"Krone"-Interview

Vize-Rektor Mosler: “Sensibilität für Plagiate steigt”

Salzburg
18.05.2011 19:23
Freche Abschreiber, plump erschlichene Doktortitel: Prominente Plagiatsfälle schockieren derzeit das Land. An der Universität Salzburg wird genau kontrolliert. Ein EDV-System filtert Verdachtsfälle heraus. Vize-Rektor Rudolf Mosler über Grauzonen, Schlamperei und harte Konsequenzen.

"Krone": Herr Vize-Rektor Mosler, schaden prominente Plagiats-Fälle der Wissenschaft?
Rudolf Mosler: Ich bin eigentlich recht froh darum. Die Sensibilität steigt dadurch. Jeder Student weiß jetzt, wie ernst er das zu nehmen hat.

"Krone": Kann die Universität Salzburg jeden Plagiats-Versuch filtern?
Mosler: Die Arbeiten werden elektronisch abgegeben und von einer eigenen Software überprüft. Ein sehr intelligentes System, das das gesamte Netz durchforstet. Ab einer Übereinstimmung von zehn Prozent ist ein konkreter Verdacht da.

"Krone": Steckt immer Absicht dahinter?
Mosler: Nein, manchmal ist es auch Schlamperei. Die Grenzen verschwimmen. Fremde Gedanken müssen zitiert werden, Allgemeingut aber nicht. Nicht jeder kann das Rad neu erfinden. Überspitzt gesagt: Das 1x1 muss auch nicht mit Urheber vermerkt werden. Viele Studenten sind unsicher. Ich sage immer: Im Zweifelsfall für die Fußnote.

"Krone": Wie viele Plagiate gibt es?
Mosler: Was zu uns kommt, ist nur die Spitze des Eisberges. Meistens werden die Betreuer darauf aufmerksam. Die Fälle landen dann auch bei der internen Kommission für gute wissenschaftliche Praxis. Es gibt aber genauso Plagiate, die erst Jahre später gemeldet werden. Da gibt es keine Verjährungsfirst.

"Krone": Was sind die weiteren Konsequenzen?
Mosler: Ein Nichtgenügend auf die Arbeit. Besonders dreiste können es dann aber wieder probieren. Ich halte das für unzureichend: Studenten, denen ein Plagiat nachgewiesen werden kann, sollten Studierverbot bekommen. Wir lassen gerade prüfen, ob wir das in unsere Satzung aufnehmen können. Wir schauen sehr genau.

"Krone": Gibt es besonders freche und unbelehrbare "Täter"?
Mosler: "Auf der Juridischen Fakultät hatten wir ein unangenehmes Beispiel: Die Arbeit hat ein Randthema behandelt und war eins zu eins abgeschrieben. Die Übereinstimmung ist Jahre später einem Wiener Professor aufgefallen. Wir mussten vor Gericht gehen.

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