"Krone"-Interview

Salzburger Biologe am Öl-Golf: “Wie ein Weltuntergang!”

Salzburg
14.07.2010 11:59
Weltuntergangsstimmung am Strand von Louisiana, wo Vögel ins pechschwarze Wasser tauchen. Der Geruch von Öl liegt in der Luft, eine ganze Armee an Helfern kämpft gegen den Ölteppich. Bilder, die der Salzburger Meeresbiologe Robert Hofrichter (kleines Bild) von einer Reise ins zerstörte Paradies mitbringt. Sein Befund: "Wenn der Ölaustritt nicht bald gestoppt wird, ist der Golf am Ende."

"Krone": Herr Hofrichter, was waren die Stationen Ihrer Forschungsreise?
Robert Hofrichter: Wir sind zuerst nach New Orleans geflogen. Die Küste dort, ein Salz-Marschland, ist am schlimmsten betroffen. Der zweite Teil unserer Reise führte uns nach Florida, ein bisher noch verschonter Küstenabschnitt.

"Krone": Ihre Eindrücke am Strand von Louisiana?
Hofrichter: Eine sehr bedrückende Stimmung. Überall sind Ölbarrieren errichtet worden. Die Helfer werden in amerikanischen Schulbussen zu Tausenden hin chauffiert. So lange immer noch Öl nachkommt, kann das aber nur Kosmetik sein. Wir waren dort nicht willkommen und sind von einem Sheriff fast verhaftet worden.

"Krone": Haben Sie Tiere leiden sehen?
Hofrichter: Es war furchtbar. Wir waren auch in einer Reinigungsstation für Vögel. Die Tiere haben aber trotzdem nur eine einprozentige Chance zu überleben. Sie tauchen immer wieder ins ölverschmutzte Wasser, weil der Teppich ihnen eine besonders klare Oberfläche vorspiegelt. Eine Falle.

"Krone": Ist die Wut dort groß?
Hofrichter: Die Menschen suchen sich unterschiedliche Wege, ihre Wut loszuwerden. Auf den Straßen stehen Künstler, die auf ihre Weise mit BP abrechnen. Die PR-Maschinerie des Konzerns ist aber gewaltig. Überall laufen Propaganda-Filme.

"Krone": Sie konnten sogar Eindrücke aus der Luft gewinnen...
Hofrichter: Wir sind mit einer Cessna zur Bohrinsel geflogen. Das Feuer dort, weil die austretenden Gase ja abgefackelt werden müssen, und rund herum die Löschtanker – eine sehr apokalyptische Stimmung. Der Ölteppich schillert aus der Luft in allen Farben von dunkel bis metallen blau.

"Krone": In Florida ist die Unterwasserwelt noch in Ordnung?
Hofrichter: Die Küste dort blieb bisher verschont. Wir haben mehrere Tauchgänge zu den Korallenriffen gestartet. Es steht sehr viel am Spiel. Die Menschen hoffen, dass die Ölschicht überhaupt nicht oder nur gealtert in Klumpen dorthin kommt.

Interview: Sabine Salzmann, Kronen Zeitung

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