Die Beschreibung legt alles schonungslos offen: Die alte Kranken- und Pflegestation entspricht "keinem zeitgemäßen Standard" mehr. Es herrscht "Substandard: Mehrbettzimmer, nur ein Bad und zwei WC für 15 Bewohner", hielt die Abteilung Seniorenheime wenige Tage nach der Wahl im März 2009 fest. Auch dieses erschütternde Papier hat die Politik sofort in den Schubladen verschwinden lassen.
Die Pläne für eine Totalrenovierung waren fertig – 8,1 Millionen Euro hätte die Stadt dafür ausgeben müssen. Doch davon ist keine Rede mehr: "Wegen der angespannten finanziellen Lage der Stadt" wurde der Umbau "trotz Dringlichkeit um einige Jahre zurückgestellt", berichtete das Kontrollamt zuletzt. Dabei ist der Betrieb der Pflege- und Krankenstation nur noch "voraussichtlich bis 2012 möglich", hieß es im Magistrat schon 2009.
29 Betten im Nonntal nicht belegt
Den Senioren wird weiterhin Unerträgliches zugemutet – wie im Nonntal. In die viel zu kleinen Zimmer (oft nur 14 Quadratmeter inklusive Bad!), wo Böden und Wannen häufig kaputt sind, will keiner mehr einziehen. "Standardbedingt" werden diese Quartiere "nicht mehr nachgefragt". 29 Plätze waren deshalb nicht belegt… "Unfassbar, dass derartige Berichte vertuscht wurden", wettert Andreas Schöppl, FP-Chef im Gemeinderat.
Türen in Liefering zu schmal
Noch ein Beispiel: Im Seniorenheim Liefering ist im Erdgeschoss von Haus 2 eine Pflegestation untergebracht. Dort leben 24 "physisch kranke Senioren mit hohen Pflegestufen" in insgesamt elf Räumen. Dazu stellt das Amt trocken fest: "Bei einer Verbreiterung der Eingangstüren würden diese Zimmer auch pflegegerecht werden." Das bedeutet: Die Türen sind jetzt zu schmal, um ein Pflegebett durchzuschieben. Im Notfall, etwa bei einem Brand, wären die betagten Pflegefälle hilflos gefangen! Das wurde schon 2007 festgestellt – aber auch der brisante Bericht blieb seither strikt geheim.
von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung
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