Fall für die Justiz

Krimi um toten Hirschen

Salzburg
25.04.2016 18:55

Vorsicht, hier wird scharf geschossen: Was sich derzeit in der Lungauer Gemeinde Muhr abspielt, liest sich wie der Plot eines Landkrimis. Im Mittelpunkt: Ein toter Rothirsch ohne Kopf und abgebrochenen Hinterlauf, ein verärgerter Polizeikommandant, wütende Jäger und ein Brief an den Bürgermeister, der Fragen aufwirft.

1. Kapitel: Am 11. Jänner erstattete ein Jäger Anzeige bei der Polizei. Im Gemeindejagdgebiet Muhr, Ortsteil Schellgaden, habe er einen toten Hirschen aufgefunden. Erschossen. Der Schaden zum Nachteil der Hegegemeinschaft beläuft sich auf 1500 Euro.

2. Kapitel: Am 29.Jänner wendet sich der zuständige Jagdleiter an die Polizei und gibt zu Protokoll, dass der Jäger, der den toten Hirsch gefunden habe, anschließend dessen Kopf entfernt habe. Er selbst habe den Hirschkadaver am Auffindetag auch begutachtet und einen abgebrochenen Hinterlauf entdeckt, eine Verletzung, die schon vor dem gewaltsamen Tod eingetreten sein muss. Somit liegt der Verdacht nahe, dass es sich nicht um Wilderei, sondern um einen Hegeabschuss gehandelt haben könnte. Daher sei das tote Tier kein Fall für die Polizei, sondern für die Jagdkommission. Deren Obmann ist der ehemalige Vizebürgermeister von Muhr, Stefan Lechner.

3. Kapitel: Das sieht die Polizei anders. und beruft sich auf Ein- und Austrittwunden am Kadaver. Zudem hatte sich bislang kein Jäger gemeldet, der für den Schuss verantwortlich ist. Sie macht den Verdacht der Wilderei per Aussendung öffentlich.

4. Kapitel: Der Jagdleiter und der Obmann der Jagdkommission erstatten daraufhin Anzeige gegen die zuständige Polizeidienststelle nach §101 Salzburger Jagdgesetz. Der Vorwurf: Die Polizei hätte ohne Einbindung der zuständigen Jagdeigentümer und der Jagdleitung Ermittlungen durchgeführt. Eine Verwaltungsübertretung.

5. Kapiel: Das sieht die Polizei anders. Vor wenigen Wochen dann flattert ein Brief ins Rathaus Muhr, Absender ist ein Polizeikommandant. Das Schreiben trägt auch den Briefkopf der Polizei. Darin wehrt er sich gegen die Vorwürfe der Jägerschaft. Pikant ist der letzte Absatz des Briefes, der der "Krone" vorliegt: "Ich ersuche dich, als Bürgermeister der Gemeinde Muhr, den Obmann der Jagdkommission, Stefan Lechner, rechtlich zu belehren und darauf hinzuweisen, dass in dieser Form eine Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Polizei nicht funktionieren kann."

6. Kapitel: Obmann Lechner ist stinksauer: "Diese Angriffe werde ich in keinster Weise auf mir ruhen lassen und werde, wenn nötig, rechtliche Schritte gegen den Verfasser des Briefes einleiten." Es geht ihm auch um die Klärung der Frage, ob das Verwenden eines Polizeibriefkopfes hier legitim war. Er bittet jetzt die Landespolizeidirektion um Prüfung des Vorfalls.

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