Entscheidung gefällt

Pereira folgt auf Flimm als Festspielintendant

Salzburg
20.05.2009 09:13
Der österreichische Musikmanager Alexander Pereira (61) folgt auf Jürgen Flimm als Intendant der Salzburger Festspiele. Wie das Kuratorium am Dienstag einstimmig entschied, wird der derzeitige Leiter des Zürcher Opernhauses spätestens im Oktober 2011 sein Amt antreten. Die Vorsitzende des Kuratoriums der Salzburger Festspiele, Wilhelmine Goldmann, sagte nach dem Entscheid, Pereira sei "in der schwierigen Wirtschaftslage ein stabilisierender Faktor, ein Garant für eine sichere Fahrt durch unsichere Zeiten".

Der künftige Intendant betonte: "Es ist ein unwahrscheinlich schönes Geschenk, wieder einen Platz in der Heimat zu haben." Für die Salzburger Festspiele sei es "wichtig, dass es Leute gibt, die bereit sind, dort viel Geld auszugeben. Aber das wichtigste ist, dass die Kunst sichtbar wird." Insofern sei Salzburg "ein Leuchtturm für die Welt. Was dort gut geht, das strahlt hinaus." Pereira sieht sich "auch als Erneuerer". Man müsse "den Rucksack der Tradition auf den Rücken nehmen und gleichzeitig neue Entwicklungen vorantreiben".

Flimms Abgang noch offen
Pereira hat der Übernahme der Funktion bereits zugestimmt. Ob und wann Jürgen Flimm vorzeitig aus seinem Salzburger Vertrag aussteigen kann, sei hingegen noch offen. Goldmann bezeichnete Pereira als "Vollprofi mit jahrelanger Erfahrung in Oper, Theater und Konzert". Außerdem betonte sie, dass der künftige Intendant Österreicher ist und Deutsch spricht. Pereira war Teil eines Dreiervorschlages der eigens eingerichteten Findungskommission. Die anderen Kandidaten waren Amsterdamer Opernchef Pierre Audi und Scala-Intendant Stephane Lissner.

Zwölf Jahre in Marketing und Verkauf
Der ehemalige Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft Pereira war in den vergangenen Jahren immer wieder für höchstrangige Leitungsposten im Gespräch, auch für Salzburg. Pereira wurde am 11. Oktober 1947 als Sohn eines österreichischen Diplomaten in Wien geboren. Nach der Matura und einem Gesangsstudium war er unter anderem fast zwölf Jahre im Bereich Marketing und Verkauf des Unternehmens Olivetti in Deutschland tätig. 1984 wurde er als Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft berufen. Seit Beginn der Saison 1991/92 leitet Pereira das Zürcher Opernhaus.

Beste Beziehungen in die Fachwelt
Seine Direktion, in der er etwa Franz Welser-Möst als Musikchef bestellte, gilt als höchst erfolgreich, seine Beziehungen als ausgezeichnet. Eng verbunden ist Pereira etwa mit dem Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, was sich überaus positiv für das Renommee des Hauses ausgewirkt hat. So konnte Pereira nach seinem ersten Dezennium in Zürich auch erklären: "Wir wollen in der Champions League der Opernhäuser mitspielen, wenn auch als kleinstes Mitglied." Pereiras Vertrag wurde mehrmals verlängert. Für 2012 war schließlich seine Ablöse durch Andreas Homoki geplant.

Seltene Einigkeit über Entscheidung
Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler würdigte Pereiras Wahl als "erfolgsversprechend", Heinz Schaden (SPÖ), Bürgermeister und Mitglied des Salzburger Festspielkuratoriums, sagte im APA-Gespräch: "Er war mein Wunschkandidat, und es hat nur wenige Minuten gedauert, bis alle Mitglieder des Kuratoriums ebenso überzeugt waren." Die Wahl kam auch nicht überraschend: Schon in ihrem Dreiervorschlag hat die vom Kuratorium der Festspiele eingesetzte Findungskommission klar gemacht, dass sie nicht gewillt ist, sich auf personelle Unwägbarkeiten oder gar Experimente einzulassen. Auch die beiden anderen Kandidaten standen und stehen für "solide aber wenig innovative Opernarbeit", wie auch das gesamte deutschsprachige Feuilleton in seltener Einstimmigkeit diagnostizierte.

Für Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) gehen die Salzburger Festspiele mit Alexander Pereira "in eine gute Zukunft". "Gerade Festspiele von Weltrang benötigen Persönlichkeiten mit Leitungserfahrung und ausgeprägten Kenntnissen der internationalen Kulturlandschaft", so Schmied laut einer Aussendung. ÖVP-Kultursprecherin Silvia Fuhrmann würdigte Pereiras "wirtschaftliche Kompetenz". Dies sei "in Krisenzeiten ein nicht unwesentlicher Erfolgsfaktor". "Ich finde das eine sehr gute Lösung", reagierte Staatsopern-Direktor Ioan Holender auf die Bestellung. "Die Festspiele sollten zufrieden sein, dass sie einen qualifizierten Mann gefunden haben."

Konzertchef soll an Festspiele gebunden werden
Das Kuratorium würdigte auch den nicht zum Zuge gekommenen Festspiel-Konzertchef Markus Hinterhäuser. Mit seinen intelligenten und durchdachten Konzertprogrammen hat sich Hinterhäuser zum Liebkind der Presse und großer Teile des Publikums gemausert. Man will ihn nun an die Festspiele binden, ohne Hinterhäuser, dessen Vertrag bis 2011 läuft, heute einen konkreten Job anzubieten.

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