Haidinger überzeugt

“So viele Frauen leisten Großartiges: Seid stolz”

Salzburg
08.03.2017 08:01

Herausragende Frau, Vordenkerin in Politik und Alltag, eine Ärztin, die sich Zeit für die Frauen nimmt: Auf Maria Haidinger treffen viele starke Attribute zu. Sie ist nach wie vor für ihre Patientinnen da, engagiert sich in der Hospizbewegung und unterstützt ihre Familie als "Super-Omi". "Krone"-Gespräch zum Weltfrauentag.

Frau Dr. Haidinger, Sie haben schon in vielen Positionen Entscheidendes bewirkt. Sehen Sie sich selbst als Powerfrau?

"Ich bin ein wahnsinnig neugieriger Mensch. Mich interessiert unwahrscheinlich vieles, ich bin immer noch neugierig auf neue Möglichkeiten. Wenn Sie das mit einer Powerfrau gleichsetzen, glaube ich schon, dass ich eine bin."

Als Frauenärztin sind Sie auch mit vielen weiblichen Themen konfrontiert. Was sind die Befindlichkeiten der modernen Frau?

"Ich sehe viele junge, überforderte Frauen. Als Gynäkologin bin ich sicher noch ein Jahr in der Praxis, später will ich dann noch mehr in die ganzheitliche Beratung gehen. Ich nehme mir die Zeit, die meine Patientinnen brauchen, das macht auch mich als Ärztin sehr zufrieden."

Sie sind auch gern für Ihre Enkerl da. Immer mit dem Wissen im Hintergrund, dass es Frauen mit Karriere und Beruf schwer haben?

"Ja, unwahrscheinlich gerne. Mit Ende Mai habe ich dann sieben Enkelkinder, meine jüngere Tochter bekommt Zwillinge dazu. Es gibt fixe Zeiten und ich springe natürlich auch ein, wenn es nötig ist."

Wie haben Sie damals als Mutter und Ärztin den Alltag geschafft?

"Ich hatte viel Glück. Mein Mann und ich haben uns sehr früh viel geteilt. Das war eine große Hilfe in einer Zeit, wo alles im Aufbau war."

Im Spital waren Sie dann eine Vorreiterin.

"Ich war die erste Frau, welche die gynäkologische Fachausbildung in Salzburg überhaupt machen durfte. Vor 1984 war das nicht möglich. Man hat einer Ärztin offenbar den Kraftaufwand nicht zugetraut. Ich hätte ein Versprechen abgeben sollen, dass ich keine Kinder mehr bekomme (nur mein große Tochter Barbara kam während des Studium schon). Das konnte ich nicht, ich habe es mir dann aber erkämpft."

Sind klassische Rollenbilder heute noch gegenwärtig?

"Vieles tragen wir als Frauen selbst dazu bei. Auch junge Mütter machen immer noch einen Unterschied, was sie von ihren Töchtern und was von Söhnen erwarten. Den Frauen soll generell mehr Wertschätzung entgegenbracht werden, dass die Männer beispielsweise sagen: ,Es ist schön, dass du auch daran noch gedacht hast.’ Jeder kann in seinem persönlichen Umfeld etwas dazu beitragen."

Haben es Frauen immer noch schwerer, in Führungspositionen zu kommen?

"Wir Frauen müssen lernen, uns mehr zuzutrauen. Viele haben einen Mangel an Selbstbewusstsein."

Warum sind Sie auch noch ein politische Frau geworden?

"Ich wollte mich noch einmal hinterfragen. Als Landesrätin (1999 bis 2004) habe ich lösungsorientierte und nicht parteipolitische Wege gesucht. Wir konnten vieles erreichen: Neue Strukturen in den Landeskliniken, das Kinderbetreuungsgesetz, wo ich von vielen geprügelt wurde"

Als Obfrau der Hospizbewegung erheben Sie heute Ihre Stimme für Menschen am Ende ihres Weges. Sind es vor allem Frauen, die in diesem Bereich helfen?

"Es sind sehr viele Frauen am Werk. Wir konnten in der Hospizbewegung schon einige Bausteine aneinanderreihen. Unsere Vision ist es, ein weiteres Tageshospiz am Land zu gründen."

Was wollen Sie der Frau von heute mitgeben?

"Seid stolz auf euch und traut euch mehr zu! Frauen in verschiedensten Lebenslagen leisten Großartiges."

Interview: Sabine Salzmann, Kronen Zeitung

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