"Keine Absicht"

Freispruch für 27-jährigen Holzknecht von Mordvorwurf

Salzburg
06.04.2011 09:14
Hat ein 27-jähriger Holzarbeiter einen 36-jährigen Berufskollegen aus Mondsee (Oberösterreich) bei einer Rauferei in Adnet (Tennengau) getötet und die Leiche mit Hilfe eines Freundes in die nahe gelegene Wiestal-Schlucht geworfen? Diese Frage wurde am späten Dienstagabend am dritten Prozesstag von Geschworenen einstimmig verneint. Sie befanden den Angeklagten aus Adnet mit 6:2 Stimmen der versuchten, absichtlich schweren Körperverletzung für schuldig. Er erhielt 24 Monate teilbedingte Haft, davon acht Monate unbedingt. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Der 42-jährige Zweitangeklagte wurde am Dienstag wegen falscher Beweisaussage in dieser Causa zu sechs Monaten bedingter Haft ebenfalls rechtskräftig verurteilt. Von dem Vorwurf einer "Störung der Totenruhe" wurden beide Beschuldigten freigesprochen. Der Erstangeklagte konnte nach dem Prozess nach Hause gehen, weil er die unbedingte Strafe durch die U-Haft schon verbüßt hatte.

27-Jähriger bestritt absichtliche Tötung
Es handelte sich um einen Indizienprozess, zwingende Beweise für einen Mord lagen nicht vor. Auch das gerichtsmedizinische Gutachten konnte keine klaren Aussagen treffen. Die Tat soll sich in der Nacht auf den 26. Oktober 2008 während eines Trinkgelages unter drei Holzarbeitern auf einem Bauernhof ereignet haben.

Der 27-jährige Holzarbeiter bekannte sich zur absichtlich schweren Körperverletzung schuldig, bestritt aber eine absichtliche Tötung durch eine Vielzahl heftiger Tritte mit festem Schuhwerk in die Burst- und Bauchregion, wie ihm Staatsanwalt Tomas Schützenhofer vorgeworfen hatte.

Mann sei selbst in den Almsbach gefallen
Angeklagt war auch der dritte "Kumpel": Der 42-jährige Holzarbeiter aus dem Tennengau soll die Leiche gemeinsam mit dem Hauptbeschuldigten in die nahe gelegene, 50 Meter tiefe Wiestal-Schlucht geworfen haben, um die Tat zu verschleiern. Doch die zwei Angeklagten wiesen diesen Vorwurf vehement zurück.

Sie sagten, der Mann habe nach dem Streit den Hof zu Fuß in Richtung Wiestal-Landesstraße verlassen und sei womöglich selbst in den Almbach gefallen - was der Staatsanwalt wiederum als "absurd" bezeichnete. Er könne sich nicht vorstellen, dass ein Schwerverletzter bei stockdunkler Nacht und drei Grad Außentemperatur 460 Meter weit über einen steilen Güterweg zur Wiestal-Straße absteige und dann "bei einer der ganz wenigen dafür geeigneten Stellen bis auf den Grund der Schlucht hinabstürzt".

Keine klare Aussage über Ursache der Verletzungen
Der 36-jährige Holzarbeiter wurde drei Tage später tot in der Klamm entdeckt. Gestorben ist er laut Gerichtsmediziner Fabio Monticelli an einem Polytrauma, herbeigeführt durch die vielen Verletzungen am Brustkorb. Eine klare Aussage über die Ursache der Verletzungen konnte er nicht machen. Der Leichnam habe massive Hämatome aufgewiesen, die von stumpfen Gewalteinwirkungen stammten. Diese könnten von heftigen Tritten verursacht worden sein. Es sei möglich, aber nicht sicher, dass die Tritte tödlich waren. Es sei auch nicht auszuschließen, dass der Holzarbeiter den Bauernhof lebend verlassen und sich die tödlichen Verletzungen durch einen Sturz zugezogen habe.

Der Verteidiger des Erstangeklagten, Franz Essl, vermutete, dass der Mondseer beim Versuch zu urinieren über die Leitplanke gestürzt sei. Der Anwalt verwies auf ein Privatgutachten, das die Absturz-Variante untermauerte. Unbestritten war bei dem Prozess, dass die drei Holzarbeiter an jenem Abend in der Werkstätte des Bauernhofes reichlich Alkohol getrunken hatten. Schließlich waren die Stänkereien zwischen dem späteren Opfer und dem 27-Jährigen eskaliert.

"Ein paar Fotzen gegeben"
Nach den Schilderungen des Mordverdächtigen spielte sich Folgendes ab: Er habe dem "stark rauschigen" Mondseer ein paar Fotzen gegeben, ihn zu Boden geschmissen, ihm ein paar Tritte mit den Hausschlapfen verpasst, auf den Oberkörper geschlagen und auch sein Hemd zerrissen. Der 36-Jährige sei dann aufrechten Ganges und grußlos gegangen und nicht wiedergekommen. Diese Version bekräftigte auch der 42-jährige Tennengauer.

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