Fleißig wie eh und je

Italiens Filmdiva Claudia Cardinale wird 75 Jahre alt

Adabei
13.04.2013 09:00
Was für ein Kinojahr vor genau fünf Jahrzehnten, die Regisseure mit den großen Namen reißen sich um Claudia Cardinale, vor allem die italienischen Meister. Es ist der alles entscheidende Abschnitt in der Karriere der in Tunis geborenen Aktrice. Sie ist auf dem Weg, neben Sophia Loren und Gina Lollobrigida in die erste Riege der italienischen Film-Diven aufzusteigen. 50 Jahre später ist sie fleißig wie eh und je, prüft neue Filmprojekte - Motto: "Wenn ich will, kann ich." Am 15. April feiert die Frau, die keine Angst vor dem Alter hat, ihren 75. Geburtstag.

Zurück zum Schicksalsjahr 1963 der Italienerin Claude Joséphine Rose Cardinale. Ein paar Jahre zuvor hatte sie bereits in Luchino Viscontis klassischem Sozialdrama "Rocco und seine Brüder" gespielt und gab die Geliebte des Banditen Jean-Paul Belmondo in "Cartouche".

Dann ging es Schlag auf Schlag, alle wollten sie auf dem Filmset sehen: Sie ließ sich von Federico Fellini für den Gesellschaftsklassiker "Achteinhalb" holen und wiederum von Visconti für sein Historien-Epos "Der Leopard". Blake Edwards warb sie an für die erfolgreiche Krimikomödie "Der rosarote Panther". Ein Fundament war gelegt, aus Claudia Cardinale konnte so rasch "La Cardinale" werden.

Keine Nacktshootings für Claudia Cardinale
In den Jahren und Jahrzehnten danach war sie schlichtweg Inbegriff mediterraner Schönheit, eine der begehrtesten Frauen der Welt. Und das, obwohl sie sich nie vor der Kamera ausgezogen hat. Eine Frau sei doch viel erotischer, wenn nicht alles von ihr gezeigt werde, damit bleibe mehr Raum für die Fantasie, meinte sie einmal. Überhaupt gilt die italienische Schauspielerin mit der markanten Stimme bis heute als eine zurückhaltende Frau ohne Skandale und ohne Starallüren.

Mit der Rolle der jungen Witwe Jill McBain in Sergio Leones Meisterwerk "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) lieferte sie den Cineasten unvergessliche Momente: Wie sie da ganz allein am Bahnhof des Örtchens Flagstone ankommt und wenig später die Leichen ihrer neuen Familie entdeckt, die Kameraeinstellungen der Trauer und Verzweiflung in ihren durchdringenden dunklen Augen, das ist Filmgeschichte. Oder ihr Auftritt neben Klaus Kinski in Werner Herzogs "Fitzcarraldo" (1982).

Schönheitswettbewerb als Ticket in die Filmwelt
1938 in Nordafrika geboren, gewann sie 1957 in Tunis einen Schönheitswettbewerb und damit eine Reise zu den Filmfestspielen nach Venedig. Dort begann ihr kometenhafter Aufstieg. Ihre erste Rolle spielte sie wenig später in Mario Monicellis "I soliti ignoti" (Diebe haben's schwer) an der Seite von Stars wie Vittorio Gassman und Totò. Cardinales späterer Ehemann, der Filmproduzent Franco Cristaldi, hatte die Karriere der Brünetten bereits in die Hand genommen. Cardinale spielte mit Leinwandpartnern, die sich wie das ABC der Filmgeschichte lesen: Alain Delon war für sie der Schönste, Sean Connery der Faszinierendste, Burt Lancaster der Perfekteste und Cary Grant der Sympathischste.

"Ich habe mich immer gut mit den Männern verstanden", erklärte sie damals. "Aber ich habe Privatleben und Arbeit stets auseinandergehalten." Sie war voll im internationalen Geschäft, spielte in italienischen, französischen, amerikanischen und britischen Produktionen mit. Zusammen mit der Loren und der Lollobrigida bildete sie das italienische Trio weiblicher Stars - als Gegenpol zu den französischen Filmschönheiten Brigitte Bardot und Jeanne Moreau.

"Der Oscar fehlt mir nicht"
Fernsehgeschichte schrieb sie 1987 mit der Trilogie "La Storia" (Die Geschichte) nach dem Roman der italienischen Schriftstellerin Elsa Morante. Mit Tobias Moretti spielte sie in dem TV-Vierteiler "Mia, Liebe meines Lebens". Auf der großen Leinwand war die Cardinale zuletzt unter anderem in "Un balcon sur la mer" von Nicole Garcia zu sehen. Derzeit prüft sie italienische und französische Drehbücher.

"Der Oscar fehlt mir nicht, das wäre nur eine Statue mehr, mein Haus ist vollgestellt mit Preisen", sagte sie der Nachrichtenagentur Ansa. 1993 bekam sie in Venedig den Goldenen Löwen für ihre Karriere, 2002 in Berlin einen Goldenen Ehrenbären. Zurück blickt sie sowieso nicht. Sie, die in Paris lebt, habe sich auch nie nur als Italienerin, sondern immer als Weltbürgerin gefühlt: "Ich bin Französin, weil ich eine französische Schule in Tunesien besuchte. Ich bin Italienerin, weil mein Vater aus Sizilien stammt. Ich bin Tunesierin, weil ich dort geboren wurde."

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(Bild: kmm)



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