Sabotageakt

Steine in Weiche gelegt: Lokalbahn im Pinzgau entgleist

Salzburg
05.06.2011 13:22
Ein Zug der Salzburger Lokalbahn ist Sonntag früh im Pinzgau entgleist. Für die Polizei steht bereits fest, dass jemand Steine in eine Weiche gelegt haben muss. Verletzt wurde zum Glück niemand, der Sachschaden ist jedoch mit rund 300.000 Euro enorm. "Wäre der Zug auf der anderen Seite aus den Schienen gesprungen, wäre er vermutlich über die rund acht Meter hohe Böschung gestürzt, da hätte es sicher zumindest Schwerverletzte gegeben", schilderte Georg Reichkendler vom Bezirkspolizeikommando Zell am See.

Der Triebwagen war auf der Fahrt von Krimml nach Zell am See und befand sich etwa 30 Meter vor dem Bahnhof Neukirchen am Großvenediger, als die Garnitur um 8.45 Uhr entgleiste. Das Umschalten der Weiche, wo aus der eingleisigen Pinzgaubahn ein zweites Gleis entsteht, hatte nicht funktioniert. Der Triebwagen grub sich daraufhin tief in das angrenzende Kiesbett, schilderte Reichkendler. "Der Triebwagen hat sich vorne einen dreiviertel Meter in den Schotter gegraben, die Technik an der Unterseite ist mit Sicherheit kaputt", so der Polizist.

Zerriebene Steine in der Weiche gefunden
In der Weiche haben die Kriminalisten vollkommen zerriebene Steine gefunden. Wie viele und wie groß diese waren, konnte die Polizei am Sonntag noch nicht sagen. "Mit Sicherheit mehrere", so Reichkendler. Auf jeden Fall hatten mehrere Züge diese Weiche trotz der Steine noch problemlos passieren können, weil diese Garnituren rund 100 Tonnen schwer waren. Als aber um kurz vor 9 Uhr von Krimml der Triebwagen vom Modell VTs 15 - mit 29 Tonnen vergleichsweise ein Leichtgewicht - zur Weiche kam, wurde er aus den Schienen gehoben. Etwa zwei Drittel der 18 Meter langen Garnitur standen mit den linken Rädern neben dem Gleis.

Zug zum Glück nur mit rund 25 km/h unterwegs
Weil sich der Zug schon so nahe beim Bahnhof befand, betrug die Geschwindigkeit zum Glück nur noch rund 25 Kilometer pro Stunde, so Reichkendler: "Es befanden sich nur sieben Fahrgäste und der Lokführer im Zug. Gott sei Dank wurde niemand verletzt." Der betroffene Zug vom Modell VTs 15 hat Platz für rund 60 Personen. Zudem sei der Triebwagen "glücklicherweise" nach links aus den Schienen gesprungen, denn auf der rechten Seite wäre er die rund acht Meter tiefe Böschung hinuntergestürzt, ergänzte Reichkendler, "da hätte es sicher zumindest Schwerverletzte gegeben". Der Schaden an der Zuggarnitur sei enorm, er liege laut dem zuständigen Chef-Techniker der Salzburger Lokalbahn bei mindestens 300.000 Euro.

Zusammenhang mit Zeltfest?
Für die Polizei steht wegen der zerriebenen Steine fest, dass es sich um Sabotage handeln muss. "So was kann nur jemand tun, der vorsätzlich bösartig ist oder so betrunken, dass er nicht mehr weiß, was er tut", so Reichkendler. Die Kriminalisten konnten die Tat auf den Zeitraum zwischen 6 bis 9 Uhr eingrenzen.

Zu dieser Zeit hatte eine Lokführerin auch drei schwer alkoholisierte Personen in der Nähe der Schienen beobachtet. "Einer hatte noch einen Bierkrug in der Hand, einer war barfuß, so der Beamte. Wer die drei waren, stand Sonntagmittag aber noch nicht fest. Sie dürften von einem großen Zeltfest gekommen sein, das in der Nähe stattfand. Von der Befragung der Anrainer erhofft sich die Polizei nun weitere Hinweise auf die Saboteure, sagte Reichkendler.

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