckchen mit Rüschen drauf. Zur Motorradhose. Ich habe das Gefühl, das wäre eine Frau, die ich gern zur Freundin hätte. Die mag ich, die ist originell und so wunderbar echt!

Ich plaudere noch kurz mit ihrem Vater, mach ihm Komplimente zu seiner Tochter. Er nur: "Aber das war ja ein Interview, das war Job. Aber privat, da ist sie wirklich ein ganz besonderer Mensch!" Viel ist gerätselt worden, ob das, was Larissa uns im Fernsehen serviert, sie selbst ist oder eine Rolle. Ist sie wirklich so tollpatschig wie ein junger Hund oder ist sie einfach ein genialer Clown, der sein Publikum unterhält? Was ist Reality, was Show? Wahrscheinlich ist sie beides.

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(Bild: kmm)



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