Walter Freiwald

Die irre One-Man-Show im sonst faden Dschungelcamp

Adabei
22.01.2015 13:35
So wenige sexy Einblicke, intime Bekenntnisse, gemeine Lästereien und ausgetragene Zickenkriege wie in der neunten Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" gab es wohl noch nie. Zum Glück für die Zuschauer – und für RTL – holt aber ein Mann alleine die Quotenkohlen aus dem Keller: Walter Freiwald, der selbst ernannte Held im Dschungelcamp, der mit seiner irren One-Man-Show wenigstens für ein bisschen Unterhaltung sorgt.

Das hatte sich RTL wohl anders vorgestellt: Für die neunte Staffel der Dschungelshow war nach altbekannten Mustern gecastet worden – Aurelio, der programmierte wilde Hecht im Dschungelteich, Sara und Angelina, die heißen Showbiz-Küken, die im Vorfeld der Show mit ihren Reizen so gar nicht gegeizt hatten, und Walter, der ehemalige "Der Preis ist heiß"-Co-Moderator, von dem man annehmen konnte, dass er nach fast drei Jahrzehnten TV-Karriere einiges über die Branche zu sagen habe.

Mit Walter ist die Besetzung geglückt: Denn während Aurelio bisher nichts davon hält, den anwesenden Damen die Köpfe zu verdrehen und vielleicht sogar mit einer vor laufenden Kameras quotenpushend anzubandeln, und vom künstlich u.a. durch Konkurrenz-"Playboy"-Cover geschürten "Zickenkrieg" zwischen den Dschungelschönheiten Sara und Angelina absolut nichts zu merken ist, trumpft Walter ganz groß auf im Camp – und wird von Tag zu Tag schräger. Und gemeiner.

"Wenn die mich anpinkeln, dann pinkel ich zurück"
Am Anfang wirkte er ob seiner Jammereien fast noch lieb, übertrieben wehleidig, aber harmlos: da ein von ihm vorhergesagter "Fußbruch" durch ihm abgenommene Schuheinlagen, dort ein schmerzvoller "Todeskampf" nach einem Quallenangriff und drüben ein theatralischer "Zusammenbruch", nachdem er sich den Kopf gestoßen hatte. Aber schon bald brachen die ersten cholerischen Anfälle aus ihm hervor, aus Nichtigkeiten. Ob seine Mitbewohner oder das Moderatoren-Duo Sonja Zietlow und Daniel Hartwich – für Walter ist klar: "Wenn die mich anpinkeln, dann pinkel ich zurück. Und fertig, aus. Das ist doch das Spiel – sich anzupissen."

Und das tut Walter mit Genuss, aber zumindest (noch) nur verbal. Im Camp geht's vor allem gegen Aurelio und Ex-"Glücksfee" Maren – wobei Walter der Überzeugung ist, dass er derjenige sei, der alles ins rechte Licht rücke, und die anderen ihn ständig angreifen würden. Walter über Aurelio: "Der wartet drauf, dass ich explodiere. Tue ich aber nicht. Arschloch!" Oder: "Ich würde ja gar nichts sagen, aber der lässt mich nicht in Ruhe. Ich habe ihm gestern gesagt: Such dir ein anderes Feindobjekt, lass mich in Ruhe!"

"Boah, wie das stinkt! Was hat die denn gegessen?"
Gegen Maren lästert Walter sogar auf unterstem Niveau: "Die geht mir auf die Eier! Sie denkt, sie ist die Größte, und hat überhaupt nichts im Kopf." Ständig dränge sie sich in den Vordergrund, glaube sogar, sie sei bekannter als Walter und könne besser kochen als er. Ha! Für so viel Frechheit (oder Realitätssinn?) muss Maren ordentlich leiden. Am Mittwochabend behauptete Walter im Sekundentakt, dass Maren beim Kochen einen Furz nach dem anderen gelassen habe: "Boah, wie das stinkt! Was hat die denn gegessen?" Und dann erklärte er den anderen, dass man jetzt endlich wieder aufs Dschungelklo könne: "Nachdem Maren da eine unglaubliche Bombe reingelegt hat."

Volle Breitseite gegen Ex-Kollege Harry Wijnvoord
Walters größter Feind ist aber wohl Harry Wijnvoord, mit dem er "Der Preis ist heiß" moderierte – bzw. war Wijnvoord der Moderator, Walter sagte die Preise an. Laut Wijnvoord hat er "seit Jahren" nicht mit Walter gesprochen, woher der Hass kommt, wisse er nicht. Er habe sich damals sogar für die Vervierfachung von Walters Tagesgage eingesetzt, bedankt habe sich Walter dafür nie. Aber: "Er war immer schon cholerisch."

