Rolls-Royce der BHs

Bei dieser Frau holen die Stars ihre Büstenhalter

Adabei
22.01.2010 16:16
Die BHs von Poupie Cadolle sind so etwas wie der Rolls-Royce der Unterwäsche. Das Familienunternehmen der 63-jährigen Französin fertigt Büstenhalter für Stars wie Sharon Stone, Sophie Marceau und Monica Bellucci. "Ich bin die Oberschummlerin der Modebranche", sagt Cadolle. "BHs sind sehr kompliziert, und jede Frau ist anders."

Das Unternehmen aus dem ersten Pariser Bezirk, nur wenige Schritte vom Modehaus Chanel entfernt, ließ sich den ersten BH schon 1889 patentieren. Anfangs hätten Büstenhalter sich aber nicht besonders verkauft, sagt die Chefin. Erst Jahre später fand er Fans - und heute legen Kundinnen aus aller Welt über 600 Euro für einen Cadolle-BH hin.

In den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts kauften viele Amerikanerinnen im Geschäft ihrer Urgroßeltern in der Rue Cambon ein, sagt Cadolle. Sie schifften sich nach Europa ein und gaben ihr Geld in Paris für Kleider und Schmuck aus, die sie dann in den Jazzklubs ausführten. Bis zu 600 Näherinnen beschäftigte das Unternehmen in seinen Anfangsjahren, teils stickten die Frauen 200 bis 300 Stunden an einem Nachthemd für die Ehefrau eines indischen Maharadschas oder eines Würdenträgers aus dem osmanischen Reich. Heute kaufen vor allem junge Frauen aus Russland bei Cadolle ein.

Die französische Wäschefirma ist neben Chantelle und Simone Perele eine der wenigen, die sich gehalten hat. Während in den 50er- und 60er-Jahren noch Stars wie Brigitte Bardot auf maßgeschneiderte BHs setzten, um ihr Dekolleté zur Geltung zu bringen, machte in den 70er-Jahren die Frauenbewegung vielen Firmen den Garaus. "Damals sollten die Frauen ohne hübsche Unterwäsche hinausziehen und die Welt erobern", sagt Cadolle in einem Ton, als ob sie noch heute darüber erstaunt wäre. "Der BH wurde verteufelt, er galt als brav und furchtbar langweilig." Vor allem in Nordamerika war Schluss mit sexy Spitze, stellt die Firmenchefin missbilligend fest. Das Unternehmen überlebte, weil es den Trend zu praktischer Baumwollwäsche ignorierte - und erst recht bei Spitze blieb.

"Was wir machen, beruht auf unserem Können", sagt Adeline Desjonquieres, die das Konkurrenzunternehmen Chantelle führt. "Miederwarenherstellung ist ähnlich wie Mode, und wir blicken auf das Fachwissen mehrerer Generationen zurück." Schließlich geht es nicht nur darum, dass der BH beziehungsweise die Frau darin hübsch anzusehen ist. "Die Leute vergessen, dass ein BH im Grunde einfach stützen soll", sagt Poupie Cadolle. Zu lockere Träger, schlecht sitzende Schalen, billiges Material, ... - all das führe dazu, dass der Busen hängt.

Bei Cadolle werden 16 Stücke Stoff für einen BH vernäht, mit Bügeln, Haken, Ösen und Ähnlichem fallen ein gutes Dutzend verschiedene Bestandteile an. Cadolle reist mehrmals im Jahr nach Dubai und New York, wo sie selbst Maß nimmt bei ihren Kundinnen, und auch zu den Anproben zwischendurch fliegt sie selbst. Das hat natürlich seinen Preis. "Aber keine zwei Frauen sind gleich, und wenn man ihn richtig wäscht, kann ein guter BH jahrelang für gute Stütze sorgen."

Im Übrigen sind es nicht die jungen Frauen, die der Branche den meisten Umsatz bescheren. Das meiste Geld für Spitzenwäsche gäben heutzutage die Frauen zwischen 45 und 54 aus, sagt Cecile Vivier, die die internationale Lingerie-Messe in Paris leitet, die parallel zu den Modeschauen in der französischen Hauptstadt stattfindet. "Sie kaufen Markenwäsche und zahlen dafür auch gern einen höheren Preis."

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(Bild: kmm)



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