"Neues" von Mozart

Fund im Archiv der Stiftung Mozarteum

Salzburg
02.08.2009 11:13
Zwei bisher unbekannte Klavierstücke von Wolfgang Amadeus Mozart sind entdeckt worden. Die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg hat im Nannerl-Notenbuch, das sich seit 1864 im Besitz der Stiftung befindet, einen Konzertsatz und ein Präludium des jungen Mozart identifiziert. Die 18 Musikstücke dieses Notenbuches waren bisher teilweise Vater Leopold zugeschrieben oder galten als anonym. Der 75-taktige, fünf Minuten lange Klavierkonzertsatz sowie das einminütige Präludium für Klavier kann jetzt aber aufgrund einer Indizienkette "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" Wolfgang Amadeus zugeschrieben werden.

Am Sonntag wurden beide Klavierstücke im Tanzmeistersaal von Mozarts Wohnhaus erstmals öffentlich präsentiert. Beide Musikstücke sind in der Handschrift von Vater Leopold verfasst. "Aber weder der Kompositionsstil noch die flüchtige, mit Korrekturen versehene Handschrift passen zu Leopolds Urheberschaft", argumentierte Ulrich Leisinger, Mozart-Forscher in der Stiftung Mozarteum. "Viel nahe liegender ist, dass Wolfgang Amadeus seinem Vater diese Komposition auf dem Klavier vorgespielt hat, der es dann für den im Notenschreiben noch ungeübten Wolfgang aufgeschrieben und nachträglich korrigiert hat."

"Lang Lang wird seine Freude daran haben"
Vater Leopold habe nie derart halsbrecherisch virtuose und für die Zeit um 1763/1764 unüblich schwierige Klavierparts geschrieben, bei dem der Solist die Hände kreuzen und wild über die Tastatur springen lassen muss, sagte Leisinger. "Lang Lang wird seine Freude daran haben, aber viel von diesem Virtuosen-Hokuspokus wäre für die musikalische Idee gar nicht nötig gewesen. Da hat sich ein junger Musiker ausgetobt um zu zeigen, was er kann. Außerdem enthält der Satz echte kompositionstechnische Fehler und Ungeschicklichkeiten, die dem Routinier Leopold niemals passiert wären."

Anekdote als Indiz
Ein weiteres Indiz für Wolfgang Amadeus' Urheberschaft ist die verbürgte Anekdote, in der der Salzburger Hoftrompeter und enge Freund der Familie, Johann Andreas Schachtner, 1792 berichtet, dass Leopold, der die Noten erst kritisch, dann gerührt begutachtete, sich schließlich mit folgenden Worten an Schachtner wandte: "Sehen sie, wie alles richtig und regelmässig gesetzt ist, nur ists nicht zu brauchen, weil es so ausserordentlich schwer ist, daß es kein Mensch zu spielen im Stande wär", worauf Wolfgang entgegnet haben soll: "Drum ists ein Concert, man muß so lang exercieren, bis man es treffen kann".

"Bei dem hochvirtuosen Molto Allegro in G-Dur sind nur die Soloabschnitte der Cembalostimme notiert, während die Orchesterritornelle fast vollständig ausgespart sind. Somit ist der Satz in der überlieferten Form kaum aufführbar. Der Harvard-Professor und Pianist Robert Levin hat im Auftrag der Stiftung den fehlenden Orchester-Part dieses Konzertsatzes, also Stimmen für zwei Geigen und Bass, dazu komponiert. "Es ist verhältnismäßig leicht möglich, aus den Soloabschnitten die fehlenden Orchesterritornelle zu rekonstruieren", so Levin.

Musikstücke zum Download
Der Salzburger Musiker Florian Birsak hat die Musikstücke auf Mozarts originalem Hammerflügel im Mozart-Wohnhaus in Salzburg erstmals zu Gehör gebracht. Eine Einspielung mit Birsak auf Cembalo steht zum Audio-Download bereit (siehe Infobox). Ein Faksimile der neu identifizierten Mozart-Werke ist zum Preis von 12 Euro ebenfalls erhältlich. Im Herbst 2009 erscheint das gesamte Nannerl-Notenbuch im Faksimile mit Birsaks Einspielung aller Stücke im Rahmen der "Denkmäler der Musik in Salzburg" beim Strube Verlag München.

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