Mehr wollte Wijnvoord zu seinem alten Wegbegleiter nicht sagen – auch wenn Walter gegen ihn unglaublich abgelästert hatte: "Dass der Wijnvoord Angst hat, ist ja klar. Deshalb will er mir einen Maulkorb schenken. Hat Angst, dass ich darüber rede, was da intern abgelaufen ist." Wijnvoord habe "immer versucht, mir die Wurst vom Brot zu nehmen". Jetzt gehe er "sogar so weit", zu behaupten, "dass der Harry irgendwelche Leute schmiert. Was der da für Geschäfte gemacht hat, weiß ich nicht. Aber irgendwas stimmt da nicht. Das ist genauso wie dieser Fotograf, der jetzt schon 20 Jahre dabei ist, den kannte ich schon zu 'Der Preis ist heiß'-Zeiten, und der taucht jetzt hier plötzlich wieder auf und fotografiert mich nicht! Das kann ich in dieser Situation ja nun gar nicht gebrauchen, dass mich ein Fotograf boykottiert. Armleuchter!"

Doch er wolle gar nichts weiter sagen, denn: "Ich muss halt aufpassen, was ich sage. Deshalb sage ich das auch nur hier in diesem Raum." "Der Raum" war das Dschungeltelefon, in dem die Kandidaten während der Show immer wieder interviewt werden. Die Szenen aus diesem Raum sieht ein Millionenpublikum, wenn sie ausgestrahlt werden...

"Programmdirektor bei RTL" und "Fast-Bundespräsident"
Bei solchen Aussagen zweifelt man etwas an Walters Wahrnehmung und seinem Realitätssinn. Schließlich behauptete er auch, er sei "Programmdirektor bei RTL" gewesen – was aber nicht stimmt. Er war Chefmoderator des Shoppingkanals von RTL, aber nicht mehr. Was aber tatsächlich stimmt, ist, dass Walter sich einst für das Amt des deutschen Bundespräsidenten bewarb. Und zwar mit dieser E-Mail an den Parteivorsitzenden der SPD, Sigmar Gabriel:

"Sehr geehrter Herr Gabriel,
wie ich den Medien vernommen habe, will die SPD einen parteiunabhängigen Kandidaten vorschlagen.
Hiermit bewerbe ich mich um dieses Amt.
Ich bin 56 Jahre alt, sehr eloquent, ziemlich bekannt, nicht senil, äußerst sozial und gerecht und habe Kraft für drei. Ich bin ein Arbeitstier und reise gerne, spreche Englisch und bin es gewohnt, vor großem Publikum zu reden. Ich bin gesund und habe jede Menge Humor. Politik hat mich schon immer fasziniert, meine Eltern waren beide jahrzehntelang in der SPD.
Ich bin genau der Richtige für Sie, nehme die Aufgabe ernst und repräsentiere Deutschland auf der ganzen Welt im besten Licht. Bitte geben Sie mit ein Zeichen, ob wir diese Aufgabe gemeinsam in die Hand nehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Walter Freiwald"

Die freundliche Absage Gabriels kam postwendend. Doch Walter hat weiterhin Großes vor. Über das Dschungeltelefon ließ der seit Jahren Arbeitslose ausrichten: "Hallihallo, ich bin der Walter Freiwald, und ich bin noch nicht am Ende meines Lebens, das wollte ich mal sagen. Ich hab' noch viel Kraft und Energie, und vielleicht können Sie die ja umsetzen." Denn: "'Wetten, dass..?' wäre zum Beispiel eine Sache, die ich mir gut vorstellen könnte. Oder so etwas wie Günther Jauch würde ich gerne machen."

Vorerst hat Walter, der seit 30 Jahren verheiratet ist und sich in den letzten beiden Jahren um seine krebskranke Frau gekümmert hat, sich aber ein greifbareres Ziel gesetzt, von dem er fest überzeugt ist, dass er es schaffen wird: "Dschungelkönig 2015" zu werden. Wie groß die Zweifel des Publikums daran auch sein mögen: Auf seinem Weg zum potenziellen Titel sind weitere Dschungelspannungen, totale Selbstüberschätzungen und Verwunderungen am laufenden Band jedenfalls garantiert.

Alle Infos zu "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" im Special bei RTL.de.

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(Bild: kmm)



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