Die Überfälle am 16. Dezember 2011 auf die Sparkasse in Walchsee in Tirol und am 25. Jänner 2012 in St. Georgen bei Oberndorf im Salzburger Flachgau liefen nahezu nach dem gleichen Muster ab. Allerdings sei beim zweiten Bankraub die kriminelle Energie des Pensionisten gestiegen, betonte Staatsanwältin Katharina Dirisamer.
"Wenn du Weihnachten erleben willst, sag nichts"
Zu den Bankfilialen fuhr der bisher unbescholtene Angeklagte mit einem Mietwagen. Er war unmaskiert und hielt jeweils einer Angestellten eine Waffe vor. Seinen Angaben zufolge handelte es sich um eine Spielzeugpistole.
Seine Geldforderung untermauerte er mit einem Zettel, den er auf das Schalterpult legte. "Mach keinen Scheiß. Alle Geldscheine außer Valuten. Wenn du Weihnachten noch erleben willst, sag niemandem etwas", stand beim ersten Überfall in Tirol geschrieben. Der 70-Jährige entkam mit 22.900 Euro.
"Sollten Sie einen Alarm auslösen, sind sie tot"
Beim zweiten Coup in Salzburg (siehe Infobox) hieß es auf dem Zettel noch: "Sollten Sie einen Alarm auslösen, sind sie tot." Er stellte auch eine Plastikdose auf das Pult und drohte, er werde mit 400 Gramm Dynamit "alles plattmachen", falls ein Alarm ausgelöst werde. Die Bedienstete steckte ihm 29.400 Euro in einen Rucksack.
Bei seiner Flucht - der 70-Jährige wurde aufgrund eines Tipps des Bankdirektors bereits von der Polizei verfolgt - verlor der Räuber schließlich völlig die Orientierung. In Eggelsberg in Oberösterreich klickten dann für den Mann in einer Sackgasse die Handschellen, das Geld befand sich noch im Rucksack. Die "Bombe" war nur eine Attrappe - in der Dose lagen Zettel und eine Eieruhr.
"Mein Mandant hat planlos und spontan gehandelt"
Die "Spielzeugwaffe" habe er um 11,99 Euro schon vor dem ersten Überfall in einem Kaufhaus in Rosenheim in Deutschland erstanden. "Ich warf sie auf der Flucht in den Schnee", schilderte der Pensionist der vorsitzenden Richterin Katrin Pernestetter. Die "Waffe" ist bislang nicht aufgetaucht.
Mit dem Geld aus dem ersten Coup habe er die Schulden aus dem Zuckergeschäft beglichen, so der Deutsche. Wegen weiterer, privater Schulden - seine aktuellen Außenstände bezifferte er mit rund 92.000 Euro - habe er den zweiten Überfall begangen.
"Mein Mandant hat planlos und spontan gehandelt", sagte Verteidiger Franz Essl. Das Gericht nahm im Zweifel für den Angeklagten an, dass der Pensionist tatsächlich nur eine Spielzeugpistole verwendet hatte. Deshalb wurde er nicht wegen schweren Raubes, sondern "nur" wegen Raubes - Strafrahmen ein bis zehn Jahre - verurteilt. Weder Verteidiger noch Staatsanwältin gaben eine Erklärung ab.
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