Gericht

„Vielleicht ist er mir ins Messer gehüpft"

Salzburg
16.08.2017 17:25

Eine Massenschlägerei samt Messerstecherei auf der berühmt-berüchtigten Lokalmeile am Salzburger Rudolfskai, und nur einer von acht Angeklagten - ein Armenier (16) - will überhaupt ausgeteilt haben. Staatsanwalt Mathias Haidinger meint eher: "Es sind zu wenige angeklagt". Heute wird der Prozess fortgesetzt.

Klein, schmächtig, kurze schwarze Haare, bubenhaftes Gesicht: Der mutmaßliche Messerstecher (16) und Jüngste unter den Angeklagten verantwortete sich tatsachengeständig. Absichtlich schwere Körperverletzung wird ihm vorgeworfen. Mit seinem mitangeklagten Bruder sei er in jener Nacht des 4. Dezember am Rudolfskai gewesen. In einem Lokal sprach ihn ein Türke an, schildert der unbescholtene Bursche dem Schöffensenat.

16-Jähriger ist als Einziger geständig
Darauf folgten die ersten Schubsereien. Die Konfrontation verlagerte sich auf die Straße. "Jemand hat meinen Bruder geschlagen. Da dachte ich, wenn ich schlage, hören sie vielleicht auf". "Keine gute Idee", warf Richterin Bettina Maxones-Kurkowski ein. "Drunter und drüber" ging es, war zuvor vom Staatsanwalt zu hören. Mehr als zehn Menschen sollen beteiligt gewesen sein. Der 16-Jährige sprach sogar von 20 bis 30. Geendet hat die Schlägerei respektive Messerstecherei bei Eintreffen der Einsatzkräfte.

Der Achtangeklagte, das eigentliche Opfer, hätte "sein Leben verlieren können", so Haidinger. Aufgrund von Stichwunden im Bauch-Bereich lag der mehrfach vorbestrafte Türke (24) mehrere Tage im Spital.

Doch so richtig will der nicht dabei gewesen sein. Verfahrenshelferin Julia Steffen: "Er ist nicht schuldig. Er sah den Streit und ging weg." Auch fünf weitere Angeklagte - ein Armenier (19), zwei Türken (beide 24) sowie ein Serbe (28) und ein Österreicher (23) mit türkischen Wurzeln - sehen sich schuldlos: "Er hat nicht an der Schlägerei teilgenommen", war von den Pflichtverteidigern Michael Hofer, Hellmut Prankl und zwei weiteren zu hören. Der Bruder des Erstangeklagten (19) wollte nur schlichten. Wie der Serbe, der laut Anklage auch mit einem Messer hantierte: "Das waren Autoschlüssel", so sein Anwalt.

Er habe sich nur verteidigt
An ein Messer konnte sich auch der erste Tatverdächtige nicht erinnern: Nachdem er mehrere Schläge einsteckte, kurz bewusstlos am Boden lag, hob er "mehrere Sachen" auf und wedelte damit herum, erzählte er. Seine DNA sei aber auf dem Griff, machte die Richterin aufmerksam. "Vielleicht ist er in das Messer gehüpft". meint der Bursch. Er habe sich nur verteidigt. Ein Urteil soll Montag fallen.

Antonio Lovric, Kronen Zeitung

Zitat: Richterin Bettina Maxones-Kurkowski
Wie kann man sich nicht an ein Messer erinnern? Von selber springt so ein Messer nicht in den Bauch eines Anderen.

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