Wandern auf Rezept?

Schritt für Schritt zum Glück

Salzburg
03.05.2017 19:40

Das Handy vor der Nase stolpern wir von Termin zu Termin, der Rücken schmerzt, das Herz tut sich schwer, die Antidepressiva sind im Badezimmerschrank. So weit weg ist das nicht von der Realität. Dabei gibt es ein "Wundermittel" gegen die Zivilisationskrankheiten: Wandern heilt - wissenschaftlich nachgewiesen.

Davon sind die Experten überzeugt. Einige von ihnen haben sich am Mittwoch in Saalfelden getroffen, unter ihnen Dr. Arnulf Hartl. Der Leiter des Instituts für Ecomedicine an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität hat sich vor allem durch die Erforschung des Effekts der Krimmler Wasserfälle auf die Gesundheit einen Namen gemacht. "Insgesamt beschäftigen wir uns mit der Wirkung der Natur auf den Menschen", erklärt er und fügt hinzu: "Es gibt inzwischen zahlreiche Studien. Eine hat ergeben, dass man beim Gehen in der Natur mehr Muskeln aufbaut als am Laufband. Dazu kommt der Bonus, dass es für die Psyche wohltuend ist", so der Immunologe, selbst ein Bergfex. Obwohl man zum Wandern nicht viel braucht, eine gewisse Hardware, also Berge sind nötig. Das spielt der Region Saalfelden Leogang in die Karten, denn sie sind im Übermaß vorhanden. Den Wanderboom will Tourismusdirektor Marco Pointner nutzen, aber in seiner ursprünglichen Form, ohne Brimborium rundherum. "Die Natur ist genug. Da brauche ich nicht weiß Gott welche Themenwege und Inszenierungen. Unser Motto ist daher ,einfach wandern’", so Pointner.

Wer in den Bergen rund um Saalfelden und Leogang unterwegs ist, der wird heuer schlichte Holzbänke zum Rasten finden, aber auch Holztafeln, die einen erinnern, das Handy wegzulegen, im hier und jetzt zu sein. Der simple, aber sympathische Clou: Stock-Sharing. Wanderstöcke dürfen an bestimmten Stationen einfach genommen und im Idealfall wieder zurück gebracht werden. "Wenn nicht, freuen wir uns, dass die Leute ein Souvenir von uns haben", schmunzelt der Touristiker.

Es gibt mehr als ein "Wischhandy"
Vom und mit dem Wandern lebt Markus Mayrhofer. Er ist Berg- und Skiführer sowie Vorsitzender beim Alpenverein in Leogang. "Wir müssen bei den Kindern ansetzen und ihnen zeigen, dass es mehr gibt als ein Wischhandy", so Mayrhofer. Bei der Jugendarbeit im Alpenverein wird schon mal im Iglu die ganze Nacht im Freien verbracht. "Vor allem die Eltern scheinen höllische Angst vor der Natur zu haben. Sie haben nachgeschaut, ob ihre Kinder noch leben", berichtet der Bergführer kopfschüttelnd. Der Leoganger ist überzeugt, dass es genug Berge und Natur für alle gibt, auch wenn der Wander-Boom noch größer werden sollte "Es muss nicht immer der Prestige-Gipfel am Wochenende sein, wo jeder hinauf geht. Es gibt genug Alternativen."

Melanie Hutter, Kronen Zeitung

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