Kampf um Mirabell

ÖVP verliert wichtigsten Mann

Salzburg
29.09.2016 11:39

"Staustadt" und "Das ist keine Vögelweiterstraße": Rechtsanwalt Mag. Peter Harlander entwickelte sich zu einem urbanen Turbo in der darniederliegenden Stadt-ÖVP: Salzburgs Schwarze verloren 2014 drei von ihren elf Mandaten und nur noch acht Aufrechte sitzen im 40-löpfigen Gemeinderat. Harlander (42) scheidet aus: Der Mann mit den flotten Sprüchen auf den Taferln (ob im Stau an der Imbergstraße oder beim illegalen "Strich"auf der Vogelweiderstraße) will sich - so heißt es offiziell - seiner Anwaltskanzlei widmen.

Alles bestimmt die gereihte Liste der Partei: Berti Mielach (46), einmal schon Karenz-Vertreter im Rathaus, kommt wieder. Ob er die nervliche Belastung durchhält, ist fraglich: Der sympathische Szene-Wirt musste seinen Job aufgeben: "burn out" verkündete er seinen Freunden auf facebook.

Bürgermeister Heinz Schaden (62) konnte an diesem sonnigen Mittwoch eine Radtour so richtig genießen. Sein designierter Nachfolger Bernhard Auinger (42), Welt-Betriebsrat im Porsche-Konzern bewährte sich in der Konfrontation am Krauthügel: Einige dort wohnende Anrainer bekämpfen seit vielen Monaten die Erweiterung der Mönchsberg-Garage, in dem sie die temporären Baustellen mit Vetos blockieren. Auinger steht klar für eine Stadt, die auf Wirtschaft und Verkehr setzt, ohne die Umwelt zu vernachlässigen. Die Flucht des Weltkonzerns von Hubert Palfinger nach Bergheim (im "sensiblen" Industriegebiet von Kasern, neben der Westbahn, verweigerte der Gestaltungsbeirat den Bau der Firmenzentrale) und der tägliche Ärger der Autofahrer mit den unvermutet auftauchenden kurzen Tempo 40- oder Tempo-30-Zonen auf Haupt-Routen (Aigner Straße) samt dem nicht mehr überblickbaren Schilderwald und den aufgepinselten Hinweisen (Radwege in der Mitte vor Kreuzungen) sind typisch.

Der Bürgermeister-Kandidat steht auch für die "Chef-Linie" bei der Sinnlos-Diskussion um die U-Bahn: Eine aufgegrabene Altstadt mit riesigen Baugruben und zahllosen Aufgängen von Fluchttunnels kann sich Salzburg nicht leisten, ganz abgesehen von den Betriebskosten. Der geniale U-Bahn-Beauftragte Willi Rehberg erwies sich als "alter Fuchs" und zerpflückte innerhalb weniger Wochen mit dem Beispiel des chaotischen Ustraba-Baus in Karlsruhe (die Innenstadt versinkt in Baugruben) alle Argumente der U-Fans. Harald Preuner (57) wird mit Sicherheit Spitzenkandidat. Harlander hätte ihm gefährlich werden können. Dann ist nur noch Claudia Schmidt (52) da: Die EU-Abgeordnete profilierte sich in der Schlangengrube in Brüssel. Wenn Wilfried Haslauer (60) vor der Landtagswahl (diese ist 2018 ein Jahr früher dran als der Gemeinderat 2019, da wegen des Finanzskandals im Land früher gewählt wurde) sich traut, seinen Coup durchzuziehen, übersiedelt Schmidt in die Landesregierung: Hans Mayr (56) soll ein Jahr vor der Wahl abgelöst werden, damit er für seine neue Salzburg-Partei keine öffentliche Plattform hat.

Liebäugeln mit den NEOS
Liberale Kreise (die schwarze Denkfabrik "think tank" ist unter Akademikern beliebt) im Umfeld der Stadt-ÖVP liebäugeln unverfroren mit einem Zusammengehen mit den NEOS: "Ein urbaner Frischeschub würde uns weiter bringen." Der Ehemann der pinken Stadträtin Barbara Unterkofler (Tochter der Ex-ÖVP-Landesrätin Maria Haidinger) ist Chef der Industriellenvereinigung, Internist und Klubchef Sebastian Huber scheint immer für neue Diagnosen aufgeschlossen. Dazu müsste aber die Kandidaten-Liste der Stadt-ÖVP nach dem Reißverschluss-Prinzip schwarz/ pink/schwarz) aufgestellt werden. Bei acht Gemeinderäten ist das aussichtslos.

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