Herkunft ist Problem

PISA-Test: Was ist an Salzburgs Schulen los?

Salzburg
12.12.2016 08:14

Nach der Veröffentlichung der fragwürdigen PISA-Studie war der Aufschrei in Österreich wegen des schlechten Abschneidens der heimischen Schüler groß. Experten sehen die Gründe für das Resultat auch in den steigenden Anteilen der Schüler mit nicht deutscher Muttersprache - eine Übersicht aus Salzburg.

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid sprach auch in der "Krone" von "inakzeptablen Ergebnissen", die dringendes Handeln erfordern. Die Gruppe der Risikoschüler sei zu groß, der Zusammenhang von Bildungserfolg und Herkunft "erschreckend". Demnach würden Schüler, die nicht Deutsch als Muttersprache gelernt haben, den Durchschnitt nach unten ziehen - das ist zwar empirisch nicht bewiesen, viele Berichte aus den Schulen zeichnen aber ein eindeutiges Bild.

Ein Blick in den aktuellen Kulturbericht der Stadt Salzburg zeigt das Verhältnis an Volksschulen und an den NMS auf - für die Integrationsarbeit und den Einsatz des Lehrpersonals bedeutet das weiter eine riesige Herausforderung - laut aussprechen will es aber keiner:  Vor allem die Neuen Mittelschulen werden von vielen Eltern gemieden, weil sie als soziale Brennpunkte und Sammelbecken für Leistungsschwache gelten. Gesamt 64,18 Prozent der Schüler sind bereits nicht deutscher Muttersprache, an der NMS Schlossstraße stellen sie 80 Prozent, an der NMS Haydnstraße 87 Prozent und an der NMS Lehen gar 89 Prozent.

Nur in der NMS Praxisschule Erentrudis (21 Prozent n.d. MS) und der NMS Maxglan II (45 Prozent n.d. MS) überwiegen Schüler deutscher Muttersprache noch: "Es ist Zeit der Realität ins Auge zu blicken. Die Entwicklung einer Parallelgesellschaft ist in manchen Teilen der Stadt eine nicht zu leugnende Tatsache. Ein derartig hoher Anteil hat negative Auswirkungen auf das Lern- und Unterrichtsniveau aller Schüler. Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration, es ist nicht zuviel verlangt, dass jeder auch die deutsche Sprache erlernen muss", meint FP-Klubchef Andreas Reindl.

Ähnliches Bild an Volksschulen
In den Volksschulen zeichnet sich ein ähnliches Bild, wobei der Anteil von Kindern nicht deutscher Muttersprache mit 51,18 Prozent leicht überwiegt. Die Spitzen liefern die VS Pestalozzistraße, Lehen I und Haydnstraße. Die Stadt wirkt mit der zuständigen Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer deutlich stärker der Abwärtsspirale entgegen, als es andere Städte machen - dass dies ein harter Weg ist, ist allen bewusst. Mit Sprachprojekten wie "Ein Rucksack voller Lebenschancen" und ähnlichem wird versucht die Integration schon in den Kindergärten und Volksschulen zu meistern, Erwachsene werden zu Deutschkursen verpflichtet. Am Ende liegen alle Bemühungen aber auch an dem Willen der Betroffenen.

MICHAEL PICHLER, Kronen Zeitung/red

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