"Krone" vor Ort

Schwerpunktaktion gegen den illegalen Strich in Salzburg

Österreich
08.04.2013 08:58
Mit Schwerpunktaktionen gehen Magistrat und Polizei mehrmals in der Woche gegen die Rotlichtszene im Salzburger Stadtteil Schallmoos vor. Konkret geht es gegen Zuhälter und Hintermänner, die mit dem Elend der Frauen Geld machen. Die "Krone" war eine Nacht lang dabei.

Einsatzbesprechung kurz vor 23 Uhr in der Alpenstraße 1: Polizei, Kripo, Finanzpolizei, Fahnder von der AGM-Truppe und spezialisierte Magistratsmitarbeiter vom Ordnungsamt sitzen an einem Tisch. Der Einsatzplan ist klar, einige Details werden noch besprochen. Dann geht es in unscheinbaren Autos in die Vogelweiderstraße in Salzburg-Schallmoos. Zivilfahnder hatten acht Prostituierte gemeldet, jetzt gilt es, schnell zu sein.

Das Bild vor Ort macht betroffen. Frierende Mädchen stehen alleine oder zu zweit am Gehsteig, bei null Grad in dünnen Jacken und hohen Schuhen. Ihre Augen weiten sich, als die Beamten aussteigen. Sie unternehmen nicht einmal den Versuch davonzulaufen, es wäre zwecklos. Mädchen, alle im Alter zwischen 19 und 23 Jahren - kindliche Gesichter, eine in der achten Schwangerschaftswoche, eine andere in der vierten. Sie zücken ihre Ausweise, geben den Beamten Auskunft, so wie es ihnen aufgetragen wurde. Sie haben Angst, das sieht man. Freiwillig stehen sie dort nicht.

"Mir hat man gesagt, ich bekomme einen Job als Kellnerin"
Die Magistratsmitarbeiter und Polizisten bleiben freundlich, aber bestimmt. Natürlich wissen sie, diese Mädchen sind die schwächsten Glieder in dieser menschenverachtenden Kette. Sie übernehmen die dreckigen Dienste, zu denen sie gezwungen werden. "Mir hat man gesagt, ich bekomme einen Job als Kellnerin in Österreich. Jetzt stehe ich da und kann nicht mehr nach Hause zu meiner Familie", erzählt eine 21-jährige Rumänin in gebrochenem Englisch. Sie hat Tränen in den Augen.

Plötzlich rollt ein nagelneuer, PS-starker Audi A6 mit rumänischem Kennzeichen an. In der engen Seitenstraße kann der Lenker nicht mehr ausweichen und platzt in die Kontrolle. Ein junger Mann in Markenkleidung steigt aus, in der Hand ein teures Smartphone und eine Luxus-Uhr am Handgelenk. Er hat für sein Alter sehr schlechte Zähne, grinst die Polizisten an. Im Kofferraum stapelt er knallbunte High Heels und aufreizende Kleidung: "Alles von meiner Freundin, ich bin nur auf der Durchreise", erzählt er unbekümmert.

In einem weiteren Auto fährt ein ungepflegter Mittvierziger mit einem blutjungen Mädchen heran. Beide aus Rumänien: "Das ist mein Mann, wir machen hier Urlaub", sagt sie. Die Polizisten nehmen die Daten auf, müssen vorerst alle ziehen lassen. Glauben schenkt diesen Versionen schon längst keiner mehr.

Portier schaut für 45 Euro schon einmal weg
Ein Tipp kommt über Funk herein. In einem Hotel gibt es Hinweise auf illegale Prostitution. Die Beamten klopfen an jeder Tür und werden im 1. Stock fündig: wieder junge Mädchen. Und siehe da, der ungepflegte Mittvierziger und der grinsende Mann sind plötzlich wieder da. "You are a liar – Sie sind ein Lügner", hält ihnen ein Polizist vor. "I don't understand, I no liar", stammeln sie zurück.

Eine Rumänin erzählt: Für eine Zuzahlung von 45 Euro schaut der Portier schon einmal weg, wenn die Freier mit aufs Zimmer gehen. Es gibt Anzeigen und hohe Geldstrafen, ein Mädchen muss wegen Wiederholung sofort in Haft.

Polizeidirektor: "Wir lassen nicht locker"
"Prostitution ist ein großes Problem. Nur mit vereinten Kräften kann man Netzwerke zerschlagen", meint Innenministerin Johann Mikl-Leitner beim Einsatz vor Ort. Die Ablaufkette bei den Amtshandlungen geht seit Kurzem deutlich rascher. "Es ist ein ganzes Maßnahmenpaket. Wir lassen nicht locker. Nur so kann man der Hintermänner Herr werden", betont Polizeidirektor Franz Ruf.

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