Horrorwoche in Kasan

Schwimmerin Steinegger: In Russland hinter Gittern

Sport
09.08.2015 18:30
Jördis Steinegger hat eine unfassbare Horrorwoche in Kasan hinter sich! "Ich war fünf Stunden lang eingesperrt, hinter Gittern, bei zwei verschlossenen Türen – bis ich endlich fliehen konnte", ließ die Linzerin im "Krone"-Interview nach der WM in Kasan die Katze aus dem Sack. Wie sich später herausstellte, war dies eine besondere Form der russischen Quarantäne, da die 32-Jährige eine Lebensmittelvergiftung hatte.

Schuld war ein verdorbenes Hühnchen, das Jördis am Tag der Abreise in Linz gegessen hatte. "Ich musste mich in 30 Stunden zehnmal übergeben. Ich war vollkommen fertig!" Noch auf dem Flughafen in Schwechat erhielt sie vom Airport-Arzt Infusionen, der erteilte aber die Flugtauglichkeit, sodass sie überhaupt die nächtliche Reise antreten durfte.

Bei der Ankunft im Teamhotel "Grand Kazan" nahm das Unheil seinen Verlauf. Da sie sich weiter übergeben musste und dringend Elektrolyte benötigte, wurde der FINA-Arzt kontaktiert. Der verwies  Jördis an den zuständigen russischen Arzt. Er versprach Hilfe  – doch die endete hinter Gittern...

Klopfen an Wand und Türen ignoriert
"Ich merkte sofort, dass das kein Spital war. Plötzlich war ich in einem kleinen Raum, der sofort abgeriegelt wurde. Und niemand sprach auch nur ein Wort Englisch! Es war furchtbar", blickt Jördis mit Grauen zurück. Es folgten Blutabnahme, sie musste Urin und Stuhl geben (was in ihrem ausgemagerten Zustand kaum möglich war). Alles, was sie wollte und unbedingt brauchte, eine Infusion, passierte nicht! Ihr Klopfen an den Türen und an der Wand wurden ignoriert!

Irgendwann öffnete sich nach Stunden eine Tür. "Ich hatte sofort einen Fuß dazwischen – und bin dann geflohen!" Dass sich später die Russen entschuldigten und ein Arzt ihr eine  Lebensmittelvergiftung konstatierte, tröstete nur noch wenig.

Mit Rettungswagen in ein Spital
Später trat noch dazu im Aufwärmpool eine sehr schmerzhafte Venenentzündung hinzu. "Da hatte im Stadion aber alles bestens funktioniert!" Mit einem Rettungswagen wurde sie zur ambulanten Behandlung in ein ordentliches Spital eingeliefert. Physiotherapeut Markus Feilmayr, der sie begleitete: "Das Wichtigste  war, dass man dort eine Thrombose ausschließen konnte."

Jördis erhielt grünes Licht für die weitere WM-Woche, in der sie über die Vorfälle und ihre körperliche Schwäche schwieg, um dies nicht als  Ausrede  für ein auf dem Papier schwaches Abschneiden zu sehen. Jetzt aber ist klar: Ihre Auftritte wie zum Abschluss  der 22. Platz über 400 m Lagen (4:45,50) waren angesichts der Haft in Kasan sogar sehrt gut!

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(Bild: KMM)



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