Schrille Comedian

Cindy aus Marzahn: Die Prinzessin aus dem Plattenbau

Adabei
17.02.2013 09:00
Sie ist nächsten Samstag wieder dick da als Assistentin von Markus Lanz in "Wetten, dass..?", doch bei der schrillen deutschen Comedian Cindy aus Marzahn war nicht immer alles rosig.

Als Thomas Gottschalk mitsamt Assistentin Michelle Hunziker von der "Wetten, dass..?"-Bühne abtrat, war das Hallo groß, als Markus Lanz übernahm – und Cindy aus Marzahn an seiner Seite präsentierte: pink, schrill, vorlaut – und manch hämischer Zunge kam dabei das Wort "Blunziker" über die Lippen, die aber nach der Premiere verstummten, denn die deutsche Stand-up-Komikerin machte Lanz locker und sorgte mit bissiger Berliner Schnauze dafür, dass die Sendung in Schwung kam.

Das ZDF hat erkannt, dass damit auch junges Publikum an den schwerfälligen Show-Dampfer gebunden werden kann, und verpflichtete die "wunderliche Wohlgefallen-Walküre" (Zitat "Bild") bis zum Sommer-"Wetten, dass..?". Cindys Kommentar: "Großartig! Ich sage nur Mallorca all-inclusive. Mein Sommerurlaub ist gebongt!"

"Es ging mir sehr, sehr schlecht"
Dabei lief für Cindy, die gebürtig Ilka Bessin heißt, nicht immer alles rosig. Geboren am 18. November 1971 im ostdeutschen Brandenburg, verlor sie nach der Wende 1990 ihren Job als Köchin, wurde Geschäftsführerin eines Restaurants – dann erneut arbeitslos und lebte vier Jahre lang von Hartz IV. Im Jahr 2000 kreierte Bessin schließlich die Kunstfigur Cindy aus Marzahn – ein Berliner Ortsteil und zugleich die einst größte DDR-Plattenbausiedlung: Die "Prinzessin aus dem Plattenbau" war geboren, eine übergewichtige Langzeitarbeitslose, grell geschminkt in pinkem Jogger mit glitzerndem Plastikdiadem in der wüsten Frisur: Bessins Erfahrungen mit Männern und ein Dasein am Rande des Existenzminimums prägen ihr Rollenprogramm, Cindys Blick auf Leben und Gesellschaft: stets fatalistisch bis sarkastisch. Das kam bei den Menschen an und trieb sie durch Bars, Comedy-Clubs und TV-Sendungen immer weiter nach vorn.

"Ich stand nicht mit Tabletten im Badezimmer, aber mir ging es sehr, sehr schlecht!“, sagte sie dem "Spiegel", die Zeit der erfolglosen Arbeitssuche schildert sie als entsetzlich: "Plötzlich hast du keine Aufgabe mehr, du sitzt vor dem Fernseher rum und frisst. Mit jedem Pfund sank meine Chance auf einen neuen Job. Während meiner Arbeitslosigkeit habe ich 25 Kilo zugenommen!" Das Arbeitsamt riet ihr, trotz massiven Übergewichts als Skilehrerin und Animateurin zu arbeiten: "Das sind Momente, da gibt man sich auf", erzählt Bessin. "Ich sagte: 'Ich möchte mich selbstständig machen als Comedian.' Meine Betreuerin pampte mich an: 'So eine Hampelei finanzieren wir nicht!' Mir sind die Tränen runtergelaufen. Das Loch, in dem ich saß, wurde immer tiefer!"

Abstieg in Unterschicht war Aufstieg in Comedywelt
Diese Zeiten sind vorbei: 2004 gewann sie das Finale des "Quatsch Comedy Club", drei Jahre später wurde sie "Bester Newcomer" beim Deutschen Comedypreis, 2009 bereits mit der Trophäe als "Beste Komikerin" ausgezeichnet – und das nun schon zum 4. Mal in Serie! Ihre Tourneen sind ausgebucht, auf RTL hat sie ihre eigene Show – und kürzlich widmete ihr sogar die "New York Times" einen Artikel: Ihre Figur verkörpert die schlimmsten Vorurteile von weiblichen Hartz-4-Empfängerinnen aus Ost-Berlin – ihr Abstieg in die Unterschicht war ihr Aufstieg in der Comedywelt.

Der "Spiegel" stellte daraufhin die Überlegung an, ob ihr eine Weltkarriere bevorstünde, da sie den American Dream "vom Tellerwäscher zum Millionär" lebt. Die Vergangenheit kann sie nicht vergessen ("Ich habe Angst davor, wieder arm zu sein"), doch die Zukunft strahlt rosig: Markus Lanz will sie jedenfalls auch ab Herbst weiter an seiner Seite haben!

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(Bild: kmm)



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