"Alles Waltz" in L.A.

Bridges, Bullock und Waltz triumphieren bei den Oscars

Adabei
08.03.2010 10:43
"Alles Waltz!" Der unglaubliche Aufstieg des Österreichers Christoph Waltz hat in der Nacht auf Montag seinen Zenit erreicht: Waltz hat in Los Angeles den Oscar für den besten Nebendarsteller für seine Rolle als SS-Mann Hans Landa in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" bekommen. Als bester Hauptdarsteller ist Jeff Bridges für die Rolle eines alkoholkranken Countrymusikers in "Crazy Heart" geehrt worden. Den Preis für die beste Hauptdarstellerin heimste Sandra Bullock für "The Blind Side" ein, Mo'Nique wurde zur besten Nebendarstellerin gekürt. Zur großen Gewinnerin des Abends avancierte Kathryn Bigelow mit "The Hurt Locker".

Rollengerecht bedankte sich Waltz für die Auszeichnung (und Laudatorin Penelope Cruz) mit den Worten: "Das ist das Über-Bingo." Die beiden weiteren nominierten Österreicher, Regisseur Michael Haneke und Kameramann Christian Berger, gingen für "Das weiße Band" hingegen leer aus.

Erste Regie-Oscar der Geschichte an Frau
Den Oscar für die beste Regie und den besten Film hat Kathryn Bigelow für "The Hurt Locker" abgeholt. "Das ist der Moment meines Lebens", sagte Bigelow, die als erste Frau überhaupt in der Geschichte des Oscars den Preis für die Beste Regie erhielt. Sie war erst die vierte Frau, die für diese Auszeichnung nominiert war. Ihr Irakkriegs-Drama "The Hurt Locker" wurde auch als Bester Film ausgezeichnet und erzielte mit sechs Oscars (aus neun Nominierungen) die meisten Preise des Abends.

Bigelows Ex-Ehemann James Cameron konnte mit seinem 3-D-Spektakel "Avatar" nur in drei weniger prestigereichen Kategorien (Spezialeffekte, Kamera, Ausstattung) Oscars gewinnen. Der ebenso teure wie lukrative Spezial-Effekt-Streifen "Avatar" (der ertragreichste Film der Geschichte) unterlag damit in einem ungleichen Rennen um die heurige Oscar-Krone deutlich dem vergleichsweise billig produzierten Independent-Drama "The Hurt Locker".

Oscars an Bridges, Bullock und Mo'Nique
Zum besten Hauptdarsteller gekürt (und mit Standing Ovations bedacht) wurde Jeff Bridges für "Crazy Heart", es ist seine erste Auszeichnung aus fünf Nominierungen. Sandra Bullock, die erst am Tag zuvor mit gleich zwei Goldene Himbeeren ("Razzies") zur "schlechtesten Schauspielerin" gekürt wurde, erlangte gleich mit ihrer ersten Nominierung den ersten Oscar als beste Hauptdarstellerin in "The Blind Side". Mo'Nique wurde für "Precious" als Beste Nebendarstellerin gekürt und holte damit eine von zwei Auszeichnungen für das aufsehenerregende Sozialdrama.

Haneke und Berger gingen leer aus
In Hinblick auf die österreichischen Oscar-Hoffnungen galt "Alles Waltz": Aus drei Chancen wurde ein Preis. Haneke musste sich dem argentinischen Film "El Secreto de Sus Ojos" (The Secret In Their Eyes) von Juan José Campanella geschlagen geben. Mit dem Ergebnis seiner Arbeit zeigte sich Campanella schon beim Symposium zum Auslands-Oscar zufrieden. "Es gibt immer vier Filme, die man macht", so der Regisseur, "den Film, den man schreibt, den Film, den man dreht, den Film, den man schneidet, und den Film, den das Publikum sieht. Und ich bin froh, dass sich der erste mit dem letzten offenbar weitestgehend überschneidet."

"Avatar"-Kameramann Mauro Fiore holte sich den Oscar für die beste Kamera, in dieser Kategorie war Berger nominiert. "Das weiße Band" hat bereits die "Goldene Palme" in Cannes und den "Golden Globe" gewonnen, für Haneke und Berger ist bereits die Oscar-Nominierung als großer Erfolg anzusehen.

"Es gibt keinen Weg, euch jemals genug zu danken"
Waltz, der den ersten Oscar des Abends entgegengenommen hatte, bedankte sich bei Quentin Tarantino für dessen "unorthodoxe Methoden der Navigation" auf der Expedition, zu der der Dreh zu "Inglourious Basterds" wurde. "Alle haben mir geholfen, einen Platz zu finden", sagte Waltz. "Es gibt keinen Weg, euch jemals genug zu danken. Aber ich kann damit anfangen." Fortgesetzt hat Waltz diesen Dank bei der sogenannten "Thank You Cam" im Backstage-Bereich - wenn auch nur kursorisch: "Wenn ich allen Beteiligten danken würde, wären wir nächste Woche noch hier."

Moderatoren machen "Waltz-Witz"
Die Moderatoren Steve Martin und Alec Baldwin hatten Waltz bereits in ihre Eröffnungsrede aufgenommen: "Waltz hat einen Nazi gespielt, der davon besessen war, Juden zu finden", sagte Martin. "Nun, Christoph" - so der Moderator mit einer weit ausholenden Geste über das Publikum im Kodak Theatre. Die beiden Humor-Profis leiteten durch eine recht witzige Oscar-Show, zeigten u.a. ihre Vorstellung eines Horrorfilmes (d.h. zusammen in einem Bett zu schlafen) und piesackten den wenig glücklich dreinschauenden George Clooney ("Who else?"), dessen "Up In The Air" bei den Oscars trotz sechs Nominierungen gänzlich leer ausging.

Ebenfalls überraschend: Waltz holte den einzigen Oscar des Abends für Tarantinos achtfach nominierte Nazi-Groteske "Inglourious Basterds". Sowohl im Café des Artistes in Los Angeles, in das die deutsch-österreichische Produktion "Das weiße Band" zur Oscar-Party geladen hat, als auch in der Residenz der österreichischen Generalkonsulin in Los Angeles brandete Jubel auf, als Waltz seinen Nebenrollen-Oscar entgegen nahm.

Mit "Up (Oben)" hat bereits zum dritten Mal in Folge eine Produktion der Disney-Pixar-Studios den Oscar für den besten Zeichentrickfilm gewonnen. Und Meryl Streep muss weiter warten: Auch ihre 16. Nominierung hat nicht für ihren dritten Oscar gereicht.

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(Bild: kmm)



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