Tränen um "Jopie"

Bewegender Abschied von Johannes Heesters

Adabei
30.12.2011 15:46
Familie und Freunde haben am Freitag in einer bewegenden Trauerfeier auf dem Münchner Nordfriedhof Abschied vom Sänger und Schauspieler Johannes "Jopie" Heesters genommen. Unter wolkenverhangenem Himmel kamen auch 1.500 Fans und Schaulustige, um ihm das letzte Geleit geben. Der einstige Frauenschwarm war am Heiligen Abend im Alter von 108 Jahren am Starnberger See gestorben.

In der Aussegnungshalle war der geschlossene weiße Sarg mit Heesters' Leichnam aufgestellt. Weiße Rosenblätter, Kränze und Kerzen bedeckten den Boden. Auf einem Foto waren in Großaufnahme die Hände des Operettenstars zu sehen, der mit Rollen wie "Graf Danilo" aus "Die lustige Witwe" und unzähligen Schlagern die Menschen begeistert hatte. In der Ecke stand ein Klavier, auf dem die Pianisten Florian Fries und Uli Kofler musikalisch an Heesters erinnern wollten. Mit dem Beginn der Trauerfeier um 11 Uhr fing es zu schneien an: ein Abschied in Weiß für Heesters.

Geleitet wurden die Trauerfeierlichkeiten mit rund 200 Gästen von dem früheren Starnberger Pfarrer Konrad Schreiegg. Heesters habe das Leben so sehr geliebt, sagte Schreiegg und wünschte dem Verstorbenen Frieden. Der deutsche Kultusminister Ludwig Spaenle würdigte Heesters als faszinierenden Menschen. "Ich bin überzeugt: Die Erinnerung an Johannes Heesters wird fest wie ein Denkmal stehen", sagte Spaenle. "In den Herzen seiner Familie und in den Millionen Herzen all derer, die ihn als Künstler und Mensch bewundert und verehrt haben." Auch der frühere Leiter der Berliner Komödie am Kurfürstendamm, Jürgen Wölffer, der Düsseldorfer Theaterdirektor Rene Heinersdorff und der CSU-Politiker Thomas Goppel erinnerten in Reden an ihren Freund.

Witwe wirft rote Rose als letzten Gruß
Die mehr als 1.500 Fans waren auf Wunsch der Familie bei der Trauerfeier nicht dabei. Sie warteten bei eisigem Wind dicht gedrängt in einem langen Spalier vor der Aussegnungshalle. Heesters' Witwe Rethel, seine beiden Töchter Nicole und Wiesje und deren Familien schritten hinter dem Sarg, der in einer feierlichen Prozession zu den Klängen eines Bläserchores zu Grabe getragen wurde. Zum Abschied warfen sie Erde und weiße Rosenblätter auf den Sarg. Zwölf weiße Kerzen umrahmten das Grab, das von einer runden Mauer umgeben ist.

Rethel, ganz in schwarz mit einem weißen Schal, war in tiefer Trauer, als sie ihrem Ehemann eine rote Rose als letzten Gruß auf den Sarg legte. Anschließend bekundeten Angehörige und Freunde der Familie ihr Beileid. Unter den Trauergästen waren neben Spaenle und Goppel die Regisseurin Cordula Trantow und die Schauspieler Thomas Fritsch und Caroline Beil. Schlagersänger Heino sandte mit seiner Frau Hannelore einen Kranz als letzten Gruß.

Fans mit Schallplatten und Fotos
Nach den Trauergästen pilgerten die Fans ans Grab, um Abschied von "Jopie" zu nehmen. Viele hatten Schallplatten, Autogrammkarten und Fotos ihres Idols mitgebracht. "Ich verneige mich vor einem großen Künstler", hatte eine 83-Jährige in eines der Kondolenzbücher geschrieben. Hunderte Fans hatten sich dort bereits seit Donnerstag verewigt. "Danke Dir, Jopie, für Deine Filme, Deinen Charme. Jetzt darfst Du dort oben spielen", steht darin ebenso geschrieben wie "Eine Legende kehrt heim".

Heesters stand fast bis zuletzt auf der Bühne und vor der Kamera und galt als ältester aktiver Schauspieler, Sänger und Entertainer der Welt. Selbst als er schon erblindet und schwerhörig war, spielte und sang er noch mit voller Stimme die "Liedchen", wie er sie manchmal nannte. Noch in diesem Jahr stand Heesters als Petrus in einem Kurzfilm vor der Kamera, der Ende November Premiere hatte.

Heesters wurde am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort als Johan Marius Nicolaas Heesters geboren und begann seine Bühnenlaufbahn als 17-Jähriger in Amsterdam. Die eigentliche Karriere startete 1935 in Berlin, wo er rasch zum Frauenliebling und Charmeur aufstieg. "Heut geh' ich ins Maxim, da bin ich so intim", gehörte zu den bekanntesten Liedern des Stars mit Frack, Zylinder und dem weißen Schal, der sein Markenzeichen war. Unumstritten war er aber nicht. Vor allem die Niederländer lasteten ihm zu große Nähe zu den Nazis an.

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(Bild: kmm)



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