Innere Ruhe finden

Studie belegt: Kunst baut Stress ab

Salzburg
07.06.2017 17:03

Wie wirkt sich Kunst und Musik auf Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie aus? Dieser Frage ging der Salzburger Primar Dr. Leonhard Thun-Hohenstein nach. Ergebnis: der Körper reagiert mit hormoneller Stressreduktion. Mit der großzügigen Unterstützung der Festspiele wird dazu eine Folgestudie angestrebt.

Beim Hören von Musik stellt sich bei psychisch kranken Kindern und Jugendlichen eine innere Ruhe ein. Singen sie über fünf Tage lang, gehen die Werte des Stresshormons Cortisol zurück. Das fanden Primar Univ.-Prof. Dr. Leonhard Thun-Hohenstein, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Salzburg sowie Forscherin Dr. Katarzyna Grebosz-Haring aus Polen bei ihrer Pilotstudie heraus. Ganz ohne Therapeuten wurde 36 Kids ihr kreativer Spielraum gelassen, denn "wenn das Konsumieren einer Kunst schon etwas in mir bewegt, wie sehr muss es dann sein, wenn ich selber aktiv dabei bin?", warf der Primar in den Raum.

Nach anfänglicher Skepsis waren die Jugendlichen schon sofort Feuer und Flamme. "Sie waren mit einer Begeisterung dabei, die wir sonst bei anderen Tätigkeiten nicht so entdecken. Uns stellte sich die Frage, ob solche Veränderungen messbar sind", so der Projektleiter, dass bei vielen psychisch Erkrankten Kreativität und Spontanität nicht mehr spürbar sind.

Um darüber Aufschluss zu erhalten, ob sich künstlerische Betätigungen subjektiv und körperlich in irgendeiner Form auf deren Befindlichkeiten auswirken, wurde das wichtigste Stresshormon Cortisol ausgewählt, das als sehr emotionsabhängig gilt. "Das kann nur im Speichel gemessen werden, nicht im Blut", weiß Dr. Grebosz-Haring, wissenschaftliche Leiterin der Studie, dass das Cortisol bei Stress steigt. "Bereits nach einer Sitzung kam es zur Senkung der Cortisol-Werte. Bei allen künstlerischen Tätigkeiten fühlten sich die Kinder wohler, nicht mehr müde und zeigten eine bessere Stimmungslage."

Der Primar nennt ein erfolgreiches Beispiel: "Eine 15-jährige, die ein Gymnasium in der Stadt besucht, wo an sich Kunst in den Schulalltag integriert ist, hat ihren Zugang zur Kunst völlig verloren. Vor den Workshops war sie depressiv, hatte eine Essstörung. Durch das Singen hat sie ihre schöne Stimme wieder entwickelt."

Die stimmgewaltige künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele, Cecilia Bartoli, und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler erkannten von Anfang an das Potenzial der Studie und überreichten im Jahr 2014 der Kinderseelenhilfe eine großzügige Spende von 110.000 Euro. Damit konnte für drei Jahre eine zusätzliche Therapeutin angestellt werden. "Wir sammeln auch am Rande der Festspiele Geld, um wichtige Dinge zu ermöglichen. Die öffentliche Hand gibt für die Kinderseelenhilfe zu wenig Geld her", so Rabl-Stadler, dass eine Folgestudie angestrebt wird, da noch Geld übrig ist.

Heute, Donnerstag, um 19 Uhr findet in der SalzburgKulisse im 5. Stock im Haus für Mozart mit den genannten Beteiligten ein Vortrag samt Podiumsdiskussion zu dieser Studie namens "Art is a Doctor" statt. Nächste Woche präsentiert Dr. Grebosz-Haring die Ergebnisse in Boston.

Sandra Aigner, Kronen Zeitung

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