"Fall geklärt"

Nach Messermord im Pongau: Weitere vier Festnahmen

Salzburg
16.09.2011 13:31
Der tödliche Streit innerhalb einer türkischstämmigen Großfamilie im Salzburger Pongau ist für die Polizei geklärt. Nach der Festnahme des 17-jährigen mutmaßlichen Täters kurz nach dem Mord am späten Montagabend in Bischofshofen nahmen die Ermittler nun auch vier weitere Beteiligte fest. Es handelt sich dabei um den Cousin des Teenagers und drei weitere türkischstämmige Personen, die der 17-Jährige vor der Bluttat in einem Lokal in Hallein angeheuert hatte und die die Opfer großteils gar nicht kannten.

Mit diesen vier Komplizen wollte der Bursche die Mutter "verteidigen", auf die sein 39-jähriger – bei der Messerstecherei schwer verletzter – Onkel ein Auge geworfen hatte. Dass der Onkel ein Verhältnis mit der Mutter des Tatverdächtigen anbahnte, diese aber keine Beziehung mit dem Mann eingehen wollte, habe der 17-Jährige mitbekommen, schilderte Oberst Albert Struber, Leiter des Landeskriminalamtes Salzburg, am Freitag den Auslöser der Tat. Der Onkel ist mit der Schwester dieser Frau verheiratet – gemeinsam mit einem um ein Jahr älteren Cousin beschloss der Teenager deshalb laut Polizei, den Onkel zu töten.

Drei völlig Unbekannte angeheuert
Das Duo heuerte dazu in einem Lokal in Hallein drei junge Türken im Alter von 17 bis 19 Jahren an, die es bis dahin gar nicht gekannt hatte. Beide schilderten ihre Pläne, und der Neffe kündigte an, seinen Onkel zu erstechen. Als er dann auch noch das Küchenmesser – die spätere Tatwaffe – herzeigte, veranlasste dies einen der drei, von zu Hause noch einen Teleskop-Schlagstock zu holen. Gemeinsam fuhren die Burschen dann zum Verkaufsplatz des Autohauses im Ortsteil Mitterberghütten, wo der 17-Jährige mit seinem Onkel eine Aussprache vereinbart hatte, und versteckten sich.

Zunächst wartete dort lediglich die Schwester des 17-Jährigen. Kurz darauf kam die Frau des Onkels, und die beiden Frauen begannen einen Streit, der bald in Tätlichkeiten ausartete. Da kamen dann der Onkel und dessen Vater dazu, und als sich diese einmischten und dem Mädchen eine Ohrfeige verpassten, eilte der Jugendliche herbei und stach sofort zu. In diesem Augenblick kamen auch die anderen aus ihrem Versteck und gingen mit den Fäusten auf die beiden Männer los. Einer der Halleiner schlug mit dem Teleskop-Schlagstock dem bereits im Sterben befindlichen 58-Jährigen auf den Hinterkopf, und zwar mit "solch einer unwahrscheinlichen Wucht, dass der 30 bis 40 Zentimeter lange Schlagstock brach", so Struber.

Struber: "Gewaltbereitschaft und Brutalität enorm"
Auch auf den flüchtenden Onkel schlugen die Burschen noch wie wild ein – dieser überlebte aber mit acht Messerstichen nach einer Notoperation im Krankenhaus Schwarzach. "Was mich besonders erschüttert, ist, dass sich Jugendliche anheuern lassen, die sich gar nicht kennen. Die Gewaltbereitschaft und Brutalität ist enorm", zeigte sich Struber trotz seiner langjährigen Polizei-Erfahrung sichtlich betroffen. Der Tathergang habe erst in sehr mühsamer Ermittlungsarbeit und mit sehr vielen Vernehmungen rekonstruiert werden können. Im Wesentlichen seien alle Verdächtigen geständig, zwei der drei angeheuerten Türken waren laut Struber auf jeden Fall auch aktiv an der Tat beteiligt, beim dritten soll dies durch die Spurensicherung geklärt werden – Geld hätten sie für ihre Hilfe jedenfalls keines erhalten.

Gegen das Trio und den Cousin, die alle am Donnerstag verhaftet wurden, wird wegen Beihilfe zum Mord und Mordversuchs ermittelt, sagte der LKA-Chef. Der mutmaßliche Mörder hatte nach der Tat selbst die Polizei verständigt. Er gestand, rechtfertigte sich aber damit, dass er in Notwehr gehandelt habe, was aber für die Polizei nicht sehr glaubwürdig erscheint, weil die beiden Opfer nach bisherigem Wissensstand nicht bewaffnet waren.

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