Postenbesetzung

ORF-Appell an Politik: Finger weg!

Salzburg
20.07.2016 21:06

Die Intrigen sind schon im Gang: Wer in diversen willfährigen Medien genannt wird, hat schon verloren. Es geht um den Landesdirektor (früher Intendant) des ORF-Studios im Salzburger Nonntal. Denn mit dem Ende der Periode des Generals Alexander Wrabetz enden auch die Funktionszeiten der neun Bundesländer-Chefs.

Die Politik mischt mit und scheitert am Ende doch - nämlich mit ihren Interventionen bei den selbstbewussten Mitarbeitern. Für Salzburg ist derzeit Dipl. Ing. Matthias Limbeck so genannter Stiftungsrat, der mitwählt. Eine unvereinbare Situation, meinen viele, denn Limbeck ist seit Jahren mit der früheren mächtigen Klubchefin der ÖVP, Mag. Gerlinde Rogatsch verheiratet. Selbstverständlich wird die Objektivität bei der Bestellung betont, der jeweilige Landeshauptmann hat ein Anhörungsrecht, wie man das nennt. 1975 bis 1984 war der Literat und Kulinarik-Experte (entdeckte die Brüder Obauer) Rudolf Bayr Intendant. Das Programm in den Bereichen Kultur oder Wissenschaft lief exzellent ab, das Salzburger Nachtstudio erlangte Berühmtheit, die aktuellen Nachrichten sendete man als eine Landesrundschau, ruhig und unaufregend.

Frischer Wind durch Konkurrenzkampf
Doch die Medien-Szene änderte sich mit dem energischen Auftreten der "Salzburg Krone" gewaltig. Es entstand ein Konkurrenzkampf um die besten Storys, Enthüllungsjournalismus war gefragt, Bürgerinitiativen fanden Gehör, der WEB-Skandal wurde aufgedeckt. Als die "Krone" die Verbindungen und Machenschaften des sozialistischen Vizebürgermeisters Prof. Herbert Fartacek enthüllte (es ging um ein subventioniertes Haus für Punker und die von der Tochter des damaligen "SN"-Chefs finanziell geleitete Kultur-Firma) implodierte die Medien-Gesellschaft: Die Einhausung des Mozart-Denkmals mit Einkaufswagerln wurde von der "Krone" als "subventionierter Skandal" bezeichnet. Der ORF sendete daraufhin live vom Mozartplatz und die Attacken gegen die "Krone" nahmen kein Ende (positiver Effekt: unsere Zeitung erlebte in dieser Zeit eine gewaltige Steigerung der Auflage). Urban (und dann die ORF-Unterhaltungschefin Ilse Spadlinek) waren auch Chefs der "Szene Salzburg", die mit ihren gewaltigen Subventionen von Finanzreferent Fartacek in direkter Linie abhängig war (wir erheben keinerlei Beschuldigungen, wir arbeiten mit dem nunmehrigen "Salzburg-2016"-Macher Urban bestens zusammen). Als Franz Schausberger nach Hans Katschthaler an die Macht kam, gefiel ihm die unabhängige Linie von Fritz Urban nicht. Er sollte weg.

Auslöser war ein dramatisch gehaltener Bericht über eine belanglose Jagd in Südtirol: Der eingeladene Salzburger Landeshauptmann hätte den Hirschen mangels Fitness nicht getroffen und dieser sei ihm im zweiten Anlauf sozusagen vor die Flinte getrieben worden. Eine der berühmtesten Karikaturen von Thomas Witzany brachte es in den "SN" auf den Punkt: Das futuristisch aussehende Landesstudio wie eine Kanone, Schausberger am Drücker und aus dem überlangen Geschützrohr flog waagrecht der Intendant. 2002 bis 2007 kam der eher farblose Hubert Nowak nach Salzburg. Doch das Land wurde nach dem Wahl-Desaster der ÖVP am 7. März 2004 von der roten Frontfrau Gabi Burgstaller regiert. Nowak versuchte verzweifelt eine Wiederbestellung, er führte sogar einen kleinen "Wahlkampf," doch die Entscheidung fiel für Siegbert Stronegger. Seine Liebe zu Salzburg dokumentierte Nowak später in einem ausgezeichneten Buch. Unter Stronegger, einem anerkannten und gefragten Kultur-Journalisten, der von der längst eingestellten SP-Zeitung "Salzburger Tagblatt" zum Rundfunk gewechselt war, gab es eine objektive, ausgewogene und gute Berichterstattung ohne persönliche Untergriffe. Für viele war er der wohl beliebteste und beste ORF-Chef.

Da Stronegger für eine Wiederbestellung nicht mehr zur Verfügung stand, fiel die Wahl auf Roland Brunhofer. Der bullige und erfahrene ORF-Reporter aus Oberösterreich war als sozialdemokratischer Betriebsrat in den Augen der Parteipolitiker zwar "punziert", er leistet gute Arbeit und reduzierte vor allem die Kosten im Studio. Viele lang gediente Mitarbeiter verabschiedete Brunhofer mit Abschlagszahlungen in die Pension. Die Argumente gegen Brunhofer gehen ins Private: Salzburg sei nicht der zentrale Mittelpunkt seines Lebens, eine Art "Zweitwohnsitz-Regelung" für einen künftigen ORF-Landeschef kam ins Spiel. Die Beispiele zeigen, dass es für die Politik bei der Bestellung eines neuen ORF-Landesdirektors nur heißen kann: Finger weg! In Zeiten der sozialen Medien-Vernetzung wird jede Intervention ruchbar und öffentlich.

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