"Man muss mit seiner Zeit leben, mich schockiert das nicht. Ich finde das in Ordnung: Wenn es neue Sorten von Debütanten gibt, werden wir auch sie empfangen", zeigt sich Meyer, der Ioan Holender als Staatsoperndirektor ablöste, aufgeschlossen. Die aufgeregten Reaktionen der Öffentlichkeit sieht er als "Spiel": "Das ist alles Theater, man muss nicht alles ernst nehmen." Gleichgeschlechtliche Debütantenpaare heißt er somit ebenso willkommen wie die Klatschspalten-Society.
Von den Veranstaltern nicht immer gern gesehene Gesellschafts-Adabeis dürfen sich also heuer freuen. Meyer hat zu Prominenten wie Baumeister Richard Lugner ein entspanntes Verhältnis, das gilt auch für dessen Begleiterin, US-Schauspielerin Bo Derek: "Ich sage: Willkommen. Ich werde sie empfangen, wie alle anderen Gäste. Sie ist auch eine Künstlerin und hat auch das Recht herzukommen." Den Society-Aspekt sieht er generell gelassen: "Es existiert, es ist eine Seite des Opernballs", so Meyer. "Natürlich bin ich mehr interessiert an einer anderen Seite."
Die "andere Seite" ist für den Franzosen die Kunst-Szene. "Natürlich haben wir ein Ziel, dass wir ein bisschen mehr in Richtung Kunst gehen. Wir wollen die Staatsoper wirklich an erste Stelle haben", so Meyer weiter. Dennoch sieht er den Opernball als "Treffpunkt zwischen wichtigen Künstlern, Leuten aus dem Bereich der Kultur, der Politik und der Wirtschaft."
Eröffnung verspricht "Überraschungen"
Unter diesem Aspekt ist auch das Engagement der lettischen Sängerin Elina Garanca und das erstmalige Auftreten der Wiener Philharmoniker am Ball zu verstehen: "Das ist extrem wichtig für mich. Sie sind das Herz des Hauses", lobte Meyer das Orchester. Abseits davon werde man im Programm auch "ein paar Spuren" seiner französischen Heimat finden - und "Überraschungen". Eine aktive Einbindung in die Eröffnung wie einen Auftritt à la Sangeseinlage von Ioan Holender kann sich Meyer "überhaupt nicht" vorstellen. "Ich mag das nicht, zu sehr immer im Vordergrund zu sein. Es soll zuerst ein Künstlerball sein", erkläre der Direktor.
In erster Linie freut sich der neue Hausherr aber auf sein Debüt. Der Opernball sei für ihn – anders als für seinen Vorgänger – eine wunderbare Tradition, vor der er viel Respekt habe. "Es gibt international nicht so viele Länder, wo man noch einen glücklichen Abend mit einem Ball feiern kann. Das finde ich schön."
Und nach seinem ersten "angenehmen" Besuch des Wiener Opernballs im Vorjahr wird Meyer bei seinem Balldebüt als Direktor von seiner Ehefrau begleitet. Zeit für ein privates Tänzchen wird dabei aber wohl kaum bleiben: "Natürlich ist der Abend eine berufliche Verpflichtung. Da gibt es kein persönliches Leben, das ist meine Arbeit, aber ich mache sie gerne." Am Tag danach wären für Meyer zufriedene Gäste das größte Lob: "Wenn man mir dann sagt, es war ein schöner Abend, es hat viel Spaß gemacht."
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