Triumph in Abu Dhabi

Vettel rührt mit WM-Titel Mateschitz zu Tränen

Salzburg
15.11.2010 11:22
Mit dem Sieg im wohl spannendsten WM-Finale aller Zeiten hat sich der deutsche Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel am Sonntag in Abu Dhabi nicht nur den ersten WM-Titel seiner Karriere geholt, sondern auch seinen sonst sehr gefassten und zurückhaltenden Chef Dietrich Mateschitz zu Tränen gerührt. Kein Wunder, sorgte doch Vettel, der mit 23 Jahren jüngster Champion in der Geschichte der Formel 1 ist, nach dem Konstrukteurs-Titel für Red Bull auch für den Gewinn der Fahrer-WM.

Mateschitz war von den Ereignissen an dem historischen Tag in der Geschichte seines Unternehmens sichtlich überwältigt. "Wahrscheinlich kommen wir erst später drauf, wie es wirklich war", meinte der 66-Jährige. Bei den Feierlichkeiten aber hielt er sich im Hintergrund und überließ es anderen, im Rampenlicht zu stehen. "Es ist ganz einfach wirklich gewaltig gewesen. Sebastian ist unglaublich", erklärte Mateschitz weiter. Vettel bedankte sich artig: "Red Bull verleiht mir Flügel."

Vettel hatte die letzten Runden wie in Trance erlebt, hatte sein Renningenieur Guillaume Rocquelin doch wie wild auf ihn eingeredet. "So aufgedreht wie in den letzten zehn Runden war er die ganze Saison nicht", sagte Vettel. "Aber ich glaube, ich habe nicht alles wahrgenommen." Das lag nicht etwa daran, dass Vettels linker Ohrstöpsel den Geist aufgegeben hatte und er noch mit rechts den Funk hören konnte. "Ich war nur auf den Job fokussiert."

Lauda zieht das Kapperl
Auch Österreichs dreifacher Weltmeister Niki Lauda zog demonstrativ seine rote Kappe vor Vettel. "Sebastian war der Beste und der Schnellste - die ganze Saison", sagte der Wiener, ehe er sich zu seinem Rückflug stresste. Vettel fliegt heute mit einem Linienflug über München nach Salzburg, wo am Abend im Hangar-7 auf Einladung von Mateschitz eine große Party bevorsteht, zu der selbstverständlich auch der nicht gerade glückliche Stallrivale Mark Webber, Teamchef Christian Horner, Stardesigner Adrian Newey und viele andere kommen werden.

Vettel war nicht nur beim Herzschlagfinale, sondern den Großteil der Saison der schnellste Mann dieser Saison - auch wenn er in der WM-Wertung bis zum letzten Tag nie vorne lag. Das beweisen alleine die zehn Pole Positions, die er in 19 Rennen eingefahren hat. Nicht einmal technische Gebrechen - darunter zuletzt ein Motorschaden in Südkorea - vermochten den jungen Deutschen aufzuhalten, weil der bisherige WM-Leader Fernando Alonso in Abu Dhabi wegen missglückter Boxenstrategie über Platz sieben nicht hinauskam. Der Spanier hätte bei einem Vettel-Sieg zumindest Platz vier für seinen dritten Titel benötigt - am Ende fehlten ihm vier Punkte.

Vettel jüngster Champion aller Zeiten
Mit 23 Jahren und 134 Tagen löste Vettel den Briten Lewis Hamilton als jüngsten Titelträger ab. Der Jungstar ist erst der zweite deutsche Weltmeister nach Rekordchampion Michael Schumacher, den er neben Ayrton Senna einst als sein großes Vorbild bezeichnet hatte. "Seit ich ein kleines Kind war, schaue ich Formel 1. Jetzt mit diesen beiden in einer Liste zu stehen..." Dafür fehlten selbst dem sonst so redegewandten Vettel die Worte.

Auf dem Boxenfunk weinte der neue Weltmeister vor Glück. "Es war eine schwierige Saison, wir haben einige Probleme gehabt", gestand Vettel. "Trotzdem noch einmal zurückzukommen, ist eine unglaubliche Sache. Denn mein klares Ziel war es vor dieser Saison, Weltmeister zu werden. Es war sicher nicht immer einfach."

Das Podest komplettierten die McLaren-Piloten Hamilton und der entthronte Titelverteidiger Jenson Button, der Alonso am Start überholt hatte. Die entscheidenden Plätze hatte der Ferrari-Star aber durch Boxenstopps von Nico Rosberg und Witali Petrow in einer frühen Safety-Car-Phase verloren, nachdem Schumacher und Vitantonio Liuzzi kurz nach dem Start spektakulär kollidiert waren. An Petrow kam Alonso nicht und nicht vorbei, an der Box musste er auch noch Robert Kubica im zweiten Renault - die Franzosen fungieren ironischerweise auch als Motorenlieferant von Red Bull - passieren lassen.

Alonso gefasst: "So ist Motorsport"
Der Weltmeister von 2005 und 2006 musste sich damit zum zweiten Mal nach 2007 in einem Finale geschlagen geben. "Es war alles fair und sauber. So ist der Motorsport", sagte Alonso. Auch Mark Webber war enttäuscht. Der Australier war mit größeren Titelchancen als Vettel ins Wochenende gegangen, kam aber nicht über Platz acht hinaus. "Das ist kein leichter Tag für mich", gestand der 34-Jährige. "Aber ich werde mir nicht den Hals durchschneiden."

Ergebnis des GP von Abu Dhabi:

Rang

Fahrer

Team

Rückstand

1.

Sebastian Vettel

Red Bull

Sieger

2.

Lewis Hamilton

McLaren

+10.1 Sek.

3.

Jenson Button

McLaren

+11.0

4.

Nico Rosberg

Mercedes GP

+30.7

5.

Robert Kubica

Renault

+39.0

6.

Vitaly Petrov

Renault

+43.5

7.

Fernando Alonso

Ferrari

+43.7

8.

Mark Webber

Red Bull

+44.2

9.

Jaime Alguersuari

Toro Rosso

+50.2

10.

Felipe Massa

Ferrari

+50.8

11.

Nick Heidfeld

BMW Sauber

+51.5

12.

Rubens Barrichello

Williams

+57.6

13.

Adrian Sutil

Force India

+58.3

14.

Kamui Kobayashi

BMW Sauber

+59.5

15.

Sebastien Buemi

Toro Rosso

+1:03.1 Min.

16.

Nico Hülkenberg

Williams

+1:04.7 Min.

17.

Heikki Kovalainen

Lotus

+1 Runde

18.

Lucas di Grassi

Virgin

+2 Runden

19.

Bruno Senna

HRT

+2 Runden

20.

Christian Klien

HRT

+2 Runden

21.

Jarno Trulli

Lotus

+4 Runden

Ausgeschieden: Timo Glock (Virgin), Vitantonio Liuzzi (Force India), Michael Schumacher (Mercedes GP)

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