"Geschicktes System"

Salzburger Polizei deckt illegalen Waffenhandel auf

Österreich
14.06.2013 15:54
Die Salzburger Polizei ist einem 31-Jährigen auf die Spur gekommen, der im Verdacht steht, in großem Stil als unbrauchbar gemacht gemeldete Waffen verkauft zu haben, obwohl diese eigentlich voll funktionstüchtig waren. Über eine Internet-Waffenbörse soll er an die 1.000 Transaktionen durchgeführt haben. Sogar Mitarbeiter des Waffenamtes der zuständigen Bezirkshauptmannschaft könnten in den Fall involviert sein. Die Polizei hat Anzeige wegen Amtsmissbrauchs erstattet. Zudem wird gegen einen Salzburger Waffenhändler ermittelt.

Wie Hermann Rechberger, Leiter des Landesamts für Verfassungsschutz, am Freitag in Salzburg mitteilte, hatten die Ermittlungen in dem Fall zunächst unspektakulär begonnen: Bei einer Hausdurchsuchung im Suchtgiftmilieu stellte die Polizei im August 2012 in Salzburg zwei "scharfe" - also voll funktionstüchtige - Glock-Pistolen sicher. Bei den Waffen war die Registrierungsnummer weggeschliffen worden. Der Besitzer gab an, sie auf einem Flohmarkt gekauft zu haben. Experten gelang es, die Nummer wieder sichtbar zu machen - und damit den Verkaufsweg der Waffen zurückzuverfolgen.

"Geschickt aufgebautes System betrieben"
"Die Erhebungen führten zu dem 31-jährigen Beschuldigten aus dem Grenzgebiet von Salzburg und Oberösterreich, der ein geschickt aufgebautes System betrieben hat", so Rechberger. So hatte der Mann zunächst Waffen ganz legal mit seiner Waffenbesitzkarte erworben und der Behörde gegenüber angegeben, die Revolver, Pistolen und Gewehre danach "deaktiviert" zu haben.

Funktionsuntüchtige Waffen, die also etwa durch Verschweißen des Laufes oder das Abfeilen des Schlagbolzens untauglich gemacht wurden, haben etwa als Schaustücke für Liebhaber oder Sammler einen großen Wert. Gilt eine Waffe als "deaktiviert", unterliegt sie nicht mehr den strengen Bestimmungen des Waffengesetzes. Jeder kann sie dann ohne Einschränkung erwerben - auch Aufzeichnungen über den Verkaufsweg sind nicht mehr notwendig.

Waffen nicht "deaktiviert"
"Tatsächlich dürften die meisten dieser Waffen aber immer funktioniert haben", so Rechberger. Außerdem könnte der Verdächtige - ein gelernter Schlosser - auch versucht haben, unbrauchbar gemachte Waffen wieder instand zu setzen. Ein mögliches Motiv: "Am Schwarzmarkt dürften nicht registrierte Waffen durchaus einiges wert sein", erklärte der Ermittler.

Die "Deaktivierung" belegte der Verdächtige mit Gutachten eines Salzburger Waffenhändlers, bei dem er zahlreiche Waffen gekauft hatte. Ob diese Gutachten von dem Verdächtigen möglicherweise selbst gefälscht wurden, ist noch Gegenstand der Ermittlungen.

Häufig legte der 31-Jährige dem Waffenamt der zuständigen Bezirkshauptmannschaft auch einfach nur Fotos der vermeintlich unbrauchbar gemachten Waffen vor. Damit entfielen die Eintragungen in seine Waffenbesitzkarte, der Mann konnte darum immer wieder neue Waffen kaufen.

321 Faustfeuerwaffen erworben
Laut Rechberger soll der 31-Jährige auf diesem Wege seit 2006 insgesamt 321 Faustfeuerwaffen erworben haben. "Bei einer Hausdurchsuchung im November 2012 konnte bei ihm aber keine davon gefunden werden."

Der Verdächtige verweigert laut Rechberger grundsätzlich seine Aussage, er gab aber an, die Waffen meist über die Internet-Waffenbörse "eGun" - eine Art eBay für Schusswaffen - verkauft zu haben. Und dort dürfte er in den letzten Jahren bis zu 1.000 Transaktionen getätigt haben.

Ermittlungen gegen Mitarbeiter des Waffenamtes
Der mutmaßliche Täter befindet sich auf freiem Fuß, über ihn wurde ein Waffenverbot ausgesprochen. Zudem ermittelt die Polizei nicht nur gegen ihn, sondern auch im Umfeld des Salzburger Waffenhändlers und beim zuständigen Waffenamt. "Laut Ermittlungsstand ist nicht klar, wie der Beschuldigte in den Besitz von Deaktivierungsbestätigungen gelangt ist und ob diese Deaktivierungen von der zuständigen Behörde ausreichend geprüft worden sind. Für die Beteiligten gilt aber die Unschuldsvermutung."

Allerdings stelle sich die Frage, ob die Behörde genauer hinsehen hätte müssen. So sei ein Hinweis eines Mitarbeiters des Waffenamtes, ob die große Menge der vom Verdächtigen gekauften Waffen nicht auffallend ist, laut Rechberger vom damaligen Leiter der Behörde nicht weiterverfolgt worden.

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