Schwere Vorwürfe

Ex-Geschäftsführer der Firma Roco nun endlich vor Gericht

Salzburg
09.10.2009 13:57
Nach mehreren Anläufen ist am Freitag am Landesgericht Salzburg der Strafprozess gegen den Ex-Geschäftsführer des Salzburger Modelleisenbahn-Herstellers Roco, Peter Maegdefrau, gestartet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-jährigen deutschen Staatsbürger das Vergehen der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und teils versuchte, teils vollendete betrügerische Krida mit einem Schaden von zumindest rund 87.500 Euro vor.

Maegdefrau bekannte sich "nicht schuldig". Der Prozess wurde am Nachmittag zur Einvernahme von Sachverständigen und Zeugen vertagt. Der Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Lisa Bauer vernahm am Freitag nur den Angeklagten. Die Anhörung von Zeugen und Sachverständigen wird an den weiteren Verhandlungstagen erfolgen. Im Frühjahr waren mehrere Prozesstermine geplatzt, zweimal war der Angeklagte nicht vor Gericht erschienen.

Am Freitagvormittag wirkte der unbescholtene Vater von drei minderjährigen Kindern sehr gefasst. Kurz vor der Verhandlung erklärte er erneut gegenüber Journalisten, er fühle sich um seine gesamte Existenz gebracht und betrogen. Deshalb hoffe er, dass in dem Prozess jetzt alles zur Sprache komme.

Unternehmen 2005 in den Konkurs getrieben
In seinem Anklagevortrag erläuterte Staatsanwalt Robert Holzleitner, dass der Diplom-Wirtschaftsingenieur die Roco-Gruppe im Frühjahr 2002 übernommen hatte. "Es war damals ein positiv bilanzierendes Unternehmen." Im Sommer 2005 schlitterte Roco in den Konkurs. Rund 800 Gläubiger von Roco meldeten 53 Millionen Euro an Forderungen an.

Maegdefrau habe Mitschuld an dem Konkurs, so Holzleitner. Er habe die Zahlungsunfähigkeit grob fahrlässig herbeigeführt, einen übermäßig personellen Aufwand betrieben und versucht, Firmen-Vermögensanteile beiseitezuschaffen. Ein Privatbeteiligtenvertreter erklärte, dass dem Raiffeisenverband ein Schaden von mehreren Millionen Euro verblieben sei.

Zahlreiche Ungereimtheiten
Unter dem Punkt "betrügerische beziehungsweise versuchte betrügerische Krida" warf der Staatsanwalt dem Angeklagten vor, er habe 2005 eine 77.000 Euro hohe Rechnung von seiner Werbeagentur auf sein Privatkonto überwiesen. Weiters habe er versucht, 94.000 Euro an Repräsentations- und Reisekosten aus dem Firmenvermögen an das Privatkonto zu transferieren. Die Überweisung sei aufgrund des Konkurses allerdings nicht mehr durchgeführt worden.

Zudem soll Maegdefrau im September 2004 Maschinen im Wert von 11.000 Euro verkauft, aber nur 1.000 Euro verbucht haben. Der "vorsätzliche Differenzschaden" betrage 10.000 Euro, rechnete Holzleitner vor. Weiters soll der Angeklagte Patente nicht auf die Roco-Gesellschaft, sondern auf sich selbst angemeldet haben. Den Schaden bezifferte der Staatsanwalt mit 92.000 Euro.

Anwalt versucht sich in Erklärungen
Dass Werbetätigkeiten des Unternehmens über eine Agentur liefen, habe Roco bereits vor Maegdefraus Geschäftsführung so gehandhabt, erklärte Verteidiger Herbert Magreiter. "Es fanden keine private Überweisungen statt", ergänzte der Angeklagte. "Für Roco ist kein Schaden entstanden. Zum Teil ist es nicht mehr zu den Leistungen gekommen, weil der Konkurs dazwischengekommen ist. Ich selbst bin auf 40.000 Euro sitzengeblieben."

Alle Honorare, auch jene für Reise- und Präsentationskosten, seien berechtigt gewesen. Er habe neue Finanzierungspartner gesucht. Diese zusätzliche Aufwendungen fielen nicht unter die normalen Geschäftsführer-Tätigkeiten, rechtfertigte sich der 47-Jährige. Sein Anwalt führte weiters aus, sein Mandant habe die Patentrechte von der früheren Gesellschafterin gekauft und übernommen, diese seien nie im Roco-Unternehmen gewesen.

"Neufinanzierung wurde vereitelt"
Zum Vorwurf der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sagte der Verteidiger, Raiffeisen habe sich in der mit Maegdefrau am 29. April 2005 getroffenen Grundsatzvereinbarung bereiterklärt, zwecks Liquidität entsprechende Kredite zur Verfügung zu stellen. "Diese wurden jedoch zur Überraschung von Maegdefrau vorzeitig und rechtswidrig fällig gestellt." Nach der Vereinbarung hätte er 20 Monate Zeit gehabt, um eine Neufinanzierung durchzuführen, betonte der Angeklagte. "Das ist vereitelt worden."

Zum Verkauf der Maschinen meinte der Anwalt, ihr Preis sei bei der Räumung des Firmensitzes so gedrückt worden, dass "letztendlich 1.000 Euro übriggeblieben sind." Ein Laienrichter wollte wissen, ob der Manager im Frühjahr 2005 nicht auf der Kostenbremse gestanden sei. "Nein, wir waren umsatzmäßig im ersten Quartal drei bis vier Prozent unter dem Plan", antwortete Maegdefrau. Er hat den Raiffeisenverband heuer auf 38 Millionen Euro Schadensersatz geklagt.

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