"Krone"-Interview

Hirscher: “Ich dachte, jetzt ist alles vorbei”

Sport
07.03.2016 07:54

Marcel Hirscher übertrifft sich sogar selbst. Im Slalom von Kranjska Gora feierte der schon davor erneut als Gesamtsieger feststehende 27-Jährige am Sonntag seinen 39. Weltcupsieg: Damit stellte er bereits sechs Rennen vor Saisonende einen neuen persönlichen Punkterekord auf: Im Interview danach sprach er ganz offen über alles - nur nicht über die nächste Kugel...

"Krone": Marcel, du hast gemeint, dass das deine härteste Saison war. Spätestens seit Sonntag ist es aber alleine von der Punkteanzahl her auch deine erfolgreichste…
Marcel Hirscher: Da spielt viel Erfahrung mit. Das ganze Team wird immer eingespielter. Aber es ist trotzdem unglaublich. Weil es eigentlich schon fescher gelaufen ist als in dieser, wo extrem viel passiert ist: Der gestohlene Ski in Alta Badia, der Drohnenabsturz in Madonna oder die angelaufene Brille in Schladming. Ganz ehrlich: Damals war ich echt verzweifelt. Ich lag im Schnee und dachte, jetzt ist alles vorbei.

"Krone": Umso größer muss jetzt, wo der fünfte Sieg im Gesamtweltcup feststeht, dein Glücksgefühl sein?
Hirscher: Ich habe es im Slalom genossen, endlich wieder ganz ohne Druck fahren zu können. Aber sonst kann ich das noch nicht realisieren. Ich bin etwas verwirrt, weil mathematisch betrachtet immer noch etwas passieren könnte. Vielleicht lernt ja der Henrik Kristoffersen in zwei, drei Tagen auch Abfahrt zu fahren und gewinnt die beiden letzten. Aber Spaß beiseite: Richtig gefeiert wird erst, wenn ich den Koffer mit der großen Kugel in der Hand habe.

"Krone": Eine kleine Party hat es aber schon hier in Kranjska Gora gegeben, oder?
Hirscher: Aber eine sehr kleine. Wir waren Samstagabend auf Calamari, die richtig köstlich geschmeckt haben. Aber nach dem Essen bin ich aufgestanden, ins Hotel gefahren und hab mich auf den Slalom vorbereitet.

"Krone": Und daheim in Annaberg?
Hirscher: Gibt es jetzt auch noch nichts. Es klingt vielleicht blöd und banal: Aber ich sehne mich jetzt danach, dass ich endlich wieder richtig ausschlafen und ein wenig ausrasten kann.

"Krone": Aber du wirkst schon wieder deutlich entspannter als noch vor ein paar Tagen: Darf man wieder den Geschirrspüler oder das Fenster offen lassen, ohne dass es dich gleich groß aufregt?
Hirscher: Du merkst ja sicher auch im Gespräch, dass ich wesentlich geduldiger bin.

"Krone": Apropos Gespräch: Gibt es einen unter all den Glückwünschen, der dich besonders bewegt? Marc Girardelli, dessen Weltcup-Rekord du eingestellt hast, war etwa gleich einer der ersten Gratulanten?
Hirscher: Stimmt. Aber ich will da keinen rausnehmen. Und natürlich ziehe ich vor Giras Leistungen den Hut. Aber er hat mir einmal bei einem Kinderrennen einen Pokal überreicht, und ich fragte danach meinen Vater: ,Wer war das?‘ Ich bin zu jung, um seine Rennen mitbekommen zu haben. meine Idole waren eher ein Maier, ein Miller, ein Raich und so weiter.

"Krone": Jetzt bist du schon fast erfolgreicher als sie: Welche Ziele bleiben da noch?
Hirscher: Keine Angst, es gibt für mich noch genug Herausforderungen. Etwa den perfekten Schwung. Oder Olympia. Oder ja wirklich einmal die Abfahrt. Vielleicht mach ich einmal ein Jahr Pause und komme dann als Downhiller zurück. Zwar unwahrscheinlich, aber wer weiß.

"Krone": Und die sechste große Kugel, die bei den Herren noch niemand gewonnen hat?
Hirscher: Bitte nicht jetzt. Darüber wird sicher noch früh genug und oft genug gesprochen

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(Bild: KMM)



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