Krebs nun im Gehirn

Big-Brother-Star Jade Goody stirbt öffentlich

Adabei
03.03.2009 11:01
Bis vor Kurzem war Jade Goody nichts weiter als eine ehemalige Big-Brother-Kandidatin. Doch nun ist die 27 Jahre alte Britin todkrank. Sie hat Krebs und nur noch wenig Zeit auf Erden, die bösartigen Zellen sind bereits bis ins Gehirn vorgedrungen, wie jetzt bekannt wurde. Und sie hat sich entschieden, ihren Tod an die Medien zu verkaufen, um mit dem Geld ihren zwei kleinen Söhnen das spätere Leben zu finanzieren. Seit Wochen verfolgt ganz Großbritannien – und mittlerweile auch große Teile Resteuropas – hautnah das öffentliche Sterben der jungen Frau. Zwischen Abscheu und Mitgefühl schwankend können sich scheinbar wenige der Faszination dieses medialen Untergangs entziehen.

Denn die Geschichte Goodys enthält alles, was das moderne Mediendrama braucht: ein wenig Proll, ein wenig Häme, ein wenig Romantik - und ganz viel Tod. Und es zeigt, dass Menschen für Geld gewissermaßen ihre Seele verkaufen. Die letzte Konsequenz des Konzepts der Reality-Show ist das "Reality-Sterben", das hat auch Goody erkannt: "Ich habe mein Leben vor der Kamera gelebt. Und vielleicht werde ich auch vor der Kamera sterben."

Nur noch wenige Wochen zu leben...
Umgerechnet mehr als eine Million Euro hat sie bisher von der Vermarktung ihres nahenden Todes bekommen. Wer ein Bild von der sterbenden Goody haben will, muss zahlen. "Manche Leute mögen das nicht gut finden, was ich mache. Aber mir ist es an diesem Punkt in meinem Leben egal, was die Leute denken", sagt sie. Schließlich bleiben ihr nur noch wenige Wochen zu leben, nachdem der Gebärmutterhalskrebs inzwischen den ganzen Körper zerfressen hat.

Seit Jahren in den Klatschspalten
Aber Goody hat sich noch nie sonderlich um ihr Image geschert. Sie wuchs in schäbigen Verhältnissen im Londoner Süden bei ihrer drogenabhängigen Mutter auf, der Vater verließ die Familie und saß wegen Raubes im Gefängnis. Eine ordentliche Schulbildung gab es nicht. Für Schlagzeilen sorgte Goody erstmals, als sie 2002 in das Big-Brother-Haus einzog und als "Miss Piggy" verhöhnt wurde.

Fünf Jahre später wurde Goody international bekannt, als sie die indische Bollywood-Schauspielerin Shilpa Shetty in einer weiteren Staffel der Container-Show mit rassistischen Beleidigungen überzogen und einen Skandal provoziert hatte. Doch anders als andere Big-Brother-Teilnehmer hielt sich Goody als C-Prominenz in den Klatschspalten.

Briten sehen von der Couch aus beim Sterben zu
Ihre Krebsdiagnose im vergangenen August katapultierte sie dann auf traurige Weise zurück ins volle Rampenlicht. Seitdem klar ist, dass sie bald stirbt, guckt Großbritannien dem Drama jeden Tag vom Wohnzimmer aus zu. In aller Eile heiratete die von der Chemotherapie glatzköpfige Goody im Scheinwerferlicht ihren verurteilten Freund. Das Justizministerium lockerte dazu sogar die Auflagen, die der Bräutigam nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis hatte.

Selbst Premierminister Gordon Brown hieß das Vorhaben der Sterbenden, mit dem Geld der Medien die Familie zu unterstützen, in einer seiner regulären Pressekonferenzen für gut. Das wäre etwa so, als würde Kanzlerin Angela Merkel das Treiben des damaligen deutschen Big-Brother-Teilnehmers Zlatko bei der Bundespressekonferenz kommentieren.

PR-Guru steckt hinter dem Medienhype
Dass Goodys Kamerafahrt in den Tod so "erfolgreich" ist, ist auch Verdienst des genialen wie schamlosen PR-Gurus Max Clifford. Der verkauft nicht nur die "Traumhochzeit" Goodys, sondern auch die bevorstehende Taufe ihrer Söhne und wohl bald die Beerdigung. Die Presse hängt quasi an seinem Tropf. Die seriöse Zeitung "The Guardian" ging sogar schon soweit, den Hype um den Tod Goodys mit dem von Prinzessin Diana oder von Papst Johannes Paul II. zu vergleichen.

Doch was sich in diesem Fall abspielt, hat eine andere Dimension - eben auch, weil es sich nicht um "echte" Prominenz handelt. Nicht nur lacht beziehungsweise weint Goody tagtäglich von den Titeln der Boulevardblätter. Auch das Fernsehen berichtet in unzähligen Beiträgen über ihr Leid.

Die gelernte Zahnarzthelferin selbst findet okay, dass ihre intimsten Momente Objekt der öffentlichen Begierde geworden sind: "Ich habe mein ganzes Erwachsenenleben damit verbracht, über mein Leben zu sprechen. Der einzige Unterschied ist jetzt, dass ich über meinen Tod spreche."

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(Bild: kmm)



